Die Arbeitgeber in der unterfränkischen Metall- und Elektroindustrie fordern von Mitarbeitern und Gewerkschaften in der anstehenden Tarifrunde eine spürbare finanzielle Entlastung der Unternehmen: "Es kann nicht um Verbesserungen für die Arbeitnehmer gehen", sagte Ingrid Hunger, Geschäftsführerin der Walter Hunger Hydraulik-Zylinderwerke in Lohr (Lkr. Main-Spessart) und Präsidiumsmitglied im Arbeitgeberverband vbm auf einem virtuellen Tarifkongress des Verbandes.
Arbeitgeber wolle jede Möglichkeit zur Kostensenkung nutzen
In einer von der Corona-Krise und dem weltweiten Wirtschaftseinbruch geprägten Zeit "muss jede verfügbare Möglichkeit zur Kosten-Entlastung für die Unternehmen genutzt werden", um Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze zu sichern, verlangt der vbm-Unterfranken. "In vielen Unternehmen sind die Rücklagen aufgebraucht", warnte auch Hunger auf dem Kongress. Zur Sicherung der Standorte und Jobs müssten deshalb auch die Sozialpartner ihren Beitrag leisten: Vor allem die IG Metall müsse "in der Realität ankommen."
Notwendig sei ein Tarifabschluss, der für die Unternehmen die Kosten senkt und durch eine längere Laufzeit Planungssicherheit schafft, verlangt Hunger. Vor Streiks könne sie dagegen nur warnen: Ein Arbeitskampf würde die Existenz vieler Unternehmen gefährden.
IG-Metall: Lösung nicht allein über Einschnitte bei den Mitarbeitern
Wegen der Corona-Krise waren die Tarifverhandlungen im März mit einem Kurz-Abschluss bis zum Ende des Jahres beendet worden. Im Herbst muss nun eine längerfristige Einigung für die Metall- und Elektro-Branche in Bayern gesucht werden.
"Es wird sehr ambitioniert, eine gemeinsame Lösung zu finden", fürchtet Peter Kippes, IG Metall-Bevollmächtigter in Schweinfurt. Denn die Arbeitgeberseite sehe die Lösung der Probleme bislang allein über Einschnitte bei den Arbeitnehmern. Solidarität sei aber keine Einbahnstraße: "Entscheidend für uns ist, dass wir gerade jetzt für die Beschäftigten verlässliche Lösungen finden."
Die IG Metall sei offen für Verhandlungen, aber auch die Arbeitgeberseite müsse bereit sein "alte Zöpfe abzuschneiden", verlangt Kippes: "Ich kann die Arbeitgeber nur ermuntern, zusammen nach Lösungen zu suchen." Sein Eindruck aus den Betrieben sei aber, dass die Arbeitnehmer auch bereit seien, im Zweifel für ihre Interessen zu kämpfen.
Kürzlich hatten unterfränkische Gewerkschafter bereits kritisiert, dass manche Unternehmen Corona nur als Vorwand für ohnehin geplante Einschnitte bei der Belegschaft nutzten. Zudem fürchten auch die Gewerkschaften, dass eine Welle an Insolvenzen und Entlassungen erst noch bevorsteht. Schließlich haben seit März laut Zahlen der Agentur für Arbeit in der Region 9610 Betriebe für mehr als 124 000 Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet.
DGB: Unternehmer-Wünsche aus der Zeit der Industrialisierung
Der bayerische Arbeitgeberverband vbw hatte dagegen bereits im Mai ein 11-Punkte Papier vorgelegt, das eine massive Entlastung der Unternehmen etwa durch Lockerung des Kündigungsschutzes und der Arbeitszeit-Regeln, staatliche Übernahme der Sozialbeiträge oder Senkung der Unternehmenssteuern verlangt. Unterfrankens DGB-Chef Frank Firsching hatte deshalb von Unternehmer-Wünschen "aus der Zeit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts" gesprochen.