zurück
Würzburg
Kommentar: Mit zu vielen Schulpannen ist Piazolo auf Schlingerkurs
Bayerns Kultusminister versteht offenbar nicht, dass er das Schulschiff steuern muss. Den klaren Kurs lässt Michael Piazolo in der Pandemie vermissen. Soll er weitermachen?
 Die Corona-Krise fordert Schülern, Lehrern und Eltern viel ab. Und Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hat sich als Krisenmanager bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert. 
Foto: Peter Kneffel, dpa |  Die Corona-Krise fordert Schülern, Lehrern und Eltern viel ab. Und Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hat sich als Krisenmanager bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert. 
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:14 Uhr

Dass die bayerische Schüler-Lernplattform Mebis beim ersten harten Lockdown im März versagt hat, ist verzeihlich. Damals war Corona neu, damals war Distanzunterricht per Lernplattform ein Experiment. Wenn die  kultusministerielle Lernplattform aber beim zweiten harten und durchaus absehbaren Lockdown im Dezember erneut zusammenbricht,  ist das ein Anlass für Schuldzuweisungen.

Der Minister agiert, als hätte er den zweiten Lockdown nicht vorhersehen können.

Denn wenn das Lern-Tool, das ein Teil der bayerischen Schüler benutzen muss, tagelang blockiert, bedeutet das: Frust für jene Schüler, die lernen wollen, Frust für die hilfewilligen Eltern, Frust für die Lehrer, die eilig versuchen, per Telefon oder App ihre Zöglinge auf andere Lernsysteme umzulenken. Dass ein Teil der Schüler etwa über die kommerzielle Plattform Teams weiterlernt,  während die von Mebis abhängigen Kinder Unterricht versäumen, sorgt für einen heterogenen Lernstand. Die Opposition im Landtag hat zu Recht die Frage aufgeworfen, ob nicht –angesichts ungleicher Voraussetzungen –  Lehrpläne angepasst werden müssen. Es herrscht aktuell Chaos im bayerischen Bildungssystem - gerade so, als hätte es die neun Monate der Vorbereitung auf einen neuen Lockdown nicht gegeben.

Sportunterricht: Mit Maske? Ohne Maske? Gar nicht? Die Anweisungen dazu aus dem bayerischen Ministerium empfanden viele Lehrer als widersprüchlich.
Foto: Thomas Frey, dpa | Sportunterricht: Mit Maske? Ohne Maske? Gar nicht? Die Anweisungen dazu aus dem bayerischen Ministerium empfanden viele Lehrer als widersprüchlich.

Voller Wut zeigen in den sozialen Netzwerken Lehrer und Eltern mit dem Finger auf den Schuldigen. "Der Piazolo kann es nicht!“, heißt es da. Der Minister indes scheint sich eher als Opfer denn als Versager zu fühlen. "Die umgesetzten Maßnahmen zeigen bislang nicht die Wirkung, die ich mir wünsche. Das ist für mich nicht akzeptabel“, sagte Piazolo zum Mebis-Debakel. Allein diese Aussage lässt an seiner ministeriellen Kompetenz zweifeln.

Nach den zwei Jahren, die der FW-Politiker im Amt ist, sollte er wissen, dass ein Minister bei Problemen automatisch im Focus steht. Gibt es bei Corona-Tests Pannen, muss dafür Gesundheitsminsterin Huml büßen. Fallen Polizisten mit rechtsextremem Sprüchen auf, gerät Innenminister Herrmann in die Kritik. Piazolo kann nicht bei Problemen so tun, als hätten nur Mitarbeiter was verbockt. Er sollte dafür geradestehen. Mindestens aber müsste er Lösungsstrategien finden und Wege klar aufzeigen.

Unter Beschuss geriet Bayerns Kultusminister bereits im Frühjahr, als er das 'Piazolo-Paket' gegen den Lehrermangel schnürte und insbesondere Grundschullehrern mehr Unterrichtspflichtzeit aufbürdete. Der Lehrerprotest dagegen war stark - auch wie hier in Würzburg. 
Foto: Patty Varasano | Unter Beschuss geriet Bayerns Kultusminister bereits im Frühjahr, als er das "Piazolo-Paket" gegen den Lehrermangel schnürte und insbesondere Grundschullehrern mehr Unterrichtspflichtzeit aufbürdete.

Genau an dieser wegweisenden Klarheit mangelt es Piazolo aber – und zwar grundsätzlich. Mebis selbst zu optimieren, ist nicht sein Job; der Mann hätte aber im Vorfeld durchaus eine Kursänderung befehlen können, etwa nach dem Motto: "Mebis ist nicht sicher, wir setzen auf Teams“. Klarheit hat Piazolo auch vermissen lassen, als er kurz vor diesem Lockdown die Parole "Distanzlernen“ statt "Distanzunterricht“ vorgab, dadurch die Lehrer irritierte und dann doch, unter Söders bösem Blick, umschwenken musste.

Klarheit gab es schon gar nicht in Piazolos heillos verschwurbeltem Hygienekonzept zu Schuljahrsbeginn: seine Vorgaben galten oft als unumsetzbar.  Klarheit fehlte zudem bei der Versorgung bedürftiger Kinder mit versprochenen "Endgeräten“ für den Distanzunterricht: Lehrerberichten zufolge sind die Geräte zwar da, landen aber, aufgrund von intransparentem Bürokratismus, zu spät bei den Schülern.

Piazolos Performance war mangelhaft

Was die Schulfamilie aktuell braucht, ist ein fairer und abgespeckter Corona-Lehrplan, der dem Umstand Rechnung trägt, dass der Unterricht jetzt viel holpriger läuft als vor der Pandemie. Außerdem nötig: situationsangepasste Notengebung, situationsangepasste Abschlüsse. Und ein Fahrplan, in dem mehrere Corona-Entwicklungen und entsprechend variable Lernmodelle samt Raumnutzungen kalkuliert sind.

Dass Piazolo das hinkriegt, ist angesichts seiner bisherigen Performance unwahrscheinlich. Als erste Partei hat die FDP seinen Rücktritt gefordert.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Gisela Rauch
Armut
Armut bei Kindern
FDP
Innenminister
Kinder und Jugendliche
Kultus- und Bildungsminister
Lehrerinnen und Lehrer
Michael Piazolo
Minister
Polizistinnen und Polizisten
Schülerinnen und Schüler
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • DieSteffi
    "Mebis ist nicht sicher, wir setzen auf Teams“ - Das hat der Freistaat ja getan, allerdings mit Jahreslizenzen, die zum Schuljahresende auslaufen. Die Schulen, die darauf eingegangen sind, hängen dann Ende des Schuljahres in der Luft und die Zeit, die Lehrer und Schüler in die Einarbeitung gesteckt haben, ist verloren...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jlattke
    Das war ein kostenloses Corona-Angebot von Microsoft das es für jeden gab. Damit hatte dieser Frühstücksminister nichts zu tun!

    Piazolo hätte erstens wirklich Lizenzen beschaffen müssen und zweitens eine klare Konfigurationsanweisung erteilen müssen unter der sein Ministerium aus datenschutzrechtlicher Betrachtung einen Einsatz freigibt. Stattdessen gab es ein vorbehaltliches, vorläufiges Einverständnis. Im Zweifel wäre also der entsprechende Schulleiter Schuld … das ist alles andere als ein klares, entschiedenes Vorgehen. Er lässt einfach seine Untergebenen alleine und wälzt Verantwortung und Entscheidungen auf sie ab …

    Die Praxis zeigt übrigens, dass genau die Schulen, die auf Teams gesetzt haben, ungestört Distanzunterricht abhalten. Die anderen leider nicht. Ich ärgere mich deshalb darüber, weil die Schule meiner Kinder ebenfalls den abenteuerlichsten, dilettantischsten Schlingerkurs gefahren hat.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Gregorino
    Aber bitte sprecht doch nicht von "bedürftigen Kindern" wertender geht es nicht mehr. Stattdessen empfehle ich "wirtschaftlich benachteiligte Familien"
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • k.emmerling@freenet.de
    man sollt den Schläfern Piazolo, Stolz und Bär einen derartigen Tritt in den Hintern geben daß sie weit fliegen, also nix wie raus mit diesem Murmeltiertrio.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jlattke
    Meines Erachtens konnte es viel zu häufig vor, dass man Politikern nicht die Möglichkeit einräumt wirklich Verantwortung zu übernehmen. Im Sinne von „begangene Fehler korrigieren“. Es wird immer gleich die Rücktrittsforderung geschwungen. Im Falle dieses Ministers sehe ich das anders. Allerdings muss es gar kein Rücktritt sein: der MP sollte ihn schlicht feuern. Noch niemals habe ich eine so absehbare Fehlleistung erlebt. Der Mann hat 9 Monate NICHTS getan.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • robert.hippeli@t-online.de
    Dieser Schlingerkurs an bayrischen und deutschen Schulen war vorhersehbar und es hätte so nicht anders laufen können. Ich frage mich, wer hat den Entscheidungsträgern den Floh ins Ohr gesetzt "die Schulen und Kindergärten/krippen dürfen nie mehr geschlossen werden"? Waren dies die Eltern in ihrer Hilflosigkeit? Die Industrielobbyisten, weil die Arbeitskräfte sonst wieder wegbrechen? War es die Presse, die eh immer alles besser weiß? Aber mit den bundesweiten Aussagen „Schulen und Kindergärten/krippen dürfen nie mehr geschlossen werden“ wurde alle Pandemiepläne in die Schubladen gesteckt. Heute wissen wir diese Aussagen sind in einer Pandemie falsch und es gibt Phasen da muss jeglicher Kontakt runtergefahren werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jlattke
    Das „wissen wir“ aber schon sehr viel länger. In früheren Zeiten gab es auch Pandemien. Die entsprechenden Maßnahmen waren härter und konsequenter. Und deshalb wirksam. Heute sind wir „aufgeklärt und informiert“ und zu blöd aus der Geschichte zu lernen. Deshalb lamentieren wir lange herum, agieren mit zögerlichen Maßnahmen und schleppen die Seuche durch die Zeit. Anstatt sie schnell und konsequent auszurotten. Mir wären zwei, drei Monate echter, richtig harter Lockdown lieber gewesen anstatt „fortlaufend ein bisschen“. Was an den Schulen notwendig wird war klar. Was nicht läuft noch mehr. Das zu fixen wäre extrem einfach gewesen. Um so mehr treibt es einen in die Wut, wenn man jetzt die Aussagen dieses Ministers hört.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ironic
    Dieser Kommentar ist wenigstens nachvollziehbar....kürzlich bei den Christmetten-Kommentar lagen Sie maximal daneben....hoffentlich beenden Sie, Frau Rauch, damit auch ihren Kommentare-Schlingerkurs.
    Frohe Weihnachten 🎄.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • FischersFritz
    Leider ist die Kritik vollkommen berechtigt.

    Jeder wusste, dass und wann die zweite Welle kommen würde.

    Aber den Schulen fehlt die Bandbreite, den Lehrern fehlt die Kompetenz, den Lehrplänen und den Leistungsnachweisen fehlt die Flexibilität. Gerade jetzt - in der besten Schulaufgabensaison - hat man den Eindruck, die größte Sorge der Lehrer besteht im Einsammeln von Leistungsnachweisen.

    Im Informatikunterricht bekommen die Kids beispielsweise Excel-Funktionen eingetrichtert, die man im Leben nicht braucht – aber wie man mit MS Teams umgeht oder mit dem Smartphone ein A4-Blatt anständig fotografiert, das wissen sie nicht.

    Klar, da ist der Piazolo nicht alleine schuld dran – das haben seine bräsigen Vorgänger, Langzeitphlegmatiker und Hochleistungstheoretiker im Ministerium mitverbockt. Aber er hätte jetzt aus dem Quark kommen und ein paar Leute auf Drehzahl bringen müssen – und genau das hat er anscheinend nicht geschafft …

    Der Dornröschenschlaf des Schulsystems geht weiter …
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin.Heberlein@gmx.de
    @Alfisti: Noch nicht mitgekriegt, dass Piazolo gar nicht der Söder ist und auch nicht in der CSU??
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • al-holler@t-online.de
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • arminbeck
    Herr Piazolo hat doch sehr "kompetente" Helferinnen, Frau Bär Staatsministerin für Digitalisierung und Frau Stolz, Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Von denen höre ich in der Corona Krise garnichts ....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • al-holler@t-online.de
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • info@gerbrunn.de
    Sehr guter Artikel, der Kultusminister ist durchaus zu kritisieren. So gut wie nichts läuft rund. Außer die Selbstdarstellung auf der Homepage des Ministeriums. Keine Schutzmasken, bzw verspätet für die Lehrer, abstürzende Lernplattformen, Informationen über die Unterrichtsgestaltung während der Pandemie sind schneller in den Medien als direkt in den Schulen......
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • al-holler@t-online.de
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • al-holler@t-online.de
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • gsunder-menschenverstand
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • al-holler@t-online.de
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • al-holler@t-online.de
    Dieser Kommentar trägt nicht zur Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten