Ja, ich habe dieCorona-App gleich heruntergeladen und aktiviert. Nein, ich verspreche mir davon kein technisches Allheilmittel gegen Covid-19. Und wiederum ja, ich hatte schon ein etwas komisches Gefühl, einer offiziellen App einen gewissen Zutritt in mein Leben zu geben. Doch die Corona-App ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen das Virus und vor allem im Kampf gegen eine zweite Pandemie-Welle in Deutschland und Europa.
Auch Experten der Uni Würzburg äußerten Bedenken, ob die App vom Datenschutz her sicher sei. Doch die beschriebenen Probleme wenden sich vor allem an die Schnittstellen von Google und Apple. Die treten jedoch auch bei anderen Anwendungen auf und es sei derart kompliziert, an letztlich wenig aussagekräftige Daten zu kommen, dass selbst Datenschützer von einer eher akademischen Diskussion sprechen.
Kein datengieriges Monster auf dem Handy
Die offizielle App der Bundesregierung ist keine datenfressende Krake, vielmehr bleibt sie weit hinter den gesetzlichen Möglichkeiten zurück, die dem Staat angesichts der Pandemie möglich gewesen wären. Das ist gut und wichtig, denn wer würde sich schon freiwillig ein kleines, datengieriges Monster auf sein Handy laden? Die Freiwilligkeit stand nie wirklich zur Diskussion. Auch die Bekämpfung einer Pandemie darf nicht dazu führen, dass der Staat seine Bürger in digitale Fußfesseln legt.
Vielmehr stellt sich die Frage, was die App aufgrund der strengen Datenschutz-Vorgaben überhaupt noch kann? Sehr lange hat man darüber gestritten, andere Länder haben derartige Anwendungen längst im Einsatz. Und angesichts des gerade wieder anlaufenden Tourismus wäre eine europaweite App, die nicht nur zwischen Deutschen funktioniert, sehr viel effizienter. Ein etwas verspäteter vorsichtiger erster Schritt aber ist sie allemal.
Denn trotz der immer geringeren Zahlen an Neuinfektionen, verwundert es, dass auch in Unterfranken die Infektionsketten in den wenigsten Fällen zurückverfolgt werden können, so eine Recherche dieser Redaktion. Sei es, dass Betroffene gar nicht wissen, mir wem sie alles in Kontakt waren, sei es, dass sie es nicht sagen wollen. Künftig kann ein Betroffener, so er den digitalen Helfer zugelassen hat, zumindest automatisiert und anonym diejenigen warnen, die mit ihm in engerem Kontakt standen. Allerdings nur, wenn sie selbst die App geladen haben. Wo dieser Kontakt zustande kam, wird nicht erhoben. So wird es durch die digitalen Aufzeichnungen kaum mehr Erkenntnisse geben, wo denn die Ansteckungsgefahr am höchsten sei: In Bus und Bahn, im Biergarten oder am Arbeitsplatz?
Neue Infektionen verhindern
Nicht nur deshalb ist die Corona-Warn-App kein technisches Allheilmittel, ersetzt weder Vorsicht, noch Hygienemaßnahmen oder Mundschutz. Aber je mehr die Beschränkungen und Kontaktverbote fallen, desto wichtiger wird es, zu erfahren, ob man mit einem Infizierten in Kontakt war. Dann kann ich mich selbst testen lassen und im Fall der Fälle wiederum die Menschen warnen, die mit mir in Kontakt standen. Es wird mehr getestet werden und damit auch die Dunkelziffer der Infizierten sinken, die keine Symptome haben. So lassen sich auch ohne detailliertere Daten Infektionsketten ermitteln und neue Infektionen verhindern.
Voraussetzung für den Erfolg ist natürlich, dass möglichst viele Smartphone-Besitzer die App nutzen. Runterladen und installieren dauert ein paar Minuten, einfacher kann man seinen Beitrag gegen die Pandemie nicht leisten. Dabei muss die Freiwilligkeit oberstes Gebot bleiben und darf auch nicht durch Zugeständnisse oder Belohnungen ausgehebelt werden.