zurück
BUENOS AIRES/TAUBERBISCHOFSHEIM
Thomas Bach schreibt deutsche Sportgeschichte
Vorteil       -  Thomas Bach erfährt in Deutschland eine breite Unterstützung aus dem Sport. Foto: Frank Rumpenhorst
| Thomas Bach erfährt in Deutschland eine breite Unterstützung aus dem Sport. Foto: Frank Rumpenhorst
Aus Buenos Aires berichten Christoph Fischer und Jürgen Höpfl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:49 Uhr

Für Thomas Bach hat sich am Rio de la Plata ein Lebenstraum erfüllt. Die 125. Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wählte den 59 Jahre alten Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim zum neunten Präsidenten. Zum ersten Mal seit der Gründung des Komitees an der Sorbonne 1894 in Paris hat ein Deutscher den Olymp erstiegen.

„Ich bin sehr erleichtert“, sagte Bach, als die erste Anspannung von ihm abgefallen war. Als die Olympische Hymne verklungen war und Präsident Jacques Rogge den Namen Thomas Bach aus dem Umschlag gezogen hatte, leistete sich der gebürtige Würzburger, der in der Domstadt auch studierte und dort 1983 seine Doktorarbeit schrieb, sogar feuchte Augen, fast Tränen. Nach dem lang anhaltenden Beifall verneigte sich Bach vor den IOC-Mitgliedern, ein großer, vielleicht der größte Moment in seinem Leben. „Ich will ein Präsident aller sein“, sagte Bach. „Meine Tür, meine Ohren, mein Herz werden immer offen für Sie sein, ich will auch das Vertrauen derer gewinnen, die mich nicht gewählt haben. Diese Wahl ist eine große Verpflichtung für mich.“

Thomas Bach schaffte das, was dem großen deutschen Olympier Willi Daume 1980 in Moskau versagt blieb. Es war der letzte Schritt, der dieser olympischen Karriere noch fehlte. Die ihm viele nicht gönnen, die ihm viele Kritiker in Deutschland auch noch verbauen wollten. Der Fecht-Olympiasieger stand in seinem Land im Kreuzfeuer der Kritik, seine wirtschaftlichen Kontakte nach Kuwait, seine Beratertätigkeiten bei adidas, bei Siemens und im IOC unter Juan Antonio Samaranch wurden ihm immer wieder zum Vorwurf gemacht. Auch bei der Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit in Deutschland zog Bach Kritik auf sich, er stemmt sich gegen ein Anti-Doping-Gesetz wie es etwa Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer gefordert hatte. Aber Bach ist die Autonomie des Sports heilig, er hat die Stürme bislang überstanden.

Alle Prognosen und Spekulationen sind ab 11 Uhr Ortszeit Makulatur. Die letzten Informationen auf den Fluren deuten darauf hin, dass Bach bis zuletzt Favorit ist. Man hält sogar für möglich, dass ein Wahlgang reicht, um ihn zum neuen Führer des Weltsports zu machen. Vor dem Wahlgang sieht man Bach konzentriert auf der Bühne des Hilton Hotels. Nach dem ersten Votum müssen die Außenseiter Ser Miang Ng und Ching-Kuo Wu in die Stichwahl, Wu scheidet aus. Der Wahlgang ist dann auch der letzte: „Sie haben den neuen Präsidenten des Komitees gewählt“, sagte der noch amtierende Präsident Jacques Rogge. Damit ist alles entschieden. Es konnte nur Bach sein, es war Bach. Er setzte sich gegen die fünf Mitbewerber durch, erhielt in der Entscheidung 49 von 93 Stimmen.

Daheim in Tauberbischofsheim verfolgten rund 150 alte Weggefährten und Bekannte die Wahl gemeinsam in der Sporthalle des Fechtzentrums vor einer Leinwand. Die Stimmung war vor der Wahl angespannt, umso größer die Freude nach der Bekanntgabe. „Glückwunsch nicht nur an Thomas Bach“, sagte Tauberbischofsheims Bürgermeister Wolfgang Vockel, „sondern auch an das IOC. Sie haben sich für den Richtigen entschieden.“

Ilgner als Nachfolger beim DOSB?

Thomas Bach tritt nun eine achtjährige Amtszeit an, sie könnte 2021 noch einmal um vier Jahre verlängert werden. Als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) wird Bach bei der nächsten Präsidiumssitzung am 13. September zurücktreten. Die Amtsgeschäfte übernimmt der Vizepräsident für Wirtschaft und Finanzen, Hans Peter Krämer aus Köln. Der nächste Präsident könnte Ende des Jahres gewählt werden, es gibt keinen Favoriten auf die Nachfolge von Bach. Im Haus des deutschen Sports wird ein Hauen und Stechen erwartet.

Gehandelt werden die Namen des DOSB-Generalsekretärs Michael Vesper sowie der Präsidentin des Schwimm-Verbands, Christa Thiel. Nach Informationen dieser Zeitung aber könnte auch ein externer Mann zum Zuge kommen: Michael Ilgner, geboren in Werneck bei Schweinfurt. Der 42-jährige, ehemaliger Wasserballer des SV 05 Würzburg und Olympiateilnehmer, hat als Vorstandsvorsitzender die Deutsche Sporthilfe zu neuer Blüte geführt. Mitarbeit: Ach, jha

 
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Adidas AG
Deutscher Olympischer Sportbund
Hilton Hotels
Horst Seehofer
Internationales Olympisches Komitee
Jacques Rogge
Michael Vesper
SV 05 Würzburg
Siemens AG
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Thomas Bach
Universität von Paris
Willi Daume
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen