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Würzburg/Schweinfurt
Corona stürzt Modehandel in Mainfranken dauerhaft in die Krise
Für den Modehandel in der Region geht es noch nicht wieder bergauf. Denn der erhoffte Kundenansturm lässt auf sich warten. Kommt es nun zur großen Rabattschlacht?
Die Geschäfte dürfen wieder öffnen, doch die Kauflust der Kunden ist im Keller. Für den Modehandel ist die Corona-Krise damit noch nicht vorbei.
Foto: Sebastian Kahnert, dpa | Die Geschäfte dürfen wieder öffnen, doch die Kauflust der Kunden ist im Keller. Für den Modehandel ist die Corona-Krise damit noch nicht vorbei.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:36 Uhr

Der Lockdown ist vorbei, ausgestanden ist die Corona-Krise für viele Branchen aber noch nicht. Auch im Mode-Sektor haben die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie nachhaltige Schäden hinterlassen.

Bundesweit stapeln sich im Handel schon jetzt rund 200 bis 300 Millionen unverkaufte Artikel, schätzt der Handelsverband Textil in Köln. Und rasche Besserung ist nicht in Sicht. Denn die Kauflust der Kunden ist angesichts der Folgen der Corona-Pandemie gering. Experten sprechen deshalb von einer nahenden Rabattschlacht, die doch noch Käufer in die Läden locken soll. Doch wie ist die Lage in Mainfranken? Was bedeutet die Krise für den örtlichen Modehandel? Und beginnt auch in der Region nun die Zeit der Schnäppchenjäger?

Zurückhaltendes Kaufverhalten

Claus-Dietrich Lahrs, Chef der Geschäftsführung des Modekonzerns s.Oliver in Rottendorf (Lkr. Würzburg), spricht von einer herausfordernden Situation für das Unternehmen: "Wir haben zwar einen eigenen Online-Handel. Dieser kann die fehlenden Umsätze aus dem stationären Geschäft mit unseren eigenen Stores und Handelspartnern aber nicht ausgleichen."

Auch für s.Oliver sei das Geschäft bisher nur schleppend wieder angelaufen, sagt Lahrs. Eine Besserung sei noch nicht in Sicht: Den Umfang der Sommerkollektionen habe das Unternehmen deshalb bereits um etwa 20 Prozent reduziert. Großangelegte Rabattaktionen hält Lahrs jedoch für die falsche Strategie: "Wenn wir den Rotstift zu stark ansetzen, schaden wir uns nur selbst." Lahrs hofft darauf, dass sich die Lage ab Herbst wieder normalisiert. Das zurückhaltende Kaufverhalten führt er vor allem darauf zurück, dass das Einkaufserlebnis aktuell noch sehr eingeschränkt ist.

Gezielte Einkäufe statt Stadtbummel

Volker Wedde, unterfränkischer Geschäftsführer des bayerischen Handelsverbands, teilt diese Einschätzung: "Unter den aktuellen Umständen haben weniger Menschen Lust auf einen Einkaufsbummel. Wer etwas einkauft, macht das oft gezielter als vor Corona."

Wie überall im Einzelhandel, treffen die Kunden auch in Modegeschäften auf Hygieneregeln. Dazu gehören Desinfektionsmöglichkeiten, Plexiglas an der Kasse und Schilder, die auf den Mindestabstand hinweisen. Außerdem müssen Kunden eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. "Ansonsten ist das Einkaufen gar nicht so viel anders als sonst", sagt Wedde.

Trotzdem hofft auch er, dass in den kommenden Monaten wieder Schritt für Schritt Normalität eintritt. Denn: "Der Modehandel ist eine Branche, die die Corona-Krise mit am stärksten getroffen hat." Das liege vor allem daran, dass Modeartikel Saisonware seien, so Wedde. Eine Frühlingskollektion, die während des Lockdowns liegengeblieben ist, könne ein Händler später im Jahr nur noch schwer verkaufen.

Im schlimmsten Fall könnten einigen Unternehmen langfristig in eine finanzielle Schieflage geraten, so Wedde. Denn seit die Geschäfte wieder öffnen dürfen, sei der große Ansturm in der Region ausgeblieben. In den vergangenen Wochen konnten die Einzelhändler nur ungefähr die Hälfte des für den Zeitraum üblichen Umsatzes machen, schätzt Wedde. Von starken Rabatten rät er trotzdem ab: "Dann steigt eventuell zwar der Umsatz, aber beim Unternehmen bleibt wenig hängen."

Festliche Mode fällt weg

Auch Frank Lewerken, Geschäftsführer vom "Haus der Mode" in Schweinfurt, setzt nicht auf außerplanmäßige Rabatte. Stattdessen stehe weiterhin die Serviceleistung im Vordergrund: "Wir werden alles dafür tun, dass Kunden auch während der Corona-Krise das bei uns bekommen, was sie möchten."

Auch in sein Geschäft kommen bisher weniger Kunden als sonst. "Ein Knackpunkt ist, dass sehr viele Feste wie etwa Hochzeiten dieses Jahr ausfallen müssen", sagt Lewerken mit Blick auf entsprechende Mode. Wer zu Hause bleibt, dem sei neue, moderne Kleidung nicht so wichtig.

Auch aus wirtschaftlicher Sicht macht sich die Krise für das Schweinfurter Modegeschäft bemerkbar. "Die ausgebliebenen Umsätze können wir heuer definitiv nicht mehr aufholen", sagt der Inhaber. Außerdem werde er im kommenden Jahr darauf verzichten müssen, einen Auszubildenden einzustellen, um Kosten zu sparen.

Eine schwierige Situation bedeute die Corona-Krise auch für die Modegeschäfte im Wertheim Village, sagt John Quinn, Deutschland-Direktor der Betreiberin Value Retail. "Die Corona-Krise kam mitten in der Saison. Dadurch blieb auch Ware liegen", sagt Quinn, spricht aber auch von einem deutlichen Optimismus unter den Händlern. Die Auswirkungen der Corona-Krise sind vorerst jedoch auch im Wertheim Village weiter spürbar.

Wie in anderen Geschäften habe sich der Anlauf eher schleppend gestaltet, bestätigt Quinn. Langfristig könnte das Wertheim Village von der Krise jedoch sogar profitieren. Dann nämlich, wenn viele unverkaufte Waren am Ende in den Outlet Centern landen und diese für Schnäppchenjäger noch attraktiver machen, als sie ohnehin schon sind.

(Mit Informationen von dpa.)

 
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