Mit einem feierlichen Gottesdienst in der St. Johannis-Kirche ist am Sonntag die Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu Ende gegangen. In seiner Predigt forderte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm die Christen auf, sich weiter vehement für den Flüchtlingsschutz einzusetzen. Entsprechende Beschlüsse hatte zuvor auch das Kirchenparlament gefasst. Im Amt der Vorsitzenden bestätigten die Synodalen die frühere Bundesministerin Irmgard Schwaetzer (73).
- Lesen Sie hierzu auch den Artikel "Bedford-Strohm tut der Kirche gut" ...
- ... und "EKD-Synode: Irmgard Schwaetzer bleibt im Amt"
Es war die konstituierende Sitzung der zwölften EKD-Synode, der 100 haupt- und ehrenamtliche Vertreter der evangelischen Landeskirchen sowie 20 vom EKD-Rat nominierte Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft angehören. Schwaetzer hatte bei der geheimen Abstimmung am Samstag keinen Gegenkandidaten und kam auf 111 von 115 abgegebenen Stimmen. Der langjährigen FDP-Politikerin wird zugute gehalten, seit ihrer ersten Wahl vor anderthalb Jahren in Düsseldorf die Kommunikation innerhalb und zwischen den Gremien der evangelischen Kirche deutlich verbessert zu haben.
Als wichtigste Aufgabe für die kommenden Treffen sieht Schwaetzer die Vorbereitung des Jubiläums „500 Jahre Reformation“. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine Thesen gegen Rom und den Papst an das Tor der Schlosskirche von Wittenberg (Sachsen-Anhalt) geschlagen und damit die Reformation ausgelöst.
Den Jahrestag wollen die Protestanten anno 2017 mit den Katholiken als „gemeinsames Christusfest“ feiern, kündigte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm an. Man freue sich, dass der 31. Oktober 2017 deutschlandweit ein arbeitsfreier Tag sein soll.
Der Ratsvorsitzende, seit einem halben Jahr im Amt, fand in seinem Bericht deutliche Worte zur Flüchtlingspolitik. Es müsse klar sein, so der 55-Jährige, dass die Kirche sich bei Themen zu Wort meldet, „bei denen ethische Grundorientierungen auf dem Spiel stehen“. Eine moderne und pluralistische Gesellschaft brauche diese Einflussnahme.
Angesichts von Tausenden von Toten im Mittelmeer forderte Bedford-Strohm die Europäische Union auf, Seenotrettung nicht auf die Küstenregionen Europas zu begrenzen, sondern nach dem Vorbild von „Mare nostrum“ auszuweiten. Man dürfe nicht in Kauf nehmen, „dass Menschen in großen Zahlen vorhersehbar sterben“. Um das „Schlepperunwesen“ wirksam zu bekämpfen verlangte der 55-Jährige mehr legale Zugangswege nach Europa. Forderungen, denen sich die Synode in einem Beschluss einmütig anschloss.
Eine Absage erteilten die EKD-Vertreter dem Dublin-System, wonach Asylanträge in dem Land verhandelt werden, über das ein Flüchtling nach Europa eingereist ist. Die humanitären Standards in den Ländern seien zu unterschiedlich. Die Bundesregierung müsse „aktiv“ an Alternativen zu den umstrittenen Regelungen arbeiten. Langfristig könnten die Flüchtlingsströme nur eingedämmt werden, wenn die „extreme Ungerechtigkeit“ auf der Welt bekämpft werde. Bedford-Strohm: „Dass jeden Tag 24 000 Menschen sterben, weil Nahrung und Medizin auf der Welt nicht gerecht verteilt sind, bleibt ein moralischer Skandal.“
Unterdessen etabliert sich Würzburg als Tagungsort wichtiger Kirchenkonferenzen. Von Donnerstag, 7. Mai, bis Samstag, 9. Mai, tagt im Congress Centrum das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken.