Dass die Corona-Krise die mainfränkische Wirtschaft ins Mark trifft, ist keine Frage. Ungewiss ist nur, mit welcher Wucht. Zahlen dazu hat am Donnerstag die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt vorgelegt. Kernaussage: Es kommt fast niemand ungeschoren davon, die Ausfälle werden massiv sein.
So spüren 93 Prozent der Unternehmen in der Region die negativen Folgen von Corona schon jetzt. Das hat eine Blitzumfrage der IHK unter 168 Firmen ergeben. Vor drei Wochen hatten bei einer ählichen Umfrage noch etwa 50 Prozent angegeben, dass ihnen Corona die laufenden Geschäfte verhagelt.
"Viele Betriebe mussten schließen", wird stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer Sascha Genders in der Mitteilung zitiert. 35 Prozent der befragten Unternehmen kämpfen demnach mit Engpässen bei der Liquidität. 82 Prozent (Umfrage vor drei Wochen: 46 Prozent) gehen davon aus, dass ihr Umsatz in diesem Jahr um bis zu einem Viertel sinken wird.
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Immerhin gibt es eine teilweise Mut machende Nachricht: Etwa zwei Drittel der Betriebe wollen trotz der Pandemie ihr Personal halten. Der Rest plane jedoch, Stellen zu streichen, teilte die IHK weiter mit. Die von Bund und Freistaat Bayern eingefädelte Finanzhilfe in Folge der Corona-Krise komme in der mainfränkischen Wirtschaft "grundsätzlich positiv" an. Insbesondere das Kurzarbeitergeld sei gefragt.
„Trotz schneller und umfangreicher Hilfsprogramme seitens der Bundes- und Landesregierung sieht die mainfränkische Wirtschaft weiteren Handlungsbedarf“, so Genders. „Zwei Drittel der Unternehmen halten Unternehmenssteuersenkungen für wichtig, über die Hälfte will weitere Soforthilfen in Form von Zuschüssen. Jeder zweite Betrieb fordert ein generelles Konjunkturprogramm und erwartet Nachbesserungen beim Kurzarbeitergeld.“
Unterdessen nahm Ronald Bogaschewsky von der Universität in Würzburg die Unternehmen in Deutschland mit Blick auf Corona in die Verantwortung. Für den Wirtschaftswissenschaftler hat mancher Industriebetrieb das Streben nach Effizienz und Kostensenkung übertrieben. Aus einem "gesunden Schlanksein" sei eine "gefährliche Magersucht" geworden, "die den Patienten bereits bei einem kleineren Infekt lebensgefährlich bedrohen kann“, sagte er laut einer Mitteilung der Uni. In Zukunft müssten Unternehmen die Themen "Risiko" und "Nachhaltigkeit" stärker berücksichtigen.
Auch am Donnerstag rissen die Meldungen aus Unternehmen nicht ab, die mit drastischen Schritten der Corona-Krise begegnen wollen. So meldete der Autozulieferer Brose mit Sitz in Coburg und einem Werk in Würzburg, dass die Arbeit an den meisten Standorten in Europa ab Ende März weitgehend eingestellt werde. Damit reagiere das Unternehmen auf einen "erheblichen Auftragseinbruch" bei seinen Kunden. An den deutschen Standorten werde der Betrieb bis mindestens 19. April ruhen.