
Ein Wiener Schnitzel vom Schwein mit Pommes kostet statt 9,80 Euro jetzt mindestens 10,80 Euro? Für einen Sauerbraten mit Klößen, der mal mit 14,80 Euro auf der Karte stand, zahlt man jetzt etwa 15,20 Euro? "Einige Lokale haben mehr erhöht, andere weniger", sagt Michael Schwägerl, unterfränkischer Bezirksgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Klar jedenfalls sei: "Eine Erhöhung der Preise im Gastgewerbe war unumgänglich."
So sind die Preise in der Gastronomie nach dem langen Lockdown im Frühjahr um durchschnittlich etwa zehn Prozent gestiegen. Als Grund für den Preisanstieg nennt der Dehoga-Geschäftsführer nicht nur höhere Preise für Strom oder Lebensmittel wie Milchprodukte, Gemüse und frisches Fleisch, sondern auch die aufwendigen Corona-Hygienemaßnahmen. "Die Wirte hatten enorme Ausgaben, um ihre Lokale Corona-konform einzurichten, zum Beispiel für Trennwände", sagt Schwägerl. "Und es entstehen höhere Reinigungskosten."
Mehr Abstand, mehr Aufwand, mehr Ausgaben
Durch mehr Abstand zwischen den Tischen hätten die Betriebe außerdem aktuell niedrigere Umsätze bei nahezu gleichen Kosten. Genau beziffern kann Schwägerl das nicht. Auf den Freiflächen, also in den Biergärten, gebe es dieses Problem nicht. Aber in den Innenbereichen müssten immer noch Tische gesperrt werden, Plätze fallen weg. Überhaupt seien die Gäste was Innenräume betrifft sehr vorsichtig: "Die meisten Leute wollen Abstand und ungern mit Fremden an einem Tisch sitzen."
Noch dazu fehle überall Personal, sagt Schwägerl: "Durch den fast sieben Monate langen Lockdown haben viele in der Gastronomie Beschäftigte mittlerweile in andere Branchen, wie in den Einzelhandel oder ins Speditionsgewerbe gewechselt." Um gutes Personal - vor allem Fachkräfte - zu bekommen, müssten die Wirte nun höhere Löhne bezahlen. Und: Besonders in den Städten wie Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg fehlten auch immer noch Gäste - nämlich Geschäftsreisende, Tagungsgäste und Urlauber aus dem Ausland.

Auch Kurt Schubert, Pächter und Wirt des Würzburger Ratskellers, wird seine Preise erhöhen: "Wenn Wein, Bier und Fleisch teurer werden, müssen wir das an unsere Kunden weitergeben", sagt er. Bisher habe er seine Preise noch nicht angehoben, aber er rechne mit einer Preissteigerung von etwa fünf Prozent. Der Ratskeller mitten in der Innenstadt ist mit ursprünglich 280 Sitzplätzen im Innen- und 200 im Außenbereich eines der größeren Lokale in Würzburg. "Es wird keinen Preisruck geben", verspricht Schubert, "aber die Bedingungen in der Gastronomie sind derzeit nicht einfach".
Das Schwierigste in diesen Zeiten sei, Personal zu finden, sagt Christoph Tacke, Pächter und Geschäftsführer des Ausfluglokals Vogelsburg an der Mainschleife bei Volkach (Lkr. Kitzingen). Selbst Aushilfskräfte oder Studenten seien kaum zu bekommen. Und wenn man Köche, Service- und Thekenkräfte gefunden habe, müsse man ihnen mehr bezahlen: "Die Löhne für Personal sind um 30 Prozent gestiegen", schätzt Tacke. Angesichts der vielen Stellenangebote würden viele Fachkräfte mehr als Tarif verlangen. Daher müssen auch seine Gäste mit höheren Preisen rechnen.

Im letzten Jahr boomte der Tourismus an der Mainschleife, in diesem Jahr sei das bislang keineswegs so, sagt der Wirt und Hotelier: "Es kommen viel weniger Radfahrer, was vermutlich am unberechenbaren Wetter liegt." Und noch fänden kaum Familienfeiern und Hochzeiten statt: "Normalerweise haben wir im Sommer jedes Wochenende eine Hochzeitsgesellschaft", sagt Tacke. "Viele warten wohl noch ab, bis mehr Personen geimpft sind. Oder bis die Sperrstunde wieder verlängert wird." Derzeit darf nur bis 1 Uhr gefeiert werden.
Regionale und frische Lebensmittel: "Hat alles seinen Preis"
Michael Schmitt, Pächter des Brauereigasthofs Werneck (Lkr. Schweinfurt), will die Preise moderat erhöhen: "Das wird sich im Großen und Ganzen so um die fünf Prozent bewegen." Auch bei ihm seien vor allem höhere Personalkosten für die Preissteigerung verantwortlich. "Wir setzen auf Regionalität und verwenden fast nur frische Lebensmittel, das hat alles seinen Preis", sagt Schmitt, der den Brauereigasthof seit 30 Jahren führt und normalerweise bis zu 100 Gäste im Innenraum und 80 in Außenbereich bewirtet.
Die Perspektiven? "Auch 2021 wird es in der Gastronomie nicht mehr sein, wie zuvor", sagt Dehoga-Chef Schwägerl. Vor allem die Nachrichten rund um die Delta-Variante verunsicherten die Menschen. "Viele Menschen wollen nicht in geschlossenen Räumen Essen gehen. Wir hoffen sehr, dass wir mit Luftreinigern auch im Herbst mit Gästen rechnen können."