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Heinsberg
Coronavirus: "Karneval war wie ein Brandbeschleuniger"
Im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen gibt es weit über 100 Infizierte. Wir haben mit einer Frau gesprochen, die seit einer Woche in Quarantäne lebt.
Straßenkarneval in Köln: In Nordrhein-Westfalen trugen die tollen Tage zur Verbreitung des Coronavirus bei.
Foto: Oliver Berg, dpa | Straßenkarneval in Köln: In Nordrhein-Westfalen trugen die tollen Tage zur Verbreitung des Coronavirus bei.
Achim Muth
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:32 Uhr

Der Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen, direkt an der niederländischen Grenze, gilt als Hochburg: Wie die Kreisverwaltung am Donnerstagabend bekanntgab, betrug die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen dort 134. Davon seien acht Betroffene in stationärer Behandlung, "nach letzten Erkenntnissen hat sich der Gesundheitszustand dieser Menschen tendenziell verbessert", heißt es in einer Mitteilung. Offenbar gibt es nun auch in Unterfranken erste Fälle. Das Gesundheitsamt Würzburg bestätigte zwei positiv auf den Coronavirus getestete junge Erwachsene.

Derweil haben in einem offenen Brief Ärzte aus der Region Heinsberg vor den Folgen des Coronavirus für die gesundheitliche Versorgung gewarnt. Darin heißt es unter anderem: Die "medizinische Situation im Kreis Heinsberg eskaliert und nimmt bedrohliche Ausmaße an". Auch der Heinsberger Landrat Stephan Pusch (CDU) hat unterschrieben.

Ein Zusammenbruch der medizinischen Versorgung sei nicht mehr auszuschließen: "Wir brauchen dringend Hilfe (...)", heißt es in dem Brief. Auch die Belastung durch verunsicherte Patienten sei groß, die Versorgung der niedergelassenen Ärzte mit Schutzmasken sei extrem schlecht.

Dass die Verunsicherung in der Bevölkerung "sehr groß" sei, bestätigt dieser Redaktion Rosel C. aus Waldfeucht im Kreis Heinsberg. Die Frau lebt mit Mann und Tochter seit einer Woche in häuslicher Quarantäne. Sie arbeitet im Sozialdienst eines Altenheimes. Dort gab es zur Karnevalszeit eine Feier für die Heimbewohner, bei der auch eine Tanzgruppe aus jenem Kindergarten auftrat, in dem eine mit dem Coronavirus infizierte Frau arbeitete. Nachdem bei C. erste Symptome auftraten, ging sie zu ihrem Hausarzt. Der Test fiel negativ aus, dennoch wurde sie unter zweiwöchige Quarantäne gestellt. 

Tests nur noch bei Patienten mit Fieber

Ihre 21-jährige Tochter war Mitglied in einer Karnevalsgruppe, die an den tollen Tagen bei mehreren Umzügen in der Region mitlief und in der es fünf Infizierte gab. Auch sie muss deshalb in Quarantäne, "der Karneval war für das Coronavirus wie ein Brandbeschleuniger". Ihr Tochter sei bislang nicht getestet worden, so Rosel C. Es würden derzeit nur noch Personen getestet, die zu den typischen Symptomen wie Husten, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen auch Fieber hätten. "Das ist für mich total unverständlich", sagt sie. Panik herrsche in der Region nicht, "aber eine sehr große Verunsicherung. Man bekommt kaum Informationen, ich sehe eine gewisse Hilflosigkeit im Umgang mit dem Virus". 

Mit der Quarantäne komme sie gut zurecht, "ich lese viel", sagt Rosel C., der Garten am Haus ermögliche ihr auch Bewegung an der frischen Luft. Die Verpflegung sei auch noch gesichert: "Wir haben auch Hamsterkäufe gemacht", gibt sie zu. Jedoch gibt es auch das Angebot von Bekannten, Einkäufe zu erledigen und vor dem Haus zu deponieren.

Schwieriger sei die Situation für die Bewohner des Altenheims. Dieses stehe zwar nicht unter Quarantäne, jedoch, so Rosel C., dürften derzeit keine Besucher in das Haus, und die Aktivitäten der Bewohner seien auf das jeweilige Stockwerk begrenzt. "Da steigt natürlich die Unzufriedenheit."

 
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