WÜRZBURG
EKD-Synode: Irmgard Schwaetzer bleibt an der Spitze
Mit überwältigender Mehrheit hat die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland Irmgard Schwaetzer als Präses bestätigt.
Die 73-jährige frühere Bundesministerin bekam am Samstag bei der Tagung des Kirchenparlaments in Würzburg 111 von 115 Stimmen. Zu den ersten Gratulanten gehörte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.
Irmgard Schwaetzer ist studierte Apothekerin. Für die FDP war sie von 1980 bis 2002 Mitglied des Deutschen Bundestags. Von 1987 bis 1991 gehörte die heute 73-Jährige als Staatsministerin im Auswärtigen Amt und Bundesbauministerin der CDU/FDP-Regierung unter Helmut Kohl an.
2013 in Düsseldorf wurde sie nach Personalquerelen als Kompromisskandidatin erstmals zur EKD-Präses gewählt. Als Schwaetzers Verdienst gilt die Verbesserung der Kommunikation innerhalb und zwischen den Gremien der Evangelischen Kirche. Gegenkandidaten hatte sie nicht.
Breiten Raum in der Rede von Heinrich Bedford-Strohm zu den Synodalen, die im Congress Centrum tagten, nahm die Flüchtlingspolitik ein. Dabei fand der EKD-Ratsvorsitzende deutliche Worte.
Es müsse klar sein, so der 55-Jährige, dass die Kirche sich bei Themen zu Wort meldet, „bei denen ethische Grundorientierungen auf dem Spiel stehen“. Auch eine moderne und pluralistische Gesellschaft brauche diese Einflussnahme.
Angesichts der Tausenden von Toten im Mittelmeer forderte Bedford-Strohm die Europäische Union auf, Seenotrettung nicht auf die Küstenregionen Europas zu begrenzen, sondern nach dem Vorbild von „Mare Nostrum“ auszuweiten. Man dürfe nicht in Kauf nehmen, „dass Menschen in großen Zahlen vorhersehbar sterben“.
Als „wirksamste Bekämpfung des Schlepperunwesens“ sieht der bayerische Landesbischof die Schaffung von legalen Wegen des Zugangs nach Europa. Unter anderem müsse die Vergabe humanitärer Visa für Familienangehörige von Flüchtlingen, die bereits in Europa sind, von den EU-Mitgliedsstaaten großzügiger gehandhabt werden.
Eine Absage erteilte Bedford-Strohm dem Dublin-System, wonach Asylanträge in dem Land verhandelt werden, in dem ein Flüchtlinge nach Europa eingereist ist. Die humanitären Standards in den Ländern seien zu unterschiedlich.
Deshalb sei es auch weiter notwendig, bei „humanitären Härtefällen“ Kirchenasyl zu gewähren. Christen und Kirchengemeinden, die sich hier engagieren, seien „Vorbilder für die Exzellenzinitiative der Humanität, die wir jetzt im Umgang mit den Flüchtlingen brauchen“.
Ein Thema bei der konstituierenden Sitzung der EKD-Synode ist auch die Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine Thesen mit viel Kritik am Papst und der katholischen Kirche an die Schlosskirche von Wittenberg geschlagen. Die Folge war die Kirchenspaltung.
Zum Jahrestag 2017 wünscht sich die evangelische Kirche einen bundesweiten arbeitsfreien Feiertag.
Evangelische Kirche in Deutschland
Die evangelische Kirche ist neben der katholischen Kirche die größte Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Ende 2012 waren etwa 23,4 Millionen Menschen evangelisch und 24,3 Millionen katholisch. Zehn Jahre zuvor zählte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) noch 3 Millionen Mitglieder mehr (2001: 26,5 Millionen).
Es gibt 20 Landeskirchen, die meisten Mitglieder haben die Landeskirchen Hannover (2,8 Millionen), Rheinland (2,74 Millionen) und Bayern (2,51 Millionen). Die evangelische Kirche finanziert sich zum größten Teil aus Kirchensteuern. 2013 waren es 4,8 Milliarden Euro.
In der EKD und ihrem Wohlfahrtsverband Diakonie sind etwa 673 000 Menschen hauptamtlich beschäftigt, mehr als eine Million - 70 Prozent Frauen - helfen ehrenamtlich. Die Kirche besitzt etwa 75.000 Gebäude, knapp 21.000 sind Kirchen und Kapellen. (dpa)
Irmgard Schwaetzer ist studierte Apothekerin. Für die FDP war sie von 1980 bis 2002 Mitglied des Deutschen Bundestags. Von 1987 bis 1991 gehörte die heute 73-Jährige als Staatsministerin im Auswärtigen Amt und Bundesbauministerin der CDU/FDP-Regierung unter Helmut Kohl an.
2013 in Düsseldorf wurde sie nach Personalquerelen als Kompromisskandidatin erstmals zur EKD-Präses gewählt. Als Schwaetzers Verdienst gilt die Verbesserung der Kommunikation innerhalb und zwischen den Gremien der Evangelischen Kirche. Gegenkandidaten hatte sie nicht.
Breiten Raum in der Rede von Heinrich Bedford-Strohm zu den Synodalen, die im Congress Centrum tagten, nahm die Flüchtlingspolitik ein. Dabei fand der EKD-Ratsvorsitzende deutliche Worte.
Es müsse klar sein, so der 55-Jährige, dass die Kirche sich bei Themen zu Wort meldet, „bei denen ethische Grundorientierungen auf dem Spiel stehen“. Auch eine moderne und pluralistische Gesellschaft brauche diese Einflussnahme.
Angesichts der Tausenden von Toten im Mittelmeer forderte Bedford-Strohm die Europäische Union auf, Seenotrettung nicht auf die Küstenregionen Europas zu begrenzen, sondern nach dem Vorbild von „Mare Nostrum“ auszuweiten. Man dürfe nicht in Kauf nehmen, „dass Menschen in großen Zahlen vorhersehbar sterben“.
Als „wirksamste Bekämpfung des Schlepperunwesens“ sieht der bayerische Landesbischof die Schaffung von legalen Wegen des Zugangs nach Europa. Unter anderem müsse die Vergabe humanitärer Visa für Familienangehörige von Flüchtlingen, die bereits in Europa sind, von den EU-Mitgliedsstaaten großzügiger gehandhabt werden.
Eine Absage erteilte Bedford-Strohm dem Dublin-System, wonach Asylanträge in dem Land verhandelt werden, in dem ein Flüchtlinge nach Europa eingereist ist. Die humanitären Standards in den Ländern seien zu unterschiedlich.
Deshalb sei es auch weiter notwendig, bei „humanitären Härtefällen“ Kirchenasyl zu gewähren. Christen und Kirchengemeinden, die sich hier engagieren, seien „Vorbilder für die Exzellenzinitiative der Humanität, die wir jetzt im Umgang mit den Flüchtlingen brauchen“.
Ein Thema bei der konstituierenden Sitzung der EKD-Synode ist auch die Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine Thesen mit viel Kritik am Papst und der katholischen Kirche an die Schlosskirche von Wittenberg geschlagen. Die Folge war die Kirchenspaltung.
Zum Jahrestag 2017 wünscht sich die evangelische Kirche einen bundesweiten arbeitsfreien Feiertag.
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Die evangelische Kirche ist neben der katholischen Kirche die größte Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Ende 2012 waren etwa 23,4 Millionen Menschen evangelisch und 24,3 Millionen katholisch. Zehn Jahre zuvor zählte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) noch 3 Millionen Mitglieder mehr (2001: 26,5 Millionen).
Es gibt 20 Landeskirchen, die meisten Mitglieder haben die Landeskirchen Hannover (2,8 Millionen), Rheinland (2,74 Millionen) und Bayern (2,51 Millionen). Die evangelische Kirche finanziert sich zum größten Teil aus Kirchensteuern. 2013 waren es 4,8 Milliarden Euro.
In der EKD und ihrem Wohlfahrtsverband Diakonie sind etwa 673 000 Menschen hauptamtlich beschäftigt, mehr als eine Million - 70 Prozent Frauen - helfen ehrenamtlich. Die Kirche besitzt etwa 75.000 Gebäude, knapp 21.000 sind Kirchen und Kapellen. (dpa)
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