
Viel mehr Hygienemaßnahmen, weniger Patienten und freigehaltene Betten: Die Rhön-Klinikum AG hat das erste, schwierige Pandemiejahr mit einem blauen Auge durchgestanden. Der Unternehmensgewinn brach 2020 im Vergleich zum Vorjahr allerdings um 94 Prozent ein und liegt nun noch bei 2,5 Millionen Euro.
Und das im ersten Jahr, in dem durch die Übernahme des Klinikkonzerns durch Asklepios eigentlich alles hätte erfolgreicher laufen sollen. Dennoch blickte die Unternehmensleitung am Donnerstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen positiv in die Zukunft. Sie erwartet wieder bessere Zahlen, wenn die Corona-Pandemie nicht schlimmer verläuft und die politischen Rahmenbedingungen nebst Ausgleichszahlungen im Einklang mit den Krankenhäusern getroffen werden.
Das zurückliegende Jahr bezeichnete der Vorstandsvorsitzende des Rhön-Klinikum AG, Christian Höftberger, als "herausfordernd". Die 2020 absolvierte Übernahme durch die Asklepios-Kliniken sollte als strategische Partnerschaft neue Perspektiven für beide Krankenhausbetreiber mit sich bringen. Stattdessen dominierte Corona bald die Schlagzeilen wie auch die Planungen in den Kliniken.
Planbare Eingriffe und nicht dringende medizinische Behandlungen mussten aufgeschoben werden, um Betten fur Corona-Patienten freizuhalten sowie neue und schärfere Hygienevorgaben umzusetzen. Gleichzeitig stieg der Personal- und Sachbedarf fur die umfangreichen Hygieneschutzmaßnahmen massiv an. So gingen die Patientenzahlen 2020 in den fünf Häusern der Rhön-Klinikum AG um 6,9 Prozent auf 808 655 zurück.
Der enorme Aufwand für die medizinische Versorgung von Corona-Patienten, der oft über Wochen und Monate geleistet werden musste, wird nach Ansicht von Höftberger mit den Fallpauschalen des Bundes nur unzureichend abgedeckt. Auch konnten einzelne Stationen in den Häusern nur teilweise genutzt werden, was ebenfalls in den Ausgleichszahlungen nicht berücksichtigt worden sei. Höftberger: "All das führte und führt zu einer erheblichen wirtschaftlichen Belastung unserer Kliniken und gefährdet die Sicherstellung einer adäquaten Patientenversorgung."
Was dem Rhön-Klinikum das Wasser abgräbt
Zudem beklagt die Konzernleitung bürokratische und sachfremde Hürden, die eine Deckung der anfallenden Kosten verhindere. "Das zieht Krankenhäusern den Boden unter den Füßen weg", so der Vorstandsvorsitzende. Viele durch die Pandemie weggebrochene Erlösquellen, wie etwa ambulante Erlose, würden nicht ausgeglichen, sagte Höftberger. So würden Krankenhauser gezwungen, wegfallende Erlöse durch drastische Einsparungen bei den Kosten zu kompensieren. Im Zuge einer Pandemie nannte Höftberger etwaige Maßnahmen dieser Art "geradezu grotesk".
Ein Ausblick auf das aktuelle Geschäftsjahr sei erwartungsgemäß mit "erheblichen Unsicherheiten" verbunden, wie Finanzvorstand Stefan Stranz bestätigte. Planbare Operationen sollen in diesem Jahr wieder in geordneteren Bahnen verlaufen, auch wenn in den cardio-vaskulären Abteilungen des Klinikbetreibers die Talfahrt des vergangenen Jahres nur schwerlich wieder aufzuholen sei. "Es wird schwierig, das Vor-Pandemie-Niveau wieder zu erreichen", meinte Höftberger.
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Die Umsatzerwartung des Konzerns mit gut 18 000 Beschäftigten und Sitz in Bad Neustadt liegt in diesem Jahr wie in 2020 bei 1,4 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Steuern soll sich ebenfalls an der avisierten Marke des vergangenen Jahres, also bei 72,5 bis 82,5 Millionen Euro einpendeln – wenn nicht unerwartete regulatorische Eingriffe von Seiten der Politik auf "Rhön" zukommen.
Die Partnerschaft mit dem Asklepios-Konzern soll in diesem Jahr ebenso ausgebaut werden wie die Digitalisierung, hieß es am Donnerstag. Eine Dividende sei nicht zu erwarten.