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Würzburg
Durchfallrisiko: Warnung vor Bakterien in fettarmer Milch
Wegen einer defekten Dichtung in einer Molkerei wurden deutschlandweit Milchprodukte zurückgerufen. Das müssen Verbraucher in Unterfranken jetzt wissen.
Fast allen großen Lebensmittelhändler in Deutschland sind von dem Milch-Rückruf betroffen.
Foto: Alexander Heinl, dpa | Fast allen großen Lebensmittelhändler in Deutschland sind von dem Milch-Rückruf betroffen.
Moritz Baumann
 und  dpa
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:28 Uhr

Wegen der Gefahr schwerer Durchfallerkrankungen mussten viele Supermärkte und Discounter fettarme Milch aus ihrem Sortiment nehmen. Diese könnte möglicherweise mit Bakterien belastet sein. Betroffen sind fast alle großen Lebensmittelhändler in Deutschland – darunter Metro, Aldi, Lidl, Edeka oder Rewe.

Am Freitagvormittag haben das Deutsche Milchkontor (DMK), die nach eigenen Angaben größte deutsche Molkereigenossenschaft, und ein weiteres Hamburger Molkereiunternehmen eines ihrer Produkte zurückgerufen. Genauer gesagt: "Frische Fettarme Milch 1,5 % Fett" im Ein-Liter-Pack. 

 

Das Deutsche Milchkontor gehört mit einem Umsatz von derzeit 5,6 Milliarden Euro zu den führenden Unternehmen der Milchwirtschaft in Europa. 
Foto: Martin Schutt, dpa | Das Deutsche Milchkontor gehört mit einem Umsatz von derzeit 5,6 Milliarden Euro zu den führenden Unternehmen der Milchwirtschaft in Europa. 

 

Wasserkeime in der Milch

Nach eigenen Angaben sei der Erreger über eine defekte Dichtung in einem Werk in Nordrhein-Westfalen in die Produktion gelangt. Nachdem das Problem entdeckt wurde, seien Proben an ein externes Labor geschickt worden. Das teilt ein Sprecher am Freitag mit. In lediglich einer Probe sei eine Verunreinigung mit einem krankheitserregenden Wasserkeim nachgewiesen worden. Trotzdem mussten deutschlandweit Literpacks zurückgerufen werden. 

Das Unternehmen warnt jedoch vor einer Überbewertung. Für den Verbraucher sei wichtig zu wissen, dass es sich nur um einzelne Chargen handele. Zu der genauen Menge betroffener Milch machten weder DMK noch die Lebensmittelhändler Angaben. Es handele sich laut DMK aber um ein übersichtliches Volumen.

Der Warenrückruf erfolge aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes. Verbraucher, die einen der angegebenen Artikel gekauft haben, erhalten den Angaben zufolge auch ohne Vorlage des Kassenbons den Kaufpreis in ihren Einkaufsstätten zurück.

Die Verunsicherung ist groß

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit Sitz im mittelfränkischen Erlangen konnte zunächst nicht sagen, in welchem Ausmaß Bayern von den Verunreinigungen betroffen ist. Die Behörde überwache den Rückruf-Prozess im Freistaat, bestätigt Pressesprecher Aleksander Szumilas.

Insgesamt ist die Zahl der Lebensmittelwarnungen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Seit 2012 hat sich die Zahl der Fälle in Bayern verdreifacht – von 52 auf 150. Das Landesamt spricht allerdings von keiner "akuten Problematik". Ein Grund für die Entwicklung könne beispielsweise auch eine gestiegene Sensibilität sein. 

Bei den Verbrauchen ist die Verunsicherung derweil groß. Fast jeder Zweite befürchtet, dass Nahrungsmittel immer stärker mit Schadstoffen belastet sind. Das zeigt die Studie "Die Ängste der Deutschen 2019" der Versicherungsgesellschaft R+V. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen in Berlin erklärt: "Der aktuelle Skandal um mit Listerien belastete Wurst und der große Rückruf von verunreinigter Milch verunsichern Verbraucherinnen und Verbraucher."

Bundesweit haben sich die Rückrufe laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit seit 2012 verdoppelt. Besonders betroffen seien Fleisch- und Milch. Am häufigsten würden Produkte wegen mikrobiologischer Verunreinigungen oder Fremdkörpern zurückgerufen. Auch falsche Kennzeichnungen können zu Rückrufen führen.

Abkochen statt zurückgeben

Im aktuellen Fall handele es sich um ein Bakterium namens "Aeromonas hydrophila", das vor allem in Tieren vorkomme, sagt die Göttinger Infektionsexpertin Anna Dudakova. "Es kann sich zum Beispiel in Ausscheidungen von Tieren finden." Wer belastete Produkte verzehre, könne durchaus Beschwerden bekommen. "Meist geschieht das in Form von Durchfällen", so Dudakova.

Bei einem schwachen Immunsystem könne der Verlauf aber auch schwerer sein, sagte die Ärztin vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der Uniklinik Göttingen. Sie vermutete, dass der Erreger während der Produktion in die ansonsten bereits keimfreie Milch geraten sei. Das deckt sich mit der Darstellung vom DMK.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, könne die Milch sprudelnd aufkochen, empfiehlt Andrea Danitschek von der Verbraucherzentrale Bayern. Das töte in diesem Fall die Keime ab. Sie gibt aber zu bedenken: Darunter leidet die Qualität der Frischmilch. Enthaltene Vitamine werden zerstört, zudem habe sie dann einen "Kochgeschmack".

Mit Informationen von dpa

 

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