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Bedford-Strohm tut der Kirche gut
Gut besuchter Abschlussgottesdienst: Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, die wiedergewählte Synoden-Vorsitzende Irmgard Schwaetzer (Mitte) und Pfarrerin Jutta Müller-Schnurr am Sonntag in der Würzburger St. Johannis-Kirche.
Foto: Patty Varasano | Gut besuchter Abschlussgottesdienst: Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, die wiedergewählte Synoden-Vorsitzende Irmgard Schwaetzer (Mitte) und Pfarrerin Jutta Müller-Schnurr am Sonntag in der Würzburger St.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 03.05.2015 19:17 Uhr

Gern hätte man gewusst, was denn wohl Hermann Gröhe zu den klaren Ansagen zur Flüchtlingspolitik seiner Mitsynodalen gesagt hätte. Doch der Bundesgesundheitsminister von der CDU, engagierter Christ und einer der 120 Mitglieder des evangelischen Kirchenparlaments, das am Wochenende in Würzburg tagte, fehlte bei der konstituierenden Sitzung der Synode. Die Forderungen nach mehr Humanität, nach mehr Engagement im Mittelmeer, mehr legalen Zuwanderungsmöglichkeiten werden die Regierung von Angela Merkel aber auch so erreichen. Bleibt die Frage, ob sie Folgen haben.

Heinrich Bedford-Strohm steht seit November an der Spitze des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit dem 55-jährigen Sozialethiker, der im Allgäu und in Oberfranken aufgewachsen ist, verbinden viele Protestanten die Hoffnung auf eine längere Phase der Kontinuität. Seine Vorgänger Margot Käßmann, die den Ratsvorsitz wegen einer Alkoholfahrt nach gerade mal vier Monaten 2010 aufgab, und Nikolaus Schneider, der vier Jahre später zurücktrat, um sich um seine schwerkranke Frau zu kümmern, waren vorzeitig aus dem Amt geschieden. Der bayerische Landesbischof ziert sich zwar noch ein bisschen, als er auf der Pressekonferenz im Congress Centrum gefragt wird, ob er sich denn bei der Synodentagung im November in Bremen erneut zur Wahl stellt – diesmal für volle sechs Jahre –, im Grunde aber besteht daran kein Zweifel.

Der Theologie-Professor tut der evangelischen Kirche erkennbar gut. Seine klaren Worte von Würzburg werden viele Christen motivieren, weiter „viel Liebe und Lebenszeit“ (Bedford-Strohm) zu investieren, um Flüchtlingen zu helfen, etwa durch das Gewähren von Kirchenasyl.

„Kluge Flüchtlingspolitik muss mehr sein als kurzfristiges Krisenmanagement.“
Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender

Manch konservativer Politiker mag solches Engagement als Rechtsbruch bewerten, für den Ratsvorsitzenden gibt es da kein Vertun. Kirchenasyl sei Ausdruck der „christlich-humanitären Traditionen unseres Landes“. Alle, die da mithelfen, seien „Vorbilder für die Exzellenzinitiative der Humanität, die wir brauchen“. Der 55-Jährige geht noch weiter. „Kluge Flüchtlingspolitik“ müsse mehr sein als „Krisenmanagement bei kurzfristig auftretenden Flüchtlingsströmen“. So fordert Bedford-Strohm von den Regierenden eine „Eine-Welt-Verträglichkeitsprüfung“, wenn über Rüstungsexporte oder das TTIP-Abkommen, aber auch über Klimapolitik verhandelt wird.

Kirchenvertreter seien keine Politiker, der EKD-Ratsvorsitzende verneint jeglichen Machtanspruch. Allerdings fordert er klare Bekenntnisse, wenn humanitäre Grundfragen zur Diskussion stehen. Auch eine moderne demokratische und pluralistische Gesellschaft brauche in ethischen Grundfragen Orientierung. Die Kirchen sollten leidenschaftlich mitdiskutieren, das sei ihr Dienst an der Gesellschaft.

Trotzdem: Was nützt all das Engagement, wenn die Politik nicht zuhört. Heinrich Bedford-Strohm glaubt nicht, dass dies der Fall ist. Immer noch seien fast zwei Drittel der Deutschen Mitglied einer der beiden großen Kirchen. Das Wort von Protestanten und Katholiken habe Gewicht, betont er auf Nachfrage. „Wir werden nicht übergangen, auch wenn es manchmal etwas länger dauert, bis sich die Politik bewegt.“ Ein gutes Beispiel sei die bayerische Asylpolitik. Da habe sich in den vergangenen Jahren viel zum Guten verändert, nachdem die Bischofskonferenz und die Landeskirche um mehr Humanität geworben habe. Zuletzt seien die Mittel für die Asylsozialarbeit weiter aufgestockt worden. Das reiche noch nicht, „aber wir werden da nicht lockerlassen“, so Bedford Strohm. Man darf es dem EKD-Ratsvorsitzenden abnehmen.

Run auf den Playmobil-Luther

Als „kleines Indiz“ für das große Interesse, das Martin Luther als zentrale Gestalt der Reformation, „aber damit eben auch für den Inhalt, für den er steht“, zu finden verspricht, erwähnte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm in seinem Bericht vor der EKD-Synode den Run auf den Kunststoff-Luther, den die Firma Playmobil aus Zirndorf (Lkr. Fürth) gemeinsam mit dem Tourismusbüro der Stadt Nürnberg produziert hat. Die erste Lieferung von 34 000 Stück sei im Februar bereits nach 72 Stunden vergriffen gewesen. 50 000 weitere Figuren seien nun nachgeliefert worden. Luther sei auf dem Weg dazu, die erfolgreichste deutsche Playmobil-Figur aller Zeiten zu werden, so Bedford-Strohm. Jüngst habe er gar die Anfrage eines Theologen aus Südafrika nach dem Plastik-Reformator erhalten. Der Kollege hatte im Magazin „Newsweek“ darüber gelesen. Im Bild präsentiert die Botschafterin der EKD für das Reformationsjubiläum Margot Käßmann (die entgegen erster Ankündigungen am Wochenende nicht in Würzburg war) die Figur. Angesichts des Erfolgs spekuliert die Nachrichtenagentur KNA bereits darüber, ob es für Katholiken demnächst auch eine Playmobil-Figur des Papstes geben könnte. Text: Micz/FOTO: Daniel Karmann, DPA

 
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