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Was nicht berichtet wurde
Klimawandel19       -  Darum geht es oft im Journalismus. Auch beim Thema Klimawandel ...
| Darum geht es oft im Journalismus. Auch beim Thema Klimawandel ...
Anton Sahlender
Anton Sahlender
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:40 Uhr

Es gibt Quellen, auf die sich seriös arbeitende Redaktionen verlassen können und andere, bei denen mehr als Skepsis am Platze ist. Deshalb stellt sich Leser M.H. in einer Zuschrift etwas vor, was nicht wunschgemäß erfüllbar ist. Denn das könnte bedeuten, einer Person, die menschengemachte Klima-Veränderungen nicht anerkennt, einen Artikel dazu zu gewähren. Er bezieht sich dabei auf den Leseranwalt-Beitrag "Fragezeichen wohlüberlegt setzen" (siehe unten). Darin ging es auch um ein überflüssiges Fragezeichen zum Klimawandel.

 

Widerlegte Leugner

Leser M.H. bat nun, einem Professor von „EIKE“ (Europäisches Institut für Klima & Energie) die Möglichkeit zu eröffnen, seine Meinung darzulegen. M.H., ein Medienkritiker, unterstellt jedoch gleich: „Aber in unseren Mainstream Medien - viele Zeitungen und öffentlich-rechtliches Fernsehen - werden Wissenschaftler mit anderer Meinung einfach totgeschwiegen.“

Totgeschwiegen soll nichts werden. Speziell in politischen Berichterstattungen findet sich oft, dass Menschen die Ursachen von Klimaveränderungen leugnen. Diese Leute, etwa der US-Präsident, sind vielfach widerlegt.

Aber: An eine Veröffentlichung dieser Zeitung über „EIKE“ kann ich mich nicht erinnern, vermochte auch keine zu finden. Dafür gibt es Gründe.

 

Zentrum der Klimaleugnerszene

Zu den Gründen: Entgegen seinem Namen handelt es sich bei EIKE um kein wissenschaftliches Institut, sondern um einen kleinen Verein, wohl mit weniger als 50 Mitgliedern. Der lehnt den wissenschaftlichen Konsens darüber ab, dass die globale Erwärmung menschengemacht ist. Von unabhängigen Stimmen aus Wissenschaft und Presse wird er als Zentrum der politisch aktiven und organisierten Klimaleugnerszene in Deutschland beschrieben. Sein Ziel sei es, den systematischen Angriff auf die Befunde der Klimawissenschaft zu betreiben. Diese Einordnung, die sich häufiger finden lässt, habe ich Wikipedia entnommen.

 

Falsche Ziele

Festzuhalten ist, Skepsis muss möglich sein. Auch in Berichterstattungen und Kommentierungen. Es geht in der Konsequenz bei dem was EIKE vertritt, aber nicht nur um Skepsis oder eine andere Meinung, sondern um richtig und falsch. Und nach alledem was wir aus der Wissenschaft sicher wissen, liegt der Verein mit seinen Zielen grundsätzlich falsch, selbst wenn sich gewiss über Details diskutieren lässt. Hier Beiträge aus  Planet Wissen...       und aus CO²-Online, "Die Ursachen ..." Das liest man in ZEIT-online: "Dass der Mensch die Erderwärmung beschleunigt, gilt als wissenschaftlich gesichert. Strittig ist unter Forscherinnen und Forschern, wie schnell sich der Planet aufheizt und wo genau welche Folgen zu erwarten sind."

Hinzuzufügen ist auf jeden Fall, dass auch Redaktionen beim Klimawandel umgekehrt nicht nicht über das Ziel hinausschießen sollten, sondern bei sicherem Wissen bleiben. Das heißt, es muss nicht hinter jedem Gewitter und jeder ungewöhnlichen Wetterlage gleich der Klimawandel gesehen werden. Metereologen haben dafür meist sehr einleuchtende andere Erklärungen (Siehe "Fragezeichen ...).

 

Vertrauenswürdige Quellen

Weil selbst kein Klima-Experte, gehe ich nicht weiter auf den Verein und seine Thesen ein. Festzuhalten ist jedoch, dass er wohl selten zu den Quellen gehören wird, auf die sich seriöse Medien stützen. Die halten sich beim Klimawandel an unabhängige und vertrauenswürdige Wissenschaftler, darunter jenen aus einer Reihe von Universtäten, die aus dem Potsdamer Institut für Klimaforschung.

Das liest man bei Vice unter der Überschrift: "Die acht größten Mythen zum Klimawandel und was die Wissenschaft dazu sagt": " <..> Die heutige Erderwärmung läuft dagegen mit einem atemberaubenden Tempo seit Beginn der Industrialisierung ab etwa 1850 ab, was die Ökosysteme unter Stress setzt. Die einzig logische Erklärung dafür ist das Modell des menschengemachten Ausstoßes von Treibhausgasen. Da sind sich führende Institutionen wie die Max-Planck-Gesellschaft und das Potsdam-Institut für Klimaforschung einig."

 

Der blinde Fleck

Hier soll es nun aber um journalistische Transparenz gehen. Die erfordert auch, Lesern und Nutzern zu erklären, über was nicht berichtet wird. „Diese andere Seite der Nachrichtenauswahl“ sei bei Journalisten ein „blinder Fleck“, schreibt Silke Fürst (Medienforschung der Uni Fribourg/CH) beim Europäischen Journalismus Observatorium unter dem Titel, "Die Nicht-Themen zum Thema machen". Bei Transparenz würden Journalisten automatisch nur an veröffentlichte Beiträge denken.

Empfohlen habe ich deshalb der Redaktion, zu recherchieren und erklärend zu begründen, warum Mitteilungen des genannten Vereins keine Nachrichten waren.

Vorausgehende Leseranwalt-Kolumne mit Links zum Thema "Transparenz":

"Redaktioneller Transparenz nicht selbst im Wege stehen" (2019)

"Fragezeichen in Schlagzeilen wohlüberlegt setzen". (2019)

Anton Sahlender, Leseranwalt. Siehe auchwww.vdmo.de

 
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