Im Innern der Mainfrankensäle zu Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) grüßen neben den bunten Flyertischen des Tourismusverbandes Franken Waltraud & Mariechen als Pappmaschefiguren. Die bekannten Fürther Komödianten mit ihren lachenden Gesichtern als Botschafter für Bayerns schönen Norden passten prima zu den strahlenden Mienen der Gäste an diesem sommerlichen Tag.
Denn der Tourismusverband legte am Freitag bei seiner Mitgliederversammlung wieder einmal Rekordzahlen auf den Tisch: Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Übernachtungen in Franken um 3,1 Prozent auf insgesamt 23,75 Millionen.
Innenminister Herrmann zufrieden
„Zum vierten Mal in Folge verzeichnet die fränkische Tourismusbilanz ein deutliches Jahresplus“, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. „Zudem sind die Zuwachsraten in den ersten vier Monaten des Jahres 2017 mit einem Plus von 1,2 Prozent bei den Gästeankünften und einem Zuwachs von 0,9 Prozent bei den Übernachtungen sehr vielversprechend.“
Der Politiker aus Erlangen wurde in Veitshöchheim wiedergweählt als Vorsitzender des Tourismusverbandes, der 700 Mitglieder zählt und in dem Gemeinden, Landkreise, Städte und Regionen gebündelt sind. Die stimmige Kommunikationsstrategie etwa bei der Kampagne „Franken – Wein.Schöner.Land!“ hält Hermann für eines der Erfolgsrezepte, für die Stärkung der Marke Franken sei dazu landschaftliche Vielfalt sowie die „Konzentration auf unsere Kernkompetenzen“ der richtige Weg. Ein „hervorragendes Rad- und Wanderwegenetz“ für den Aktivurlaub sowie fränkische Kulinarik seien zwei Beispiele, so der Minister in seiner Rede zu den rund 200 anwesenden Mitgliedern.
Bayern als touristisches Schwergweicht
Auch Claudia Gilles, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Tourismusverbandes in Berlin, lobt die vielen fränkischen Aktivitäten: „Die Menschen suchen nicht immer das Exotische, sondern legen auch viel Wert auf Erholung und Regionalität. Das hat man in Franken sehr gut erkannt“, sagte sie im Gespräch mit dieser Redaktion und bezeichnete Bayern mit insgesamt 91 Millionen Übernachtungen „als das touristische Schwergewicht in Deutschland“.
Innerhalb Nordbayerns hat sich Mainfranken zu einem Renner entwickelt: Hinter Spitzenreiter Städteregion Nürnberg mit 4,1 Millionen Übernachtungen folgen mit der Rhön (2,8), dem Fränkischen Weinland (2,3) sowie dem Spessart-Mainland (2,1) gleich drei Gebiete aus dieser Region.
3,2 Millionen Ausländer zu Gast
„Die Terroranschläge und Terrorwarnungen des vergangenen Jahres haben die Reiseströme verändert“, sagte Joachim Herrmann. Mit Würzburg und Ansbach waren zwei fränkische Städte in 2016 erstmals in Deutschland zur Zielscheibe des islamistischen Terrors geworden. „Direkt nach den Anschlägen hat dies auch in Franken für eine kleine Delle im Ausländerreiseverkehr gesorgt“, so der Minister. Insgesamt übernachteten rund 3,2 Millionen Ausländer in Franken: Platz eins nimmt die Niederlande (460.761) ein vor den USA (270.856) und Österreich (224.694).
Wirtschaftlich ist der Tourismus in Franken ein wichtiger Faktor, von dem nicht nur das Hotel- und Gaststättengewerbe, Verkehrs- und Reiseveranstalter profitieren, sondern auch Handel, Handwerk und Dienstleistung. Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Uni München sorgte der Tourismus in Franken im Jahr 2016 für einen Umsatz von 9,1 Milliarden Euro und sicherte rund 150.000 Arbeitsplätze.
Camping boomt
Einen Boom erlebt die Sparte Camping: 500.000 Menschen übernachteten im vergangenen Jahr auf unterfränkischen Campingplätzen, die Betreiber sprechen von einem Ansturm.
Immer wichtiger werden im Fremdenverkehr auch Jahresthemen, sagt Jörg Hentschel, Sprecher des Tourismusverbandes Franken, „die wirken wie Magnete“. War es 2016 das Jubiläum „500 Jahre Reinheitsgebot“, ist es in diesem Jahr in Coburg die Bayerische Landesausstellung zur Reformation, „2017 wird die Landesgartenschau in Würzburg ein Schwerpunkt sein“, so Hentschel.