
Derzeit sieht man auf vielen Baustellen Handwerker so eifrig und zahlreich arbeiten, als gäbe es Corona nicht. In der Tat haben viele Betriebe trotz der Krise gut zu tun – noch. Denn mittlerweile werden vor allem die Auftragsvorräte abgearbeitet. Bleibt die Frage, was danach kommt.
So jedenfalls lässt sich die Umfrage zur Konjunktur im ersten Quartal 2020 zusammenfassen, die die Handwerkskammer für Unterfranken am Donnerstag veröffentlichte. Demnach haben in erster Linie die Bauunternehmen noch viel Arbeit, während zum Beispiel die Friseur- und Kosmetiksalons wegen der staatlich angeordneten Schließung in den Seilen hängen.
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"Es ist eine Konjunkturanalyse, wie wir sie in dieser Form noch nicht hatten", wird Ludwig Paul in der Mitteilung zitiert. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer in Würzburg spielt damit auf den Umstand an, dass die Lage sehr inhomogen ist: Während die einen leiden, hat sich für die anderen noch kaum etwas verändert.
Unterm Strich ist die Stimmung deutlich abgekühlt: Stuften Ende 2019 noch 90 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend ein, sind es nun nur 81 Prozent. Wenngleich dieser Wert schon seit dem Höhepunkt im Sommer 2018 (96 Prozent) in der Tendenz gesunken ist, fiel das Absacken noch nie so deutlich aus wie jetzt. Befragt wurden laut Kammer 1538 Firmen, 489 haben geantwortet.
Wie die Auftragslage und Auslastung im Handwerk sind
Die aktuelle Umfrage sei "als eine Momentaufnahme in einem schwierigen wirtschaftlichen Prozess" zu verstehen, "der noch lange nicht zu Ende ist", so Paul. Entscheidend für das Handwerk sei, wie die bayerische Staatsregierung am 19. April über die Lockerung der Corona-Einschränkungen entscheide.
Mut macht Paul, dass die unterfränkischen Betriebe im Durchschnitt noch für knapp zwölf Wochen Aufträge haben und zu 76 Prozent ausgelastet seien. "Werte wie diese lassen eigentlich auf eine stabile wirtschaftliche Lage schließen."
Wie es in den Branchen aussieht
Doch die Analyse zeigt, dass die Unterschiede in den Branchen groß sind. Während es im Bauhauptgewerbe noch bei 96 Prozent der Betriebe rund läuft, sind es im Bereich "Persönliche Dienstleistungen" mit zum Beispiel den Friseuren und Kosmetiksalons nur noch 53 Prozent – 33 Prozentpunkte weniger als im Quartal davor. Dazwischen liegen Handwerksbetriebe, die Zulieferer der Industrie sind: 76 Prozent und damit fast 2 Prozentpunkte mehr als Ende 2019 sind zufrieden.
Bleibt die Frage, was 2020 dem unterfränkischen Handwerk noch bringen wird. Der Konjunkturanalyse zufolge geht gut ein Viertel der befragten Unternehmen davon aus, dass im zweiten Quartal die Geschäfte auf jeden Fall schlechter werden. 11 Prozent rechnen damit, Arbeitsplätze wegen der Corona-Krise abbauen zu müssen.
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Paul interpretiert diese Zahl als Zeichen dafür, dass die Handwerksunternehmer "wie schon in der Finanzkrise 2008/2009" ihre Beschäftigten halten wollen. Die Politik müsse die Betriebe weiter stützen. Aber nicht nur sie: "Jetzt müssen Verbraucher zeigen, dass auch sie für das regionale Handwerk da sind." Aufträge sollten wegen der Corona-Krise nicht storniert werden.