Am 31. Dezember 2022 endet in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt eine Ära: Nach 18 Jahren als Hauptgeschäftsführer geht Ralf Jahn in den Ruhestand und macht Platz für Sascha Genders.
Der Volkswirt war seit Anfang 2020 bereits Jahns Stellvertreter, insofern ist der Chefwechsel am 1. Januar 2023 nicht überraschend. Zumal sich Genders in den vergangenen Monaten häufig namens der Kammer in der Öffentlichkeit zu regionalen Wirtschaftsthemen geäußert hat.
Im Interview zeigt der neue Hauptgeschäftsführer, wohin er die IHK und die mainfränkische Wirtschaft steuern will. Die Herausforderungen sind enorm. Und vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen wird vor allem 2023 als besonders schwieriges Jahr gesehen.
Sascha Genders: …ich an höchstverantwortlicher Position die Chance habe, die Wirtschaftsregion Mainfranken weiterzuentwickeln.
Genders: In der Tat, unserer Region geht es gut. Nichtsdestotrotz sind die aktuellen Herausforderungen vielfältiger als in den vergangenen Jahrzehnten: Energiekrise, Lieferketten-Engpass, digitale Transformation, Fachkräftemangel, Pandemie, Krieg in Europa. Mit all dem muss man arbeiten, damit Mainfranken in 25 oder 30 Jahren noch genauso gut dasteht wie heute.
Genders: Erster wesentlicher Punkt im neuen Jahr wird sicherlich am 26. Januar die Konstituierung unseres neuen Ehrenamtes sein mit all den Gremien und Ausschüssen, die sich danach bilden.
Genders: Genau. Inhaltlich wird es sicherlich das Thema Digitalisierung sein. Vor drei, vier Monaten hat die IHK eine Arbeitsgruppe mit dem Slogan #digital ins Leben gerufen, um das Thema der digitalen Transformation innerhalb der IHK weiter voranzutreiben. Die Digitalisierung wird im nächsten Jahr und darüber hinaus sicherlich das sein, was uns umtreiben wird.
Genders: Völlig richtig. Unsere letzte Konjunkturauswertung hat ja schon gezeigt, dass wir uns noch auf einem relativ guten Niveau befinden, dass aber der Ausblick eher dunkelschwarz wird. Natürlich gibt es aus rein wirtschaftlicher Sicht für unsere Mitgliedsbetriebe ein schöneres Umfeld. Trotzdem bekommen wir von diesen Betrieben gespiegelt, dass sich gerade auch bei Digitalisierung und Nachhaltigkeit Potenziale ergeben. Deswegen: In jeder Krise liegt auch eine Chance. Unser Job muss sein, den Betrieben dabei die Tür zu öffnen und zu zeigen, welcher Mehrwert aus all den Herausforderungen gewonnen werden kann.
Genders: Ehrlich, transparent und Teil eines Teams.
Genders: Das hängt davon ab, was Sie mit Krawatte assoziieren. Letztendlich ist die Sache entscheidend und nicht immer allein das Äußere.
Genders: Ich würde Herrn Jahn Unrecht tun, wenn ich ihn als nicht-sportlich tituliere. Gerade mit Blick auf seine Affinität für den Fußball, die ich teile – allerdings eher passiv.
Genders: Als gebürtiger Hesse habe ich mich sehr über den Europa-League-Titel der Frankfurter Eintracht gefreut.
Genders: Das eine schließt das andere ja nicht aus. Als promovierter Volkswirt habe ich natürlich ökonomischen Sachverstand. Dynamisch, agil – das ist auch alles drin. Mir ist wichtig, dass wir in der IHK ein Team, ein Haus sind.
Genders: Generell ist mir wichtig, dass jemand motiviert und engagiert ist in seinem Job. Egal, was er tut. Was mich nicht auszeichnet, ist eine Laissez-faire-Haltung.
Genders: Das hängt davon ab, ob Sie meine Frau fragen oder mich (lacht). Ich bin zurzeit sicher nicht unter zehn Stunden am Tag tätig. Das wird zukünftig nicht weniger werden. Die vergangenen drei Jahre als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK waren auch schon gefüllt mit Abend- und Wochenendterminen. Für mich kein Problem. Wenn man Motivation und Freude an der Arbeit mitbringt, ist es letztendlich egal, zu welcher Tageszeit man dienstlich unterwegs ist.
Genders: Beide haben Zukunft. Darüber hinaus der gesamte Wirtschaftsraum, nicht nur Schweinfurt und Würzburg. Denn die klassische Industrie und den klassischen Dienstleister gibt es ja gar nicht mehr. Das ist alles fließend. Nicht allein die Klassifizierung macht Unternehmen zukunftsträchtig.
Genders: Das Themenfeld ist relativ umfänglich, was wir als IHK bereits machen und noch tun werden. Wir haben uns eine Reihe von Hausaufgaben über das Thema Digitalisierung hinaus gegeben. Dazu gehören Regionalisierung, Sichtbarkeit der Region Mainfranken und dass die IHK Dienstleister für die Unternehmen ist. Jedes Mitglied hat den gerechtfertigten Anspruch, dass wir an seiner Seite stehen. Da ist es wichtig, gerade auch den Branchen zu helfen, denen es gerade nicht so gut geht.
Genders: Weil wir es vorhin von Fußball hatten: von der Deutschen Meisterschaft der Frankfurter Eintracht (lacht). Jetzt gilt es, die Möglichkeiten zu nutzen und als Hauptgeschäftsführer erfolgreich zu sein.
Genders: Das Eintrittsalter in die gesetzliche Rente ist ja klar. Bis dato ist das meine Zielmarke.