Wer als "Wunderkind" gefeiert wird, muss sich in besonderer Weise an seinen Leistungen messen lassen. So ist das mit André Braun aus Würzburg, der vor vier Jahren mit enormen Versprechen Schlagzeilen machte – und jetzt in Teilen eine wirtschaftliche Bruchlandung hingelegt hat.
Der heute 22 Jahre alte Unternehmer wolle "die Medienbranche aufmischen" und Europas Wirtschaft digitalisieren, hieß es Anfang 2019. Nun wird klar, dass Braun offenbar nicht der Durchstarter ist, für den er sich hielt: Seine IT-Firma Plutus ist pleite und wird aufgelöst. Drum herum lässt Braun indes wichtige Fragen offen.
Was es mit der Plutus-Pleite von André Braun auf sich hat
Von der Plutus-Pleite berichtet unter anderem das Magazin "Focus". In der Tat eröffnete das Amtsgericht Frankfurt am 29. Dezember das Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung der im Februar 2020 entstandenen GmbH. Im Frankfurter Handelsregister ist zu lesen, dass das Unternehmen bereits gelöscht worden sei.
Freilich war die Plutus GmbH nur ein Standbein von André Braun, der sich laut Berichten gerne auch mal Andre nennt und nun den amtlichen Angaben zufolge den Nachnamen Schröder hat. Der "digitale Zauberer" und "Generation-Z-Flüsterer" von einst, wie ihn zumindest der "Focus" bezeichnet, ist unter anderem Geschäftsführer der Virral GmbH in Köln.
André Braun lässt einen Rechtsanwalt antworten
Virral hat sich nach eigenen Angaben darauf spezialisiert, Unternehmen mit Hilfe von Videos bekannter zu machen. Der Zweck der mittlerweile liquidierten Plutus GmbH hörte sich nebulöser an: Das Unternehmen sei "ein Anbieter digitaler Infrastrukturen und fokussiert sich auf eine anhaltende digitale Transformation in sämtlichen Lebensbereichen", heiß es in einer Plutus-Mitteilung vom Oktober 2021.
Nebulös ist auch die Frage, was aus dem "Wunderkind" geworden ist. Eine Liste von Fragen dieser Redaktion schickt Braun an den Kölner Rechtsanwalt Wanja Johannes Kleiber weiter. Der antwortet am Dienstag mit einer Stellungnahme, die Braun vor wenigen Tagen in Folge eines Artikels der "Bild"-Zeitung als "Gegendarstellung und Klarstellung" verteilen ließ.
Und was ist mit dem einst angepriesenen Start-up Fivee?
Darin betont der Würzburger: "Weder ich noch mein anderes Start-up, die Virral GmbH, sind pleite." Er fühle sich von dem Artikel diffamiert. Insbesondere ein "nicht zahlender Großkunde" habe zur Insolvenz von Plutus geführt. Er versichere ausdrücklich: "Ich und die Virral GmbH sind finanziell gesund aufgestellt."
Indes ließ Braun eine Reihe von Fragen dieser Redaktion unbeantwortet. Unter anderem die, wie es um sein vor vier Jahren angepriesenes Start-up Fivee in Würzburg mit angeblich bis zu 100 Beschäftigten geht. Und wie es um eine gewisse Golixxo GmbH in Frankfurt steht, wo er laut Handelsregister bis Dezember 2022 Geschäftsführer war und die mit der Pleitefirma Plutus zusammenhing.
Warum Braun auch Schröder heißt
Unklar ließ Braun am Dienstag auch, warum er in amtlichen Unterlagen und auf Firmen-Webseiten mit den Nachnamen Braun und Schröder auftaucht. Braun heiße seine Mutter, doch nach seinem beruflichen Wechsel nach Frankfurt habe er den Nachnamen seines Vaters angenommen, zitierte das Fachmagazin Business Insider den Jungunternehmer vor einem Jahr. Und weiter: "Da ich zu der Zeit aber bereits öffentlich aktiv war und auch schon ein Kundennetzwerk hatte, das den Namen Andre Braun schon kannte, habe ich diesen Namen als ‚Künstlernamen‘ angenommen und führe ihn bis heute."
Die Blicke auf sich gezogen hat Braun alias Schröder allein schon durch seine Karriere: Influencer in sozialen Netzwerken war er ebenso schon wie Chef einer von ihm gegründeten Online-Marketing-Agentur. Außerdem hielt er Vorträge, war mit 17 Jahren Mieter im Schweinfurter Gründerzentrum und verriet vor zwei Jahren in einem halbstündigen Youtube-Gespräch mit dem heutigen Bundesfinanzminister Christian Lindner, dass er mit ihm per Du ist. Im Januar 2019 stand Braun zudem mitten in einer Ausbildung zum Erzieher.
Damit nicht genug: Mit 16 Jahren stellte er den Antrag, schon als voll geschäftsfähig eingestuft zu werden – was normalerweise erst mit 18 gilt. Der einst in den Medien hochgehandelte Tausendsassa gab damals gegenüber dieser Redaktion an, dass das Dasein als Manager schon immer seine Berufung gewesen sei.