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Würzburg/Schweinfurt
Krawatte ist nicht alles, Digitalisierung schon: Das hat Unterfrankens neuer IHK-Chef Sascha Genders vor
Die IHK Würzburg-Schweinfurt bekommt zum Jahreswechsel einen neuen Hauptgeschäftsführer.  Was der Mann an der Spitze will und was ihn mit Eintracht Frankfurt verbindet.
Als neuer Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt will Sascha Genders die Zukunft der regionalen Wirtschaft sichern.
Foto: Patty Varasano | Als neuer Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt will Sascha Genders die Zukunft der regionalen Wirtschaft sichern.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:24 Uhr

Am 31. Dezember 2022 endet in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt eine Ära: Nach 18 Jahren als Hauptgeschäftsführer geht Ralf Jahn in den Ruhestand und macht Platz für Sascha Genders.

Der Volkswirt war seit Anfang 2020 bereits Jahns Stellvertreter, insofern ist der Chefwechsel am 1. Januar 2023 nicht überraschend. Zumal sich Genders in den vergangenen Monaten häufig namens der Kammer in der Öffentlichkeit zu regionalen Wirtschaftsthemen geäußert hat.

Im Interview zeigt der neue Hauptgeschäftsführer, wohin er die IHK und die mainfränkische Wirtschaft steuern will. Die Herausforderungen sind enorm. Und vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen wird vor allem 2023 als besonders schwieriges Jahr gesehen.

Frage: Herr Genders, vervollständigen Sie bitte diesen Satz: "Ich wollte IHK-Hauptgeschäftsführer werden, weil…"

Sascha Genders: …ich an höchstverantwortlicher Position die Chance habe, die Wirtschaftsregion Mainfranken weiterzuentwickeln.

Wohin soll sich die Wirtschaftsregion entwickeln? Mainfranken ist doch eine Insel der Glückseligen.

Genders: In der Tat, unserer Region geht es gut. Nichtsdestotrotz sind die aktuellen Herausforderungen vielfältiger als in den vergangenen Jahrzehnten: Energiekrise, Lieferketten-Engpass, digitale Transformation, Fachkräftemangel, Pandemie, Krieg in Europa. Mit all dem muss man arbeiten, damit Mainfranken in 25 oder 30 Jahren noch genauso gut dasteht wie heute.

Was wird Ihre erste nennenswerte Amtshandlung als Hauptgeschäftsführer sein?

Genders: Erster wesentlicher Punkt im neuen Jahr wird sicherlich am 26. Januar die Konstituierung unseres neuen Ehrenamtes sein mit all den Gremien und Ausschüssen, die sich danach bilden.

Sie meinen die IHK-Vollversammlung, die dann turnusgemäß gebildet wird, und die Wahl des neuen ehrenamtlichen IHK-Präsidenten oder der neuen Präsidentin.

Genders: Genau. Inhaltlich wird es sicherlich das Thema Digitalisierung sein. Vor drei, vier Monaten hat die IHK eine Arbeitsgruppe mit dem Slogan #digital ins Leben gerufen, um das Thema der digitalen Transformation innerhalb der IHK weiter voranzutreiben. Die Digitalisierung wird im nächsten Jahr und darüber hinaus sicherlich das sein, was uns umtreiben wird.

Sie haben die aktuellen Krisen angesprochen. 2023 soll für die deutsche Wirtschaft ein besonders heikles Jahr werden. Es gibt bessere Bedingungen für einen Start als IHK-Chef.

Genders: Völlig richtig. Unsere letzte Konjunkturauswertung hat ja schon gezeigt, dass wir uns noch auf einem relativ guten Niveau befinden, dass aber der Ausblick eher dunkelschwarz wird. Natürlich gibt es aus rein wirtschaftlicher Sicht für unsere Mitgliedsbetriebe ein schöneres Umfeld. Trotzdem bekommen wir von diesen Betrieben gespiegelt, dass sich gerade auch bei Digitalisierung und Nachhaltigkeit Potenziale ergeben. Deswegen: In jeder Krise liegt auch eine Chance. Unser Job muss sein, den Betrieben dabei die Tür zu öffnen und zu zeigen, welcher Mehrwert aus all den Herausforderungen gewonnen werden kann.

Wie werden Sie als IHK-Chef sein?

Genders: Ehrlich, transparent und Teil eines Teams.

Sie tragen während dieses Gesprächs keine Krawatte. Werden Sie auch ein Chef ohne Krawatte sein?

Genders: Das hängt davon ab, was Sie mit Krawatte assoziieren. Letztendlich ist die Sache entscheidend und nicht immer allein das Äußere.

"In jeder Krise liegt auch eine Chance."
Sascha Genders über die aktuelle Wirtschaftslage
Sie lösen Ralf Jahn als Hauptgeschäftsführer ab. Er hat die Aura eines hochgradig seriösen Wirtschaftsprofessors. Sind Sie die hemdsärmeligere Variante oder sozusagen der Sportler-Typ?

Genders: Ich würde Herrn Jahn Unrecht tun, wenn ich ihn als nicht-sportlich tituliere. Gerade mit Blick auf seine Affinität für den Fußball, die ich teile – allerdings eher passiv.

Ihr Lieblingsverein?

Genders: Als gebürtiger Hesse habe ich mich sehr über den Europa-League-Titel der Frankfurter Eintracht gefreut.

Zeigten im Juli  2022 die zum Jahreswechsel anstehende Stabübergabe an der Spitze der IHK in Würzburg: (von rechts) Hauptgeschäftsführer Ralf Jahn, der ehrenamtliche Präsident Klaus-D. Mapara und Jahns Nachfolger Sascha Genders.
Foto: Marcel Gränz/IHK | Zeigten im Juli  2022 die zum Jahreswechsel anstehende Stabübergabe an der Spitze der IHK in Würzburg: (von rechts) Hauptgeschäftsführer Ralf Jahn, der ehrenamtliche Präsident Klaus-D.
Zurück zu Ihrem Image: Sind Sie als IHK-Chef also eher ein hemdsärmelig-sportlicher Typ und weniger ein Wirtschaftsprofessor?

Genders: Das eine schließt das andere ja nicht aus. Als promovierter Volkswirt habe ich natürlich ökonomischen Sachverstand. Dynamisch, agil – das ist auch alles drin. Mir ist wichtig, dass wir in der IHK ein Team, ein Haus sind.

Was wird Sie als IHK-Chef auf die Palme bringen?

Genders: Generell ist mir wichtig, dass jemand motiviert und engagiert ist in seinem Job. Egal, was er tut. Was mich nicht auszeichnet, ist eine Laissez-faire-Haltung.

Wie viele Stunden hatte bislang Ihr Arbeitstag? Wie viele wird er als Hauptgeschäftsführer haben?

Genders: Das hängt davon ab, ob Sie meine Frau fragen oder mich (lacht). Ich bin zurzeit sicher nicht unter zehn Stunden am Tag tätig. Das wird zukünftig nicht weniger werden. Die vergangenen drei Jahre als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK waren auch schon gefüllt mit Abend- und Wochenendterminen. Für mich kein Problem. Wenn man Motivation und Freude an der Arbeit mitbringt, ist es letztendlich egal, zu welcher Tageszeit man dienstlich unterwegs ist.

"Das Eintrittsalter in die gesetzliche Rente ist ja klar. Bis dato ist das meine Zielmarke."
Sascha Genders auf die Frage, wie lange er in Würzburg IHK-Hauptgeschäftsführer bleiben will
Mainfrankens Wirtschaft zeichnet sich durch zwei Gegengewichte aus: auf der einen Seite der von Dienstleistern dominierte Großraum Würzburg, auf der anderen Seite der Raum Schweinfurt mit seinen großen Industrie-Adressen. Welcher von beiden hat mehr Zukunft?

Genders: Beide haben Zukunft. Darüber hinaus der gesamte Wirtschaftsraum, nicht nur Schweinfurt und Würzburg. Denn die klassische Industrie und den klassischen Dienstleister gibt es ja gar nicht mehr. Das ist alles fließend. Nicht allein die Klassifizierung macht Unternehmen zukunftsträchtig.

Gerade die Corona-Pandemie hat beschleunigt, dass manche Branchen ins Trudeln geraten sind. Die kleinen Bäckereien und Metzgereien sterben aus, die Gastronomie hängt durch: Was wollen Sie als IHK-Hauptgeschäftsführer dagegen tun?

Genders: Das Themenfeld ist relativ umfänglich, was wir als IHK bereits machen und noch tun werden. Wir haben uns eine Reihe von Hausaufgaben über das Thema Digitalisierung hinaus gegeben. Dazu gehören Regionalisierung, Sichtbarkeit der Region Mainfranken und dass die IHK Dienstleister für die Unternehmen ist. Jedes Mitglied hat den gerechtfertigten Anspruch, dass wir an seiner Seite stehen. Da ist es wichtig, gerade auch den Branchen zu helfen, denen es gerade nicht so gut geht.

Sie sind 43 und schon Chef einer IHK. Was kommt danach? Von was träumen Sie nun?

Genders: Weil wir es vorhin von Fußball hatten: von der Deutschen Meisterschaft der Frankfurter Eintracht (lacht). Jetzt gilt es, die Möglichkeiten zu nutzen und als Hauptgeschäftsführer erfolgreich zu sein.

Anders gefragt: Wie lange werden Sie Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt sein?

Genders: Das Eintrittsalter in die gesetzliche Rente ist ja klar. Bis dato ist das meine Zielmarke.

Sascha Genders

Der Ökonom, in Fulda geboren, hat von 2000 bis 2005 an der Würzburger Universität Volkswirtschaftslehre und europäisches Recht studiert. Danach war er u.a. wissenschaftlicher Mitarbeiter am VWL-Lehrstuhl des Wirtschaftsweisen Prof. Peter Bofinger.
2008 ging Genders zur mainfränkischen IHK, wo er 2020 stellvertretender Hauptgeschäftsführer wurde. Zuletzt war der 43-Jährige u.a. für die Bereiche Unternehmensgründung und Standortentwicklung zuständig. Außerdem veröffentlichte Genders 2020 als Autor ein Buch über soziale Verantwortung von Unternehmern (Corporate Social Responsibility, kurz CSR) und Nachhaltigkeit. 
Als Hauptgeschäftsführer ist Genders Chef von 136 IHK-Beschäftigten. Im Gegensatz zum jeweiligen IHK-Präsidenten (Ehrenamt) ist ein Hauptgeschäftsführer Angestellter der Kammer. Der IHK Würzburg-Schweinfurt gehören 69.000 Betriebe an.
aug
 
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