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München
Kommentar: Söders Aussetzen der Impfpflicht ist ein gefährlicher Sonderweg
Bundesbeschluss? Egal. Nicht nur bei der Impfpflicht im Gesundheitswesen macht Bayerns Ministerpräsident sein eigenes Ding. Einer effektiven Corona-Politik hilft das nicht.
Will die vom Bund beschlossene Impfpflicht für Gesundheitsberufe in Bayern vorerst nicht umsetzen: Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Foto: Matthias Balk, dpa | Will die vom Bund beschlossene Impfpflicht für Gesundheitsberufe in Bayern vorerst nicht umsetzen: Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Einfach mal so ein beschlossenes Gesetz zu ignorieren – das traute man bisher dem Briten Boris Johnson zu und natürlich Donald Trump, dem früheren US-Präsidenten. Jetzt aber will der bayerische Ministerpräsident ein gültiges Bundesgesetz für die Impfplicht in Gesundheitsberufen in Bayern vorerst nicht umsetzen.

Einst der schärfste Corona-Bekämpfer in ganz Deutschland, ließ der CSU-Chef Markus Söder zuletzt keinen bayerischen Sonderweg aus, um sein neues Image als großer Corona-Lockerer zu schärfen. Bundesvorgaben wie 2G-Plus in der Gastronomie wurden deshalb in Bayern genauso ignoriert wie die Bund-Länder-Vereinbarung, auf Lockerungen bestehender Einschränkungen bis zum nächsten Spitzentreffen Mitte Februar zu verzichten.

Nun auch noch die von Bayern im Bundesrat ja mitbeschlossene berufsbezogene Impfpflicht in Frage zu stellen, brüskiert nicht nur die anderen Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten. Markus Söder sendet damit auch das völlig falsche Signal: Dass ihm die Bedenken einer überschaubaren Gruppe Impfunwilliger wichtiger sein könnten als der bestmögliche Schutz besonders gefährdeter Menschen etwa in den Alten- und Pflegeheimen.

Söders anhaltende Impf-Appelle klingen vor diesem Hintergrund hohl

Seine anhaltende Appelle, die schwache Impfquote in Bayern doch noch zu steigern, klingen vor diesem Hintergrund genauso hohl, wie die beständigen bayerischen Forderungen an den Bund, endlich eine allgemeine Impfpflicht auf den Weg zu bringen.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass es dem bayerischen Ministerpräsidenten weniger um Bedenken an der Umsetzbarkeit der Impfpflicht geht. Sondern vor allem um ein Spektakel zu seinem politischen Nutzen. Ob diese Rechnung für ihn aufgeht? Einer effektiven Corona-Politik in Deutschland helfen Söders Querschüsse jedenfalls nicht.

 
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  • Arcus
    Söder ist ein gefährlicher Populist. Er führt sich auf wie Rumpelstilzchen. Er ist in eine Kategorie mit Johnson einzuordnen. Was der angerichtet hat, können wir jeden Tag verfolgen. Politiker wie Söder sind brandgefährlich und müssen mit legalen Mittel, bei der nächsten Wahl aus dem Verkehr gezogen werden.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Warum sollte sich eigentlich der normale Bürger noch um Gesetze kümmern die er nicht selbst beschlossen hat?
    Söder sind ja sogar Gesetze egal die er selbst mit beschlossen hat. Oder hat er das nicht mitbekommen? Falls das so wäre müsste er aus medizinischen Gründen aus dem Amt entlassen werden.
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  • dohpt
    Solange die Union an der Regierung war, wurden besonders in Bayern die strengsten Corona-Regeln verkündet. Jetzt ist man grundsätzlich gegen Beschlüsse der Regierung, auch wenn es zum Schaden des Volkes ist. Herr Söder braucht Wähler aus der rechten Ecke, da ist ihm jedes Mittel recht. Dieser Mann ist einfach untragbar!!!!!
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  • grafer.andy@t-online.de
    mal abgesehen davon, das die einrichtungsbezogene impfpflicht der totale krampf war, denn entweder die pflicht gilt für jedermann oder für gar keinen, ist das was söder tut die allgemeine csu-linie: in berlin dafür, in bayern dagegen.
    so macht man "glaubwürdige politik".

    war beim drehhofer schon so, ist beim fähnchen-im wind-söder nicht anders.
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  • valtin.kuernach@t-online.de
    Sehr guter Beitrag MP! Genau meine Meinung über Herrn Söder.
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  • Zeeder
    Offenbar hat Henry Stern nicht mitbekommen, dass auch der MP Tobias Hans aus dem Saarland für eine Aussetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht plädiert. Auch Hessen vertritt diese Position. Friedrich Merz hat sich ebenfalls dafür ausgesprochen. Kurzum: Söder mag vorgeprescht sein, allein ist er mit seiner Position nicht.
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