Schon der Philosoph Johann Gottfried Herder wusste: "Heimat ist dort, wo ich mich nicht erklären muss." Dieser Satz passt sehr gut zu einer aktuellen Landtagsinitiative der Freien Wähler. Die kleinere Regierungspartei will die Heimat künftig auch dort schützen, wo es stinkt und kracht: Identitätsstifte Geräusche und Gerüche sollen als "Sinneserbe" bewahrt werden, erklärt die Aiwanger-Partei. Schließlich bestehe die Heimat nicht nur aus Wohlgeruch und Vogelgezwitscher.
Doch was genau sind in Bayern regionaltypische Sinnesreize? Im Untersuchungsausschuss des Landtags zur Maskenaffäre glaubt die Opposition derzeit zum Beispiel, wieder muffelnden schwarzen CSU-Filz zu riechen. Sollte sich dieser Sinneseindruck bestätigen, könnte man hier durchaus einen speziell bayerischen Landestypus unterstellen. Ob man deshalb aber mit dem Freie-Wähler-Gesetz auch den "schwarzen Mief über dem Landtag" unter Schutz stellen müsste, wie bei den Grünen gescherzt wird, bleibt offen.
Ohnehin steht der Landtag mitten im Münchner Stadtviertel Haidhausen, wo der vermeintlich schwarze Mief aus dem Landtag gerne mit einer durch die Straßen wabernden Joint-Wolke aromatisierend weggeblasen wird. Dafür einen gesetzlichen Schutz zu fordern, würden sich aber wohl nicht einmal die Grünen trauen.
Vielleicht braucht die Heimat ja auch gar keinen gesetzlichen Schutz. Vielleicht reicht ja schon ein bisschen mehr Wohlwollen für all das, was die Heimat eben erst zur Heimat macht. Wie erklärte einst der Unterfranken-Philosoph Erwin Pelzig: "Heimat ist da, wo mich jeder kennt. Wo ich über die Straße geh und jeder sagt: Komm hau' bloß ab."