Jetzt soll Ingolstadt also das Austin von Deutschland sein. Sagt die Staatsministerin für Digitalisierung. Und Dorothee Bär könnte es zumindest wissen. Die CSU-Frau kommt auf ziemlich direktem Wege von der South By Southwest-Konferenz in Austin, Texas. Große Zukunftskonferenz. Hightech, Mobilität, die Zukunft. So was. Jetzt steht sie vor dem Ingolstädter Rathaus. Sturmtief Eberhards letzte Reste fliegen ihr um die Ohren und hinter ihr, auf der Bühne, posiert etwas, von dem sie in Austin auch schon mal gehört hat. Der City-Airbus. Ein Flugtaxi.
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Austin, Texas. Ingolstadt. Man fragt sich, was der Busfahrer in der Linie 10 nach Knoglersfreude gerade denkt, über Bärs Spruch. Dass er mutig ist? Sein antik anmutendes Gefährt hat sich gerade an den rund 3 000 Schaulustigen auf dem Rathaus vorbeigeschoben.
Medien-Rummel
Das letzte Mal war hier – gefühlt – 2014 so viel los. Der ERC Ingolstadt war da wirklich sehr, sehr überraschend deutscher Eishockeymeister geworden. Entsprechend groß war der Medien-Rummel. An den City-Airbus oder den Audi-Abgasskandal hatte damals kein Mensch gedacht. 2014 ist, nicht nur in Flugtaxi-Zeiten, wirklich sehr lange her.
Ein paar haben damals vielleicht schon an die Zukunft gedacht, die an diesem Sonntagabend mit einem Schwertransporter von Donauwörth vor das Ingolstädter Rathaus gekarrt wurde. Am Montagvormittag schaut Oberbürgermeister Christian Lösel jedenfalls fast so drein, als hätte er im Meisterschaftsfinale selbst das Siegtor geschossen. Fast zumindest. Dorothee Bär hat ihn zuvor beim Empfang im Alten Rathaus in den Himmel gelobt. Als Lösel neulich in Berlin „gepitcht“ habe, als er für die Flugtaxi-Modellregion warb, hätten viele hinterher zu ihr gesagt: „So einen Kommunanalpolitiker wollen wir auch.“ Für Lösel und Ingolstadt ist dieser Montag jedenfalls ein sehr wichtiger Tag. Ob es auch ein großer ist, wird sich erst zeigen müssen.
Nicht mal neun Monate ist es her, seit die Stadt ihre Urban Air Mobility (UAM) Initiative begonnen hat. Hier in Ingolstadt und der Region soll die Mobilität der dritten Dimension erforscht werden. Man ist erfolgreich dabei, sich international einen Namen dafür zu machen. und der City-Airbus auf der Bühne belegt diesen Anspruch. Er steht nicht in Hamburg oder München, nicht in Austin, sondern in Ingolstadt. Auf der Schanz. Wo Busse nach Knoglersfreude fahren. Neben Lösel nutzt auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer die Flugtaxi-Bühne. Er sagt mit Blick auf den Flieger: „Sieht cool aus. Jetzt müsste er nur noch fliegen.“
Geringe Umweltbelastung
Ganz soweit sei dieser „Demonstrator“, der Vorläufer eines Prototypen, noch nicht, wie der dafür verantwortliche Airbus-Helicopters-Chef Wolfgang Schoder erläutert. Der Viersitzer hinter ihm wird von acht Elektromotoren angetrieben. Er fliegt autonom, startet und landet senkrecht, ist für das Fliegen in Städten ausgelegt, soll kosteneffizient sein und eine geringe Umweltbelastung gewährleisten. Es ist ein Testgerät. Entwickelt und gebaut wurde das Modell von Airbus Helicopters in Donauwörth. Bald wird es in Manching erste Flüge geben. Bis zu 150 Meter hoch. „Wir fangen gerade erst an“, sagt Schoder. Selbst abgehoben sei er noch nicht mit dem Gerät, erzählt Schoder später. Und von einer Serienreife sei man noch entfernt.
Wie weit? Hängt vielleicht auch davon ab, wie man zu der ganzen Sache steht. Bär und Scheuer positionieren sich an diesem Montag jedenfalls fortschrittlich und deutlich gegen die „Bedenkenträger“. Bär sagt: „Flugtaxis sind keine Zukunft, sondern längst Realität.“
Genau ein Jahr ist es her, dass das Land die neue Digitalministerin mit Häme überschüttete. Weil sie damals, im „heute-journal“-Interview, lieber über Flugtaxis philosophierte, über die Mobilität der Zukunft, über „Themen, die uns wirklich beschäftigen sollten“, als über den stockenden Breitbandausbau. Ist dieser Montag, an dem Bär zitternd und bibbernd auf der Bühne steht und das enthüllt, was als „Weltpremiere“ gefeiert wird, also der Zeitpunkt für ein bisschen Genugtuung? Die Gelegenheit, den Spöttern eins mitzugeben? Dorothee Bär lächelt lieber. Und sagt. „Wir haben die Chance gepackt, eine Technologie mit enormem wirtschaftlichen Potenzial für eine lebenswerte Zukunft zu prägen.“
Gerätschaften von Übermorgen
Der etwas über zwei Tonnen schwere Beweis steht hinter ihr. Leider muss er am Abend von einem Spezialunternehmen wieder ins Airbus-Werk nach Donauwörth zurücktransportiert werden. Wenn es gut läuft, nicht gerade dann, wenn Audi Schichtwechsel hat.
Denn so schlecht könne es Audi gar nicht gehen, als dass der ewige Stau dann mal aufhörte. Und überhaupt gebe es im öffentlichen Nahverkehr doch noch einiges zu verbessern, bevor man hier solche Gerätschaften von Übermorgen benötige. Oder?
So ähnlich sprechen zumindest die Bedenkenträger. Die es natürlich gibt. Einer von ihnen erscheint vor der Bühne in Gestalt eines gesetzteren Herren, mit einer kleidsamen Schirmmütze auf dem Kopf. Aufschrift: Militärisches Luftfahrzentrum. Der Mann geht auch ohne Flugtaxi in die Luft angesichts dieser Zukunftsinszenierung. Er empört sich in Richtung Ministerin, die ihn in diesem Moment allerdings nicht hört. Zu viel Presse dazwischen. Der Mann sagt: „Das ist doch alles technischer Firlefanz.“ Schon allein die Sache mit den Elektroautos funktioniere nicht. Und jetzt auch noch die Flugtaxis. Alles nur viel Wirbel um nix. „Die fahren das alles an die Wand.“
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Ganz neue Möglichkeiten
Oder auch nicht. Dorothee Bär will noch in dieser Legislaturperiode mit einem Flugtaxi abheben. Wenn die Große Koalition durchhält – wer weiß, vielleicht haut das hin. In Scheuers Verkehrsministerium diskutierten sie jedenfalls schon City-Airbus-Routen Richtung Münchener Flughafen, sagt er. Flieger wie der CityAirbus eröffneten Ballungsräumen ganz neue Möglichkeiten. Nicht nur für den privaten Transit, auch für Kranken- oder Medikamententransporte. Und für Unternehmen und Startups seien sie ohnehin eine „Riesenchance“. Dass es jetzt bereits Diskussionen über zukünftige Staus auf den Luftrouten gibt, gehört in Deutschland wohl dazu.
Ingolstadt jedenfalls, wo übrigens immer wieder auch über eine Seilbahn als Mittel gegen den Stau nachgedacht wird, will sich neu erfinden. Diese „Riesenchance“ im „Luftpionierland“ nutzen. Eine Stadt, die in den vergangenen Jahrzehnten in der Erfolgsspur von Audi reich geworden ist, die von Spitzenplatz zu Spitzenplatz in den Erfolgsranking geeilt ist, muss sich Sorgen um seine Zukunft machen. Die Krise bei Audi treibt nicht nur die Stadtspitze um. Was, wenn viele, viele Arbeitsplätze wegfallen sollten?
Ingolstadt als Hightechstadt
Ingolstadt, die Industriestadt, will Oberbürgermeister Lösel zu einer Hightechstadt machen. Ein Standort, an dem Flugtaxis nicht nur irgendwann einmal in die Luft gehen, sondern an dem diese – zumindest teilweise – auch gebaut werden sollen. Lösel ist sich bewusst, dass dieser Weg aus heutiger Sicht „mutig und visionär“ sei. „Wo aber, wenn nicht hier“, fährt Lösel fort, solle das Flugtaxi-Projekt an den Start gehen? Immerhin sei die Region schon jetzt eine der „wirtschaftsstärksten und technikaffinsten“ Standorte in Deutschland.
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Was man in Ingolstadt an diesem Vormittag natürlich nicht erwähnt: Auch anderswo hat der Kampf um die Mobilität der Zukunft längst begonnen. In Süddeutschland sind es Start-up-Unternehmen wie Lilium aus Oberpfaffenhofen im Kreis Starnberg, Quantum-Systems aus Gilching oder Volocopter im baden-württembergischen Bruchsal. Auch Daimler hat sich an der Elektro-Hubschrauberfirma beteiligt. Und dann sind da die großen Konkurrenten, die in anderen Teilen der Welt sitzen. In China etwa. Oder den USA. Google ist dabei, Airbus-Konkurrent Boeing, der im Januar einen ersten Testflug mit seinem Prototypen unternommen hat, und der Fahrdienstvermittler Uber will mit seinen Taxis bereits 2023 über Los Angeles schweben. Lufttaxis, so viel ist klar, sind längst keine schrullige Daniel-Düsentrieb-Spinnerei mehr.
Geht es nach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, soll der Freistaat der führende Standort in der Flugtaxi-Entwicklung werden. Als Teil der bayerischen Mobilitäts-Offensive.
Erste Testflüge
Bisweilen mag das klingen, als würden bereits morgen die ersten Drohnen mit Menschen an Bord über den Städten kreisen. Doch der Weg dorthin dürfte noch lang sein. Das gilt auch für Ingolstadt und den City-Airbus. Der wird erst in den kommenden Monaten im nahen Manching zu Testflügen abheben. Vor den südlichen Toren Ingolstadts hat Airbus einen Standort und es gibt einen Flugplatz mit Testfeld. Dort aber soll es auch das BrigkAir geben, einen Ableger eines der größten digitalen Gründerzentren Deutschlands, des Ingolstädter Brigk. Ingolstadt will sich breit aufstellen auf seinem Weg zum Hochtechnologie-Standort. Die Entwicklung, Erprobung und der Bau von Flugtaxis soll nur ein Standbein sein. An der Technischen Hochschule werden bald ein Kompetenzzentrum für Künstliche Intelligenz und ein Fraunhofer-Anwendungszentrum für Vernetzte Mobilität und Infrastruktur entstehen.
Auch der krisengebeutelte Autobauer Audi will mit dem IN-Campus, einem Hochtechnologiepark in der Nähe des Fußballstadions, auf dem Weg Ingolstadts in die Zukunft mitbauen. Dort sollen hochqualifizierte Arbeitsplätze entstehen. Und erst vor Kurzem wurde bekannt, dass im Süden der Stadt ein Hightech-Industriezentrum (HIZ) entstehen soll. „Wir brauchen Arbeitsplätze im Tausenderpack“, sagt Lösel.
Zwischen all den Neugierigen und Schaulustigen auf dem Rathausplatz kann man auch Ingolstadt Altoberbürgermeister Peter Schnell treffen. Schnell hat das Ingolstädter Rathaus 30 Jahre lang geführt. Wenn man ihn fragt, sagt er: „Ingolstadt ist nicht Austin.“ Austin, dieser Szeneort der Zukunft, könne aber „Orientierung“ geben. Die Richtung weisen. Wer den 83-Jährigen Schnell nicht kennt, könnte denken, dass so jemand vielleicht lieber im Bus nach Knoglersfreude als in einem Flugtaxi sitzen würde. Stimmt aber nicht. Er sagt: „Ich bin Risiko gewohnt.“
Was wurde am Internet kritisiert? Was wird an Flugtaxis kritisiert?
Wenn etwas schlecht ist braucht man es nicht schlechtreden.
Mediengeile Politiker versuchen hier mit einem völlig untauglichen Projekt von Problemen abzulenken, für die sie selbst, oder zumindest ihre Partei verantwortlich ist.
Man braucht allerdings nicht lange nachdenken um zu erkennen dass Flugtaxis nicht die Lösung unserer Probleme sein können.
Eine Person zu diskreditieren ist kein Argument. Dies ist mir bewusst. Nur sollte man die Argumente von Politikern, die regelmäßig versagen, genauer hinterfragen.
Gerade in diesen beiden Bereichen wurde eigentlich alles falsch gemacht.
Infrastruktur ist in allen Bereichen vergammelt. Wir hatten hier keine Naturkatastrophen oder Kriege, nicht einmal Regierungswechsel die als Ausrede dienen könnten.
Ein wenig rechnen hätte gereicht.
Und Frau Merkel persönlich verspricht schon seit 10 Jahren immer wieder aufs Neue schnelles Internet.
Die zugehörige Bildung ist aber kein Problem das nur mit neuen Rechnern gelöst werden könnte. Hier braucht man ausgebildete Lehrer, die Schüler über Nutzen und Gefahren der Digitalisierung aufklären können.
1. Flugbenzin ist steuerfrei!!! Yippeee!
2. So können die oberen 5000 über den ganzen Dreck davonfliegen, den die Diesel Flottille des Plebs illergalerweise heraus rülpst.
3. Außerdem muss man sich nicht mehr in die Staus anstellen, die man durch verfehlte Mobilitätspolitik mit nicht (mehr) vorhandenen Alternativen zur privaten Kapitalvernichtungs-Stinkerkiste verursacht hat. Sollen die Leute ruhig weiter noch mehr Autos kaufen und noch mehr Staus verursachen. Schließlich müssen die Shareholder der Betrüger Industrie ja auch irgendwo her ihre Dividenden bekommen.
Einziger Wermuthstropfen: Kein mobiles Internet während des Fluges! Da muss der Andy und die Dori noch nachbessern.
Ich bin mir aber sicher, dass sie den Erstflug mit Passagieren nicht wagen werden. Schade!
Diejenigen die über den Stromverbrauch von E-Autos Jammern, mit den Flugtaxis sind das sicherlich nicht besser.
Seit wann wird unsere Politik für's träumen bezahlt. Mit Flugtaxis werden keine aktuellen Verkehrsprobleme gelöst, höchstens der Transport einiger Großkopferter.