Tausende Jugendliche, aber auch viele junge Familien aus ganz Europa und Übersee haben am Freitag in Aachen für Klimagerechtigkeit und einen früheren Ausstieg aus der Braunkohle demonstriert. Die Bewegung „Fridays for Future“ sprach von der „bisher größten Demonstration dieser Art für den Klimaschutz in der Bundesrepublik“ und schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 35 000 bis 40 000.
Menschen aus über 17 Nationen beteiligten sich. Sie kamen unter anderem aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Spanien, Italien, Polen und Tschechien. „Fridays for Future“ habe Aachen als Veranstaltungsort gewählt, weil die Stadt in der Nähe der Braunkohlentagebaue Garzweiler und Hambach liege. Auch die Braunkohlenkraftwerke mit dem höchsten CO2-Ausstoß in Europa und die störanfälligen belgischen Atommeiler in Tihange seien nur wenige Kilometer entfernt, hieß es.
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„Keine nationale Angelegenheit“
Lina Göbbeler vom Organisationsteam erklärte: „Wir wissen sehr wohl, dass Klimaschutz keine nationale Angelegenheit ist, sondern nur international gelöst werden kann.“ Sie wies darauf hin, dass sich nur mit einem Kohleausstieg bis 2030 die Ziele des Pariser Abkommens für eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius erreichen ließen.
Auch aus Würzburg waren mehrere Anhänger der „Fridays-for-Future“-Bewegung nach Aachen gereist. „Die Mammutaufgabe in der Vorbereitungszeit war die Organisation der Züge, Busse und Übernachtungsmöglichkeiten.“ Arbeitsgruppen hätten das organisiert, sagte Pressesprecher Lorenz Buß auf Nachfrage dieser Redaktion. Da die Fahrkarten über ein zentrales und deutschlandweites Buchungssystem gelaufen seien, konnte Buß keine Teilnehmerzahlen angeben. Der Bus aus Unterfranken nach Aachen war jedoch bereits Tage vor der Demo ausverkauft. In diesem fuhren auch Anhänger der Erlanger Bewegung mit.
Der Kreisverband Würzburg der Bildungsgewerkschaft GEW unterstützt die erste Großdemonstration der Bewegung. Geschäftsführer Jörg Nellen betonte in einer Mitteilung, die jungen Menschen trieben „die entscheidungsschwachen Erwachsenen an den Schaltstellen der Macht vor sich her. Sie fordern ihre Zukunft ein, wie keine Generation zuvor.“
„Die Klimakatastrophe macht keine Ferien“
„Fridays for Future“ kündigte an, sich auch in den Sommerferien für mehr Klimaschutz einzusetzen. Göbbeler sagte: „Die Klimakatastrophe macht keine Ferien, also machen wir auch keine Ferien.“
Dass sich in einer waghalsigen Aktion zwei Kinder von einer Brücke abseilten, rief Polizei und Jugendamt auf den Plan. Kurzzeitig sei die Situation angespannt gewesen, weil die Polizei drohte, die Kinder herunterzuholen, sagte der Leiter des Fachbereichs Kinder, Jugend, Schule der Stadt Aachen, Heinrich Brötz. Er habe in einem Gespräch mit dem Vater erreichen können, dass dieser seine unter zwölf Jahre alten Kinder die Aktion beenden ließ.
Die Kinder hingen in Kletterzeug in einem Abstand von drei bis vier Metern an Seilen und hatten ein Spruchbanner gespannt mit der Aufschrift „Eure Gier kostet unsere Zukunft“. Mit ihrem Vater waren sie über einen Ohrclip verbunden. Der Protestzug wurde wegen der Aktion kurzfristig gestoppt.
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Blockaden im Braunkohlerevier
Bereits vor der Aachener Großdemonstration hatten Klimaaktivisten des Bündnisses Ende Gelände Blockadeaktionen im östlich von Aachen gelegenen rheinischen Braunkohlerevier angekündigt. Am Samstag wollen sich ihnen auch Anhänger von „Fridays for Future“ am Tagebau Garzweiler anschließen. Dort wollen Tausende unter dem Motto „Kohle stoppen – Klima und Dörfer retten“ demonstrieren. Aufgerufen dazu hat ein Bündnis umwelt- und zivilgesellschaftlicher Gruppen wie Campact, BUND und Greenpeace.