
In Bayern gibt es einen weiteren Corona-Fall. Nachdem am Donnerstagabend noch fünf Erkrankte bekannt waren, sind es nun insgesamt sechs. Bei dem aktuellen Fall handelt sich um das Kind eines infizierten Mannes aus dem Landkreis Traunstein, wie das bayerische Gesundheitsministerium am Freitag in München mitteilte. Somit ist zum ersten Mal in Deutschland ein Familienmitglied eines schon Infizierten erkrankt.
Bis auf das Kind sind alle bisher Erkrankten Mitarbeiter des oberbayerischen Autozulieferers Webasto. Dort war vergangene Woche eine infizierte Kollegin aus China zu Gast, die ihre Erkrankung erst auf dem Rückflug bemerkt hatte.
Bisherigen vier Corona-Patienten geht es gut
Bei bis Donnerstag bekannten Fällen handelt es sich um vier Männer und eine Frau. Nach Angaben der Ärzte befinden sie sich in guter Verfassung und möchten am liebsten aus der Klinik entlassen werden. Die Tests von weiteren Personen, die ebenfalls bei dieser Firma arbeiten, brachten bis zum Donnerstagabend (Stand 20 Uhr) keinen positiven Befund. 110 Kontaktpersonen aus der Firma werden überprüft, die Tests laufen laut Ministerium weiter.
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Die bisher ermittelten Kontaktpersonen sollen sich häuslich isolieren und sich mit Angaben zu ihrem Gesundheitsstatus fortlaufend beim Gesundheitsamt melden. Weitere Testergebnisse werden voraussichtlich am Freitag vorliegen. Darüber hinaus ermitteln die Gesundheitsämter weiter – zum Beispiel auch nach Kontakten im privaten Umfeld.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml wies darauf hin, dass das Ministerium auch die niedergelassenen Ärzte über den Umgang mit Verdachtsfällen bei einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus informiert habe. "Die entsprechenden Schreiben haben wir am Mittwoch an die Kassenärztliche Vereinigung und die Bayerische Landesärztekammer geschickt."
Gesundheitsministerin: Kliniken in Bayern sollen sich auf mögliche Fälle vorbereiten
Wie es in einer Mitteilung heißt, habe das das Ministerium vorsorglich alle Krankenhäuser in Bayern gebeten, sich auf die Aufnahme von begründeten Verdachtsfällen und Patienten mit einer bestätigten Infektion vorzubereiten. Dazu hatte bereits der Würzburger Experte und Tropenmediziner August Stich im Gespräch mit dieser Redaktion aufgerufen. "Ferner haben wir geprüft, in welchem Umfang auch Kapazitäten zur Behandlung von erkrankten und Verdachtspersonen in Krankenhäusern im Großraum München zur Verfügung stehen", so Huml.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat am Donnerstagabend die rasante Ausbreitung des neuartigen Coronavirus aus China zum internationalen Gesundheitsnotstand erklärt.
Das bedeutet, dass die mehr als 190 Mitgliedsländer von der WHO empfohlene Krisenmaßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung untereinander koordinieren.
Noch sei die Zahl der Infektionen außerhalb Chinas relativ gering, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus nach der Sitzung eines Expertenausschusses. Aber man wisse nicht, welchen Schaden das Virus in einem Land mit einem schwachen Gesundheitssystem anrichten würde. "Wir sitzen alle im selben Boot", sagte Tedros. Das Virus könne nur gemeinsam aufgehalten werden. "Das ist die Zeit für Fakten, nicht Angst." Der Notstand heißt offiziell "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite". (mit Infos von dpa)