
Es gibt Beiträge, die tragen positive Aussagen in sich. Dazu zähle ich den Sportbericht vom 8. Juni über das Spiel der Würzburger Kickers bei 1860 München. Überschrieben war er in der Zeitung mit „Fabio Kaufmanns wichtiger Kniefall“. Dieser Kniefall, der gleichsam zu einem moralischen Mittelpunkt des Beitrages wird, war eine Geste gegen Rassismus und damit auch gegen Gewalt. Eine vielfach begrüßte Geste, wie sie von Sportlern in einer ganzen Reihe von Arenen demonstrativ gezeigt worden ist.
Krasser Widerspruch
Gerade deshalb hat sich für mich in jenem Bericht über das Spiel der Würzburger in München ein krasser Widerspruch aufgetan, der sich im Sprachgebrauch zeigt. Es geht um einen Begriff, dessen Verwendung nicht zum ersten Mal auffällt. Da wird das Kickers-Team samt Fabio Kaufmann in einem Teil der Überschrift als „Serienkiller“ oder im Text als „Serienmörder“ bezeichnet. Auch wenn der Text erschließt, was sportinteressierte Leser*innen wissen - dass die Kickers zum wiederholten Mal lange Siegesserien ihrer Gegner beendet haben nämlich - halte ich die Verwendung der Killer-Metapher für einen bedauerlichen Fehlgriff. Sie wirkt störend im Bericht mit einer wichtigen Geste.
Und ich muss erkennen, dass die begründete Leser-Kritik an der Verwendung von „Serienkiller“, die ich bereits im Februar an dieser Stelle unter der Überschrift „Mörderischer Sprachgebrauch" dargestellt habe, redaktionell nicht nachvollzogen wird. Das ist schade, selbst wenn Leser*innen oder ich Redaktionen nichts vorzuschreiben haben, sondern ihnen bestenfalls ins Gewissen zu reden vermögen.
Erinnerung an Fairness im Sport
Schon vor Jahrzehnten hat man bundesweit in der Sportberichterstattung begonnen, allzu häufig gebrauchte militärische Begriffe der Kriegsführung zu tilgen. Das ist weitgehend gelungen. Es wäre nicht im Sinne von sportlicher Fairness, nun sprachlich die Welt die Schwerstkriminalität zu bemühen, etwa um mehr Aufmerksamkeit in der Sport-Leserschaft und darüber hinaus zu erzielen.
Weil ich nicht müde werde, Kritikwürdiges ins Abseits zu stellen, wiederhole ich, was ich bereits im Februar als Kontrast zu jenem martialischen Begriff in Erinnerung gerufen habe: dass nämlich Fairness besondere Bedeutung für die Sportredaktion dieser Zeitung hat. Dafür steht ihre Serie „Fair ist mehr“, die es seit 1992 gibt. Im März war die festliche Auszeichnung von Fairness im Sport aus 2019 geplant. Leider musste diese Veranstaltung ob der Corona-Beschränkungen abgesagt werden. Eine Absage an Fairness ist das aber mit Sicherheit nicht. Sollten Ihnen als Leser*innen faire Gesten im Sport oder auch in der Berichterstattung auffallen, melden Sie die der Sportredaktion oder mir.
Ein Rückblick auf den Fair-ist-mehr-Galaabend 2019 mit Marcel Reif

Anton Sahlender, Leseranwalt. Siehe auch Vereinigung der Medien-Ombudsleute
Anton Sahlender, Leseranwalt