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LESERANWALT
Eine Beteiligte hat berichtet
Schräges Symbolbild von der Pfarrkirche in Forst. Bereits einmal erschienen im August mit der Unterzeile 'Haussegen hängt schief, in der Kirchengemeinde in Forst.' Dazu gehört aber auch ein journalistisch falsches Verhalten, das hier beschrieben ist.
Foto: Andreas Lösch | Schräges Symbolbild von der Pfarrkirche in Forst. Bereits einmal erschienen im August mit der Unterzeile "Haussegen hängt schief, in der Kirchengemeinde in Forst." Dazu gehört aber auch ein journalistisch falsches ...
Anton Sahlender
Anton Sahlender
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:51 Uhr

Es geht um einen journalistischen Grundsatz. So zitiere ich stellvertretend nur aus einer von drei Beschwerden, die mich zur Berichterstattung über die Aktion von rund 20 Frauen der Protestbewegung „Maria 2.0“ im Vorabendgottesdienst zu Mariä Himmelfahrt (14.8.) in der Kirche von Forst (Lkr. Schweinfurt) erreichten: „Der Pfarrer in Forst wurde durch <die Berichterstatterinund Gefolge vor vollendete Tatsachen gestellt! Das <…> darf von der unabhängigen Main-Post nicht geduldet werden! Ich werfe ihr nicht eine andere Ansicht vor, sondern das Vorgehen. Das war hinterhältig und böse und muss in einer Zeitung klar zur Sprache kommen, dass dieses Vorgehen in dieser Form nicht geht.“

 

Schwerer Fehler

Ich bringe es zur Sprache. Die freie Journalistin, die im Auftrag der Redaktion aus dem Gottesdienst berichtete und dazu kommentierte, ist nicht böse. Aber sie beging einen schweren Fehler, den sie mittlerweile bereut: Sie erschien im weißen Gewand, genau wie die Damen der Protestbewegung. Sie gab damit journalistische Unabhängigkeit, die ihr selbst wichtig ist, sichtbar auf. Offen hat sie vor Ort kundgetan, dass sie zur Bewegung „Maria 2.0“ steht und dass sie die Aktion in der Forster Pfarrkirche unterstützt. Das steht im Widerspruch zu journalistischen Grundsätzen. Das gilt als Befangenheit, obwohl die Kollegin ihre Meinung ohne diesen Auftritt journalistisch ja hätte darlegen dürfen. So aber hat sie sich schon vor Ort als neutrale Berichterstatterin unglaubwürdig gemacht.

Hier der Bericht, um den es ursprünglich geht: "Pfarrer verweist in Forst einige Frauen der Kirche"

 

Vorwürfe: Heftig aber nicht konkret

Kritiken an der Berichterstattung über die Protestaktion richten sich nun auch gegen die Redaktion und die freie Journalistin. Das ist kein Wunder. Doch angefangen vom Bericht der Frau, der am 16.8. nur im Lokalteil erschien und der einzige dazu von ihr blieb, habe ich die gesamten auch überregionalen Beiträge nachgelesen und nichts festgestellt, was als falsch einzustufen wäre. Alle Standpunkte wurden dargestellt. Meinungen sind nachvollziehbar. Und es erschienen Leserbriefe in Pro und Contra, überregional und lokal, das sowohl zu den Vorgängen in Forst, als auch allgemein zur Bewegung "Maria 2.0".

Fehler haben auch Kritiker auf meine Nachfragen nicht konkret benannt. Ihre wiederholten Vorwürfe an die lokale Mitarbeiterin und gegen die Berichterstattung erfolgten heftig, blieben freilich meist im Ungewissen. Erst bei eigenen Nachforschungen bin ich auf den Fehler mit der Kleiderordnung gestoßen.

Wesentliche Teile der Zeitungsberichte in Kopie am Textende.

 

Fehlende Transparenz

Doch der Makel bleibt: Denn wenn schon aktives Mitmachen, dann hätte auch der Auftritt in Weiß berichtet werden müssen – als Möglichkeit der Einordnung für die Leserschaft. Diese Transparenz, die vielleicht etwas hätte retten können, fehlt bislang. Klar muss aber trotzdem bleiben: Richtig wäre es gewesen, hätte die Redaktion den Auftrag gleich an eine unbefangene Person vergeben. Das bedeutet natürlich nicht, dass Redaktionsmitglieder immer meinungsfrei sind. Keineswegs. Sie müssen sich aber für andere Ansichten öffnen und auch die eigenen überprüfen. Was freilich immer für alle Journalisten gilt.

 

Schnell und doch zu spät

Und man lernt aus dem Fall. Die Redaktion hat schon am Tag nach dem ersten Bericht reagiert. Sie hat die Sache Forst selbst, aber doch zu spät, in die Hand genommen. Der Vorgang in der Kirche des kleinen Dorfes erregte bundesweit Aufsehen. Er musste aufgegriffen (was einige Kritiker übertrieben halten) und muss weiterverfolgt werden. Er ist von öffentlichem Interesse, was überhaupt für die Aktion Maria 2.0 gilt.

Jenen Kritikern, die nun sogar eine Trennung von der freien Autorin, die zuerst berichtete, erwarten, halte ich entgegen: Mit Fehlern und den Ursachen verantwortlich aber unbeeinflusst umzugehen, bleibt Aufgabe der Redaktion. Auch in diesem Fall. Ein großes Stück ihrer Unabhängigkeit könnte aber verloren gehen, wollte sie Unzufriedenen einfach nachgeben. Es kann nicht im Sinne von Lesern und Nutzern sein, dass Einfluss genommen werden kann, auch nicht auf diese Weise.

Ähnliche Leseranwalt-Kolumnen:

"Interessensgruppen haben keinen Einfluss auf redaktionelle Entscheidungen" (2015)

"Interessenskonflikte von Autoren müssen erkennbar sein" (2015)

Anton Sahlender, Leseranwalt. Siehe auch www.vdmo.de

Main-Post Haßberge 16.8.19       -  An diesem ersten Bericht entzündete sich die Kritik der Leser an der Berichterstattung und der Berichterstatterin in Weiß ..
| An diesem ersten Bericht entzündete sich die Kritik der Leser an der Berichterstattung und der Berichterstatterin in Weiß ..

 

Frauen aus der Kirche geworfen . MP 17.8.19       -  17.8.19: Die Redaktion hat nun die Berichterstattung über die Protestaktion in Forst in der Gesamtausgabe übernommen.
| 17.8.19: Die Redaktion hat nun die Berichterstattung über die Protestaktion in Forst in der Gesamtausgabe übernommen.
Reaktionen auf Kirchen-Eklat...MainPost 17.8.19       -  Im Frankenteil am 17.8.19: Die Reaktionen nach dem Eklat von Forst ...
| Im Frankenteil am 17.8.19: Die Reaktionen nach dem Eklat von Forst ...
Leserseite 24.August2019       -  Leserstimmen am 24.8.19 zu Maria 2.0 nach den Ereignissen in Forst.
| Leserstimmen am 24.8.19 zu Maria 2.0 nach den Ereignissen in Forst.
So reagiert das Netz: Haßberge 24.8.2019       -  Nur Lokal am 24. August 2019. Stimmen aus dem Netz ...
| Nur Lokal am 24. August 2019. Stimmen aus dem Netz ...
 
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  • antonsah
    @glaubt-nicht-alles und I.saubert Es kommt mir als Leseranwalt darauf an, journalistisches Verhalten oder Fehlleistungen kenntlich zu machen. Das habe ich aufgrund von kritischen Zuschriften getan. Ich mische mich nicht in den Meinungsstreit um Maria 2.0 und um die Beurteilung des Vorgangs in der Kirche von Forst. Das ist nicht meine Aufgabe.
    Somit respektiere ich Ihre Meinungen dazu. Kommentiere sie aber nicht.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • l.saubert
    Es geht auch nicht um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema sondern um die Rolle der "Mainpost ". Ich vermisse eine Entschuldigung für dieses Paradestück des Meinungsjournalismus.
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  • glaubt-nicht-alles
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar: Bitte keine Unterstellungen. Eventuell warten Sie noch ab, ob eine Reaktion von Herrn Sahlender folgt.
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  • l.saubert
    Die Mainpost hat sich in der Geschichte wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Auch wenn die Folgeartikel unter anderem Namen erschienen, hätte man den Eindruck, das die "freie Mitarbeiterin" im Hintergrund die Strippen zog. Unabhängige und ausgewogene Berichterstattung war das für mich nicht.
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  • glaubt-nicht-alles
    Teil 2:
    Hier wurde - ob mit Wissen der freien Mitarbeiterin will und kann ich nicht beurteilen - der Pfarrer wissentlich und absichtlich provoziert und ihm eine Falle gestellt.
    Im übrigen würde ich der Fairnes halber der Mainpost empfehlen, mal eingehender über die Bewegung "Wir sind Kirche" zu berichten, z. B. mit welcher Legitimation sie so großspurig auftritt: Wie wohl die überwiegende Zahl der noch praktizierenden Katholiken fühle auch ich mich als Teil der Kirche, keinesfalls jedoch als Teil dieser Bewegung, geschweige denn, dass ich sie als meine Vertretung legitimiert hätte. Sie ist - bestenfalls! - ein "Teil" der Kirche, der sich aber stets überproportional laut und auffallend gibt und von einer kirchenkritischen Presse gepampert wird
    Guten Tag
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  • glaubt-nicht-alles
    Sehr geehrter Her Sahlender,
    es ist zuletzt ja kaum noch vorgekommen, dass ich mich hier zu Wort gemeldet habe. Das liegt zum einen daran, dass ich andere Prioritäten gesetzt habe (nach hinten bzw. auf die dritte oder wie auch immer dies im Zeitung-Jargon heißt Ebene kommt man halt zuletzt - oder manchmal wegen wichtigerer Aktivitäten auch gar nicht), zum anderen auch an meiner langjährigen Beobachtung, dass am Ende bei Ihnen immer die ManPost recht hat oder zumindest nach mildernden Umständen gesucht wird. So auch in diesem Fall:
    So sehr ich anerkenne, dass Sie das Thema im Sinne des Lesers aufgegriffen und bewertet haben, so sehr muss ich Ihnen aber auch widersprechen: Dass hier die journalistische Unabhängigkeit gelitten hat - darüber herrscht m. M. in der Leserschaft überwiegend Einigkeit. Ich gehe nach vielen vielen Gesprächen in dieser Sache aber noch einen Schritt weiter: s. Teil 2
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