Die Bundesregierung hat den Druck auf Immobilienbesitzer erhöht, alte Öl- und Gasheizungen durch klimaschonende Alternativen zu ersetzen. Doch abgesehen von den hohen Kosten, die der Staat durch Zuschüsse nur bedingt abfedern kann, könnte die von Wirtschaftsminister Robert Habeck ausgerufene "Wärmewende" schon an ganz praktischen Hürden scheitern.
Zum Beispiel daran, dass es gar nicht genug Heizungsfachkräfte gibt, um die vielen Aufträge in den kommenden Jahren zu bewältigen. Darauf hat Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul von der Handwerkskammer für Unterfranken gegenüber dieser Redaktion hingewiesen. Allein mit dem aktuellen Personal könnten die Heizungsbetriebe in der Region die zusätzlichen Vorhaben nicht stemmen.
Im Rest der Republik sieht es offenbar nicht besser aus. Paul geht unter Berufung auf Zahlen des Zentralverbandes des deutschen Handwerks davon aus, dass bis 2030 bundesweit 60.000 zusätzliche Monteurinnen und Monteure vonnöten seien.
Aiwanger spricht von "Planwirtschaft" und "Irrsinn"
Wie groß der Bedarf in Unterfranken ist, sei allerdings unklar. Laut Handwerkskammer gibt es in der Region knapp 1000 eingetragene Betriebe im SHK-Bereich, worunter Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik zu verstehen ist.
Indes wird Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mit Blick auf Habecks Heizungspläne deutlich: "Diese Verbots- und Planwirtschaft überfordert auch Handwerker und Lieferketten. Die Folgen sind eine Verschärfung des Fachkräftemangels, lange Wartezeiten und Preissteigerungen. Auch unsere hervorragenden Handwerker haben diesen Irrsinn nicht verdient", sagte er dieser Redaktion.
Kammerchef Paul sieht Mammutaufgabe für das Handwerk
Aus Aiwangers Sicht ist das Heizungsgesetz "völlig weltfremd, eigentums- und klimaschädlich". Nachwachsendes Brennholz werde quasi verboten, Kohlestrom gefördert, Wasserstoff ignoriert. "Millionen von Häusern verlieren massiv an Wert. Diese ideologische Geisterbahnfahrt ist der Anfang vom Ende der Ampel", prophezeite der Chef der Freien Wähler.
Die von Klimaminister Habeck angestrebte Wärmewende in Deutschland "stellt nicht nur für Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern auch für das Handwerk eine Mammutaufgabe dar", sagte Kammerchef Paul. Denn allein mit einer Wärmepumpe sei es in vielen Häusern nicht getan.
Warum es mit einer Wärmepumpe allein noch nicht getan ist
Oft müssten neben den Heizungen auch Heizkörper ausgetauscht, Fußbodenheizungen neu verlegt, neue Dämmungen angebracht oder die dazugehörigen Elektroanlagen aufgebaut werden. Dafür fehle es an Fachpersonal, nicht nur im SHK-Bereich.
Hauptgeschäftsführer Paul betonte, dass sich das Handwerk "stark für die Energiewende einsetzt". Doch sollte das Vorgehen ökologisch und ökonomisch sinnvoll sein. Wenn ein Haus eine Wärmepumpe bekommen soll, dann müsse "der energetische Gesamtzustand, die Dämmung und vieles mehr berücksichtigt werden. Gerade in Bestandsgebäuden bringen die Wärmepumpen ohne zusätzliche energetische Sanierung nichts."
Unterdessen sind die Hersteller von Wärmepumpen elektrisiert. Bosch beispielsweise geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 allein in der Europäischen Union rund 30 Millionen neue Geräte installiert werden. Der Stuttgarter Konzern will deshalb eine Milliarde Euro in den Ausbau der Kapazitäten investieren und in Polen dafür sogar ein neues Werk bauen.
Nicht zuletzt hat auch das hessische Familienunternehmen Viessmann in dieser Woche mit dem Verkauf seiner Klimasparte an den US-Konkurrenten Carrier Global gezeigt, dass die Wärmepumpen-Branche in Bewegung ist. "Für die Wärmewende braucht es aus unserer Sicht Technologieoffenheit", forderte Unterfrankens Handwerkskammerchef Paul. Außerdem müsse beim Heizungswechsel die Bürokratie rund um die Förderung reduziert werden.