Bitcoin und Blockchain: Zwei Begriffe, die für das Geld der Zukunft und eine noch digitalere Welt stehen. Auch in Mainfranken war das noch vor etwa drei Jahren ein intensiv diskutiertes Thema.
Mittlerweile ist die Fieberkurve wieder nach unten gegangen, wie Experte Andreas Schütz aus Kitzingen beobachtet hat. Der 35-jährige Informatiker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg, hält Vorträge über Kryptowährungen und gilt schon deshalb in der Region als einer der profundesten Kenner der Szene.
Nach Monaten der Ruhe – auch wegen der Schlagzeilen rund um Corona – hat sich das Scheinwerferlicht vor wenigen Tagen wieder auf das künstliche Geld gerichtet. Denn Tesla-Chef Elon Musk hatte mit Äußerungen über Bitcoin für einen Kurssprung der Währung auf Rekordhöhe gesorgt. Auch das Kryptogeld Dogecoin sorgte mit schwindellerregenden Werten für Aufregung.
So oder so, Experte Andreas Schütz geht davon aus, dass es noch Jahre dauern wird, bis das digitale Zahlungsmittel im mainfränkischen Alltag angekommen ist. Dennoch bewege sich schon jetzt Einiges.
Andreas Schütz: Dieser Bitcoin-Automat ist ein erster Schritt in Richtung Akzeptanz. Da hat man was zum Anfassen. Weil der Automat in Schweinfurt von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zertifiziert worden ist, kommen die Kryptowährungen ein bisschen aus dem Schattendasein. Die hatten ja bisher einen schlechten Ruf. Trotzdem hängt die Verbreitung solcher Automaten mit der Akzeptanz zusammen. Und die ist immer noch schleppend. Tesla hat ja angekündigt, dass man dort bald mit Bitcoin bezahlen kann. Das ist schon mal ein Schritt dahin, dass Bitcoin massentauglich wird.
Schütz: Ich schätze, dass es uns in fünf bis zehn Jahren immer wieder im Alltag begegnet. Die Frage wird auch sein, welche Kryptowährung sich durchsetzen wird. Bitcoin war die erste, aber vielleicht wird es ja irgendwann eine offizielle Kryptowährung von der Europäischen Zentralbank geben. Da sind überall noch große Fragezeichen.
Schütz: Fällt mir keines ein. Das Problem sind sicherlich die Kursschwankungen.
Schütz: Es ist in der Corona-Zeit ruhig geworden. Die Firma Crypto Supply in Schweinfurt ist das Einzige, was mir in dieser Hinsicht einfällt. Sie bietet neben dem neuen Bitcoin-Automaten Mining-Zubehör an und beschäftigt sich immer wieder experimentell mit dem Thema. Ich habe abgesehen davon das Gefühl, dass sich mit der Corona-Krise die Perspektive verändert hat und dass es jetzt eher um Standard-Digitalisierung geht anstelle experimenteller Technologien wie Blockchain.
Schütz: Kann ich mir vorstellen. Wobei es ja im Moment eben um Standard-Digitalisierung wie Telearbeit geht. Wenn es wieder um Fragen gehen kann, wie man seine Prozesse optimiert, dann könnte es durchaus sein, dass sich die Unternehmen wieder an Themen wie Blockchain wagen.
Schütz: Damals war es eine junge Technologie und man wusste gar nicht genau, was man damit anfangen kann. Jetzt stellt sich heraus: Es ist eine Nischentechnologie, die sich ganz gut für bestimmte Sachen eignet.
Schütz: Generell der komplette Finanzsektor. Was bei Blockchain zurzeit boomt, ist DeFi, also Decentralized Finance oder Dezentralisierte Finanzmärkte. Da werden ganze Finanzdienstleistungen über Blockchain abgewickelt. Von Versicherungen über Sparbücher bis zu Mikrokrediten.
Schütz: Das ist ein Blick in die Glaskugel. Bei Aktien zum Beispiel hängt man an einer Branche und kann einschätzen, ob es da gut aussieht. So etwas fällt bei Kryptowährungen weg. Man tut sich da schwer mit Vorhersagen. In der Vergangenheit war es immer so, dass nach einem starken Anstieg die Kurse schnell wieder stark gefallen sind. Im Moment steigen die Kurse. Die Frage ist, wann sie ihren Höhepunkt finden. Ich schaue immer, dass ich tief einsteige. Wichtig ist für Einsteiger, sich intensiv mit dem Risiko zu befassen und nur Geld zu nehmen, auf das man verzichten kann. Auch sollten sie sich erst mal mit Grundlagen des Investments beschäftigen. Was Bitcoin angeht: Das ist das Zugpferd. Wenn da die Kurse einstürzen, gehen sie bei den anderen Kryptowährungen auch runter.