zurück
Giebelstadt
Bavaria Yachtbau will wieder auf Erfolgskurs steuern
Die Geschäftsführung sieht die Restrukturierung des ehemals größten europäischen Bootsbauers auf gutem Weg. Dabei bleiben Folgen für die Beschäftigen nicht aus.
Die Montagebänder bei Bavaria Yachtbau in Giebelstadt sind wieder voll. Im ersten Geschäftsjahr nach der Übernahme will die Werft 350 Segel- und Motorjachten verkaufen.
Foto: Bavaria Yachtbau | Die Montagebänder bei Bavaria Yachtbau in Giebelstadt sind wieder voll. Im ersten Geschäftsjahr nach der Übernahme will die Werft 350 Segel- und Motorjachten verkaufen.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:40 Uhr

Ein halbes Jahr nach der Übernahme durch die Beteiligungsgesellschaft CMP hat die Bavaria Yachtbau in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) wieder die sprichwörtliche Handbreit Wasser unterm Kiel. Doch die Restrukturierung des ehemals größten europäischen Bootsbauers steht noch am Anfang. Auch Konsequenzen für die über 500 Mitarbeiter von Bavaria bleiben dabei nicht aus.

Für den insolventen Bootsbauer kam die Übernahme im Oktober 2018 einem Neuanfang gleich. Altaufträge wurden abgewickelt, bevor die Bavaria Yachtbau Holding GmbH im Januar 2019 zur "boot", der wichtigsten europäischen Fachmesse in Düsseldorf, als vollkommen neue Gesellschaft auftrat.

Positive Resonanz bei Kunden und Händlern

Geschäftsführer Michael Müller, seit Dezember im Unternehmen, spricht von einer "extrem positiven Resonanz der Kunden und Händler" auf den Messeauftritt. Das Vertrauen in die Marke sei anhaltend hoch. Die wirtschaftlichen Turbulenzen der Vergangenheit seien kein Thema gewesen. Das Ziel, im ersten Rumpf-Geschäftsjahr 350 Segel- und Motorjachten zu verkaufen, sei bereits nahezu erreicht. Mittelfristig peilt Bavaria eine Jahresproduktion von 400 bis 500 Booten an.

"Wir sind überzeugt, dass wir mit der erfahrenen Stammbelegschaft bessere Boote bauen können als mit Saisonkräften."
Michael Müller, Geschäftsführer

Ein halbes Jahr habe man sich Zeit genommen, um das Unternehmen, die Betriebsabläufe, die Produktpalette eingehend zu analysieren und daraus Schlüsse zu ziehen, sagt der für die Restrukturierung zuständige Geschäftsführer Ralph Kudla. Einer dieser Schlüsse ist die Straffung der Modellpalette und die Konzentration auf das Kernsegment von Booten mit einer Länge zwischen 35 und 45 Fuß.

Teure Experimente wie der Einstieg in die 65-Fuß-Klasse, der für die alte Bavaria zum Sargnagel wurde, sind damit vom Tisch. Stattdessen versucht man zu alten Stärken zurückzufinden, und dazu zählt vor allem die effiziente Serienfertigung. Bevor man in der nächsten Saison die ersten Neuentwicklungen vorstellen will, wurden deshalb die alten Modelle im Hinblick auf die Prozessoptimierung überarbeitet - ohne Abstriche bei der Qualität, wie Michael Müller betont.

Konzentration auf den Standort Giebelstadt

Engineering und Fertigung sollen künftig wieder am Standort Giebelstadt konzentriert werden, auch um eine enge Abstimmung zwischen Konstruktion und Montage sicherzustellen. Dabei setzt Müller auf die Stammbelegschaft und will künftig auf Leiharbeiter weitgehend verzichten. "Wir sind überzeugt, dass wir mit der erfahrenen Stammbelegschaft bessere Boote bauen können als mit Saisonkräften," sagt er.

Bei der 'boot' in Düsseldorf stellten sich die neuen Eigner von Bavaria Yachtbau ihren Kunden und Händlern vor, von links die beiden Geschäftsführer Ralph Kudla und Michael Müller mit Kai Brandes, Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft CMP.
Foto: Bavaria Yachtbau | Bei der "boot" in Düsseldorf stellten sich die neuen Eigner von Bavaria Yachtbau ihren Kunden und Händlern vor, von links die beiden Geschäftsführer Ralph Kudla und Michael Müller mit Kai Brandes, Geschäftsführer der ...

In einem Saisongeschäft wie dem Bootsbau seien dazu aber flexible Arbeitszeitmodelle erforderlich. Am meisten gibt es zwischen September und Mai zu tun. Die Flaute in den Sommermonaten hat das Unternehmen in der Vergangenheit regelmäßig durch Kurzarbeit überbrückt. Der Vorschlag der Geschäftsführung sehe nun vor, bei gleichbleibenden Bezügen in der Hochphase Überstunden aufzubauen und diese in den Sommermonaten abzufeiern. Die Gespräche dazu mit dem Betriebsrat verliefen konstruktiv, seien aber noch nicht abgeschlossen, so Müller. Entgegen anders lautenden Meldungen sei in diesem Jahr noch kein Antrag auf Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit gestellt worden.

Personalstruktur angepasst

Dass im Zuge der Anpassungen 24 Stellen gestrichen wurden, will Ralph Kudla nicht als Zeichen einer schlechten Geschäftsentwicklung verstanden wissen. Man habe die Firma im Herbst 2018 mit allen Mitarbeitern übernommen und sich erst im Lauf der folgenden Monate ein klares Bild über die Personalstruktur verschaffen können. Unter anderem wurde die Schlosserei geschlossen, die sich zuletzt vor allem mit der Herstellung von Ersatzteilen für längst ausgelaufene Serien beschäftigt habe.

Angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt in der Region, sei es für die Betroffenen kein Problem, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Im Gegenzug würden Fachkräfte wie Elektriker und Bootsbauer, vor allem aber Ingenieure und Konstrukteure händeringend gesucht.

Im Marketing setzt Bavaria künftig ebenfalls stärker auf seine Mitarbeiter in der Fertigung, etwa in einer Anzeigenkampagne, die demnächst in Fachzeitschriften anlaufen sind. "Wir wollen zeigen, dass unsere Boote mit Leidenschaft gebaut werden", so der Geschäftsführer.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Giebelstadt
Gerhard Meißner
Beteiligungsgesellschaften
Bootsbau
Fachkräfte
Händler
Konstrukteure
Kunden
Kurzarbeit
Messeauftritte
Michael Müller
Unternehmen
Zeitarbeiter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen