Das sieht nach Benachteiligung aus: Während am Heiligen Abend die Berliner auch in diesem Jahr, wenngleich mit Maske und Abstand, um 22.30 in der Gedächtniskirche eine Jazz-Christmette feiern und die Frankfurter die Mette in ihrer Dompfarrei bis 23.30 Uhr besuchen dürfen, müssen bayerische Gläubigen selbst an Weihnachten ab 21 Uhr daheimbleiben.
Späte Christmetten fallen heuer aus; die von den bayerischen Bischöfen gewünschte Heiligabend-Ausnahmeregelung wird es nicht geben. So will es Markus Söder; und aufgrund des erneut ausgerufenen Katastrophenfalls darf Bayerns Ministerpräsident eben auch das im Grundgesetz festgeschriebene Recht auf "ungestörte Religionsausübung" beschneiden.
Willige Mitwirkung der Bürger in der Pandemie verspielt
Psychologisch klug handelt er damit nicht. Denn erstens dürfte der Blick auf liberalere Heiligabendregelungen in anderen Bundesländern mit vergleichbaren Inzidenzwerten die Bayern neidisch und bockig machen: weil bundesuneinheitliche Vorgehensweisen kaum nachzuvollziehen sind. Dazu kommt, dass die zahlreichen Einschnitte ins Alltagsleben seit November den Bürgern im Freistaat mit der Aussicht auf eine Lockerung an Weihnachten verkauft worden sind. Sie aber bleibt aus.
Verweigerte man einem Schüler, dem man besondere Lernanstrengungen mit der Aussicht auf ein Bonbon schmackhaft gemacht hat, trotz harten Einsatzes die Belohnung, wird er den nächsten Lern-Lockruf überhören. Er wird sich nicht mehr reinhängen und dem Rufer nicht mehr trauen. Auch wenn hier verärgerten Gottesdienstbesuchern, die gerne zur Christmette gegangen wären, nicht pauschal eine Schülermentalität unterstellt werden soll, ist ein analoger "Lernerfolg" nicht zu leugnen.
Kirchenbesuch ist für die Gläubigen ein Halt
Und schließlich lebt ja der Mensch nicht vom Brot allein. Sicherlich wird Atheisten die Christmetten-Beschränkung egal sein: Mancher Nicht-Christ würde jederzeit eine Mitternachtsmette gegen seinen sonst üblichen Yoga-Weihnachtsworkshop oder den abgesagten Ibiza-Trip eintauschen. Aber genauso wie für manche Mitmenschen Sport oder Inselreisen Kraftquellen darstellen, die helfen, den Erschütterungen des Lebens zu widerstehen, ist der Kirchenbesuch für die Gläubigen ein Halt. Ein Trost. Eine Hoffnung.
Gerade in dieser Zeit, in der Berührungen fehlen, Sicherheiten wegbrechen, Ängste lähmen. Gerade in dieser Zeit, in der sogar der Ungläubige auf "Erlösung" hofft. Wenn also die bayrischen Bischöfe in ihrem Brief an den Ministerpräsidenten argumentieren, dass der "Besuch der Christmette mit der religiösen Stärkung erheblich zur seelischen Gesundheit und Stabilisierung der Menschen in dieser Krisenzeit" beitrage, dann stimmt das wohl.
Warum beharrt Söder auf der strikten Ausgangssperre?
Warum also beharrt Söder auf der strikten Ausgangssperre, warum lässt er die kleine Lockerung an Heiligabend nicht zu? Klar, er dürfte damit das Heiligabend-Ansteckungsrisiko, das ja beim Verwandten-Treffen unterm Christbaum sowieso deutlich steigt, etwas zurückschrauben: Durch die Begrenzung der Christmetten-Zeiten wird es sicherlich weniger Plätze in den Kirchen und somit auch weniger Begegnungen mit dem Mitmensch und seinem Virus geben.
Zudem dürfte Söder Polizisten den Dienst erleichtern; sie müssen bei ihren Heiligabend-Kontrollen dann nicht die illegalen Nachspaziergänger unter den legalen Kirchgängern herausfieseln. Möglich wäre auch, dass der Ministerpräsident vermeiden will, dass jemand, der sich durch eine Ausnahmegenehmigung für christliche Kirchen benachteiligt fühlt, auf die nächste Ausnahmegenehmigung klagt.
Das ist nachvollziebar, aber klug geht anders. Die Bürger werden noch für lange Zeit Corona-Maßnahmen mittragen müssen; ihre überwiegend willige Mitwirkung hat Söder jetzt möglicherweise verspielt.
aber, um richtige Vorbilder zu sein, müssten beide B Jung und MP Söder doch wohl auch
Masken aufhaben, oder? Da ja zu diesem Zeitpunkt wohl auch noch Jornalisten und Fotographen im Raum waren, oder irre ich mich da?
Vor ein paar Wochen hat man Merkel für Ihre Prognosen für Weihnachten Panikmache vorgeworfen, jetzt sind die Prognosen nicht nur eingetroffen, sondern übertroffen worden!
Glauben bedeutet auch nicht wissen. Statistische Modellrechnungen versuchen auf sehr rationale Art, Licht ins Dunkel zu bringen und sind bisher leider gar nicht so schlecht ("fränkischer Superlativ!").
Wenn wir aber die Rahmenbedingungen bis aufs Äußerste ausnutzen oder gar verletzen,
ergeben die Modellrechnungen nicht einmal das Best-Case-Szenario.
sicherlich haben wir als Organisten in der Ausbildung auch Grundlagen zur liturgischen
Gestaltung des Gottesdienstes erhalten, werter fj 1830. Ich übe diese Tätigkeit auch
gewissermaßen als Berufung aus, da ich mein Hobby, seit 47 Jahren (58 alt) schon mache.
In den letzten 15 Jahren dies als Hauptberuf. Schön wenn man Hobby zum Beruf machen
kann. Man wächst in den Jahren auch in die Sache hinein, wie bei einem z. B. Metzger der
immer mal was neues mit seiner Wurst oder sonstwas ausprobiert, so können wir als Organisten auch mal immer neue Akzente in der Liturgie mithineinbringen, ohne dass
diese "verwässert" wird. Wenn Sie möchten können wir gerne auch auf privater Basis
weiter diskutieren, nur hier würde dies zu weit führen. Gute Zeit
O.k., eine gewagte These, aber ich halte alles für möglich. Eines hat sie aber auf jeden Fall erreicht: Sie ist ins Gerede äh Gespräch gekommen, wenn auch anders, wie sie wohl beabsichtigte.
Das schienen zunächst alle seine Entscheidungen im Hinblick auf die Corona-Maßnahmen, wurden dann aber doch im Nachhinein von allen anderen MP‘s mitgetragen.
Und tatsächlich waren sie richtig und leider auch nötig.
Wenn auch vielleicht nicht immer geschickt vorgebracht.
Würden sich alle Menschen respektvoll allen anderen Menschen gegenüber verhalten,
z.B. durch konsequente Einhaltung der AHA-Regeln, dann wären wir vielleicht garnicht so weit gekommen.
Leider können scheinbar nur wenige Menschen mit „Eigenverantwortung“ und
Respekt Anderen gegenüber umgehen.
„Wenn jeder nur an sich denkt, ist auch an alle gedacht!“
Ja, nur so sehen Solidarität und Respekt nun einmal nicht aus.
Liebe Frau Rauch, haben Sie mittlerweile eigentlich gemerkt das Ihr Kommentar vom ersten Buchstaben bis zum letzten Punkt einfach nur der dümmste ist der jemals veröffentlicht wurde.
Ich frage mich gerade ob die Querdenker (die ich für ihre Aktionen verabscheue) wirklich die dümmsten sind.
Ich bitte Sie, Frau Rauch, kritischer Journalismus ist wichtig. Aber nicht so! Mit solch einer schwachen Argumentation wird man Leser nicht zum Nachdenken anregen.
Die Welt wird davon NICHT untergehen - bei weiter so vielen Coronatoten aber werden viele kleine Welten untergehen - nämlich die der Angehörigen.
Bleibt zuhause, dieses Jahr, damit nächstes Jahr für möglichst viele nochmal Weihnachten ist.
Liebe Frau Rauch, diese Überschrift ist es garantiert auch nicht und von Überheblichkeit nicht zu überbieten. Hätten Sie das relativiert (und damit als Ihre MEINUNG kundgetan) wäre es für mich OK gewesen: "Söders Entscheidung halte ich nicht für klug":
Schön, dass es zu Ihrem Kommentar auch ein paar KLUGE Meinungsäußerungen gibt.