Vor zwei Monaten drangen Kriminelle ins IT-System der Supermarktkette Tegut ein und klauten Daten. Noch heute sind die Folgen zu spüren – auch für Kunden. Denn teilweise sind deren Daten im Darknet zu finden, also im "dunklen" Teil des Internets. Dort könnten sie weiteren Verbrechern in die Hände fallen.
Zwar gibt sich das Fuldaer Unternehmen Tegut mit seinen gut 30 Filialen in Mainfranken bemüht, das Schlammassel in den Griff zu bekommen, doch das erweist sich offenbar als schwieriger als gedacht. Wir beantworten die wichtigsten Antworten rund um den sensiblen Datenklau:
Zunächst gehe es um Daten von Kunden, die eine "Gute Karte" haben, teilt Tegut mit. Bei den personenbezogenen Informationen rund um diese Rabattkarten seien jeweils Kundennummer, Anschrift, Geburtsjahrgang und das Einkaufsverhalten im Umlauf. Es seien im Darknet aber auch Listen mit Namen und Vornamen der Kunden inklusive E-Mail-Adressen und Telefonnummern aufgetaucht. Außerdem fielen den Verbrechern laut Tegut Firmeninterna wie Geschäftsdokumente aus der Logistik, also Tourenpläne oder Bestandslisten, sowie "mitarbeiterbezogene Informationen" in die Hände. Die Betroffenen seien informiert worden.
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Entweder, sie werden ungefragt von Unbekannten angerufen oder per Mail angeschrieben, um an weitere Daten zu kommen. Oder Kriminelle machen mit den Daten Geschäfte in fremdem Namen. Wie Vize-Pressesprecher Christian Schorr von der Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg auf Anfrage sagte, sei nicht klar, wie schnell nach einer Datenattacke wie im Fall Tegut die ersten verbrecherischen Machenschaften dieser Art zu beobachten sind.
Das Unternehmen arbeitet nach eigener Darstellung eng mit den Behörden zusammen und hat zudem forensische Ermittler, also speziell geschulte Kriminalexperten, eingeschaltet. Diese Ermittler sowie das Landeskriminalamt Hessen prüfen laut Tegut "in regelmäßigen Abständen die einschlägigen Bereiche im Darknet", ob dort Daten aus dem Cyberangriff veröffentlicht worden sind. Genau einen Monat nach der Attacke sei bekannt geworden, dass zwei Mal Unternehmens- und Kundendaten von Tegut im Darknet landeten.
Das sei nicht bekannt, so die Antwort aus Fulda. "Es geht den Kriminellen in erster Linie nicht darum, einzelne Kunden durch diese Veröffentlichungen im Darknet zu treffen", so Tegut-Sprecherin Johanna Ammermann. Vielmehr stehe die Drohgebärde in Richtung Unternehmen im Vordergrund.
Auf jeden Fall sofort die Polizei einschalten. Allerdings ist es nach den Worten des Cybercrime-Experten Schorr erfahrungsgemäß schwierig nachzuvollziehen, ob die missbrauchten Daten direkt aus dem Fall Tegut stammen.
Nachdem es in den Tagen nach der Cyberattacke vor allem Schwierigkeiten bei den Warenlieferungen in die Filialen gegeben hatte, sei Tegut "in den für Kunden relevanten Bereichen wieder voll leistungsfähig", lautete die Auskunft am Donnerstag. Alle Waren seien wieder verfügbar, "der Betrieb läuft störungsfrei".
Gemäß Artikel 34 der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat ein Unternehmen grundsätzlich Kunden zu informieren, wenn für deren personenbezogene Daten "voraussichtlich ein hohes Risiko" besteht. Tegut teilt mit: "Wir prüfen aktuell, wer von unseren Kunden betroffen ist." Dieser Redaktion liegen aktuelle Schreiben an Tegut-Kunden in Würzburg und Main-Spessart vor, die auf den möglichen Missbrauch ihrer Daten hingewiesen werden. Wie viele Kunden angeschrieben wurden, teilte Tegut "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht mit. Derzeit würden die vom zweiten Datenleck betroffenen Kunden informiert. Das Unternehmen hat unter www.tegut.com/fragen-cyberangriff eine Info-Seite eingerichtet.
Die IT-Sicherheitsvorkehrungen seien ausgebaut worden, lautet die Auskunft aus Fulda. "Wir arbeiten mit führenden Unternehmen und IT-Sicherheitsexperten zusammen." Die zeitweise Sperrung der Login-Zugänge für Kunden auf der Internetseite sei Ende Mai aufgehoben worden. Die Kunden müssten aber nun neue Passwörter für ihre Zugänge verwenden.
"Aktuell können wir dazu noch keine abschließende Einschätzung treffen", so Pressesprecherin Ammermann.
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