In einer Woche wie dieser ist es nicht leicht, in einer Nachrichtenredaktion zu arbeiten. Wie schnell die Lage in Afghanistan eskaliert ist, wie schnell die Taliban die Macht übernommen und Afghanistan ins Chaos gestürzt haben, ist unvorstellbar. Wie gefährlich, wie unübersichtlich es in der Hauptstadt Kabul und vor allem am dortigen Flughafen zugeht. Wie schwierig der Aufbau einer Luftbrücke ist, um Menschen doch noch zu retten.
Wir haben in den vergangenen Tagen in der Redaktion sehr viele Texte gesichtet und ausgewählt. Wir haben bei Bildern überlegt, ob sie die Nachrichtenlage gut darstellen, ob sie zu abstrakt oder zu voyeuristisch sind. Wir haben Artikel und Bilder ausgesucht - und wieder verworfen. Neu überlegt. Texte neu arrangiert, Zeitungsseiten neu gestaltet. Das alles unter enormen Zeitdruck, unter sehr viel Adrenalin.
Grauenvolle Bilder von verzweifelten Menschen
Seit Sonntag haben wir so viele grauenvolle Bilder gesehen. Von verzweifelten Frauen und Männern, von Menschen, die wohl von einem fliegenden Flugzeug gestürzt sind, von Menschen, die, wie es aussieht, geteert worden sind. Es gibt grausige Berichte, von Hinrichtungen, von Leichenteilen im Fahrwerk von einem Flugzeug, von Todesschüssen am Flughafen. Nicht alle Meldungen wurden bestätigt, aber einige der Vorfälle sind traurige Gewissheit.
Schon die Fotos von Menschen, die auf einem Linienflugzeug sitzen und auf einen Evakuierungsflug hoffen oder auf dem Rollfeld des Kabuler Flughafens neben einem Flugzeug herrennen, sind schlimm genug. Die Panik der Menschen, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit sind auch aus der Ferne greifbar. Diese verzweifelte Stimmung greift auch uns an, die wir an unseren Schreibtischen in der Redaktion sitzen, in Sicherheit, weit weg vom Geschehen. Wissend, dass es viele Kolleginnen und Kollegen vor Ort gibt, die in einer extrem schwierigen Lage sind und um ihre Ausreise bangen.
Vieles muten wir Lesern gar nicht zu
Furchtbare Bilder und Nachrichten gehören zu unserem Job dazu, immer, jeden Tag aufs Neue. In unserer Bilddatenbank laufen Fotos ein, die manchmal nur schwer zu ertragen sind. Wir berichten über Katastrophen, Kriege, Terror. Wir versuchen, die Lage realistisch einzuschätzen, soweit das möglich ist, und die Berichte dann seriös und ernsthaft aufzubereiten. Die Situation vor Ort wiederzugeben, in verständlichen Worten und noch einigermaßen erträglichen Bildern. Denn vieles, was wir zu sehen bekommen, muten wir Ihnen als unsere Leserinnen und Leser gar nicht zu.
Es hat in den vergangenen Jahren sehr viele furchtbare Bilder gegeben. Immer wieder. Aber die Berichte aus Afghanistan haben einige von uns abends nach der Arbeit, zuhause auf dem Sofa, nicht losgelassen, sie hallen nach. Kolleginnen und Kollegen berichten, sie konnten in den zurückliegenden Tagen nur schlecht abschalten, haben Bilder und Zitate immer noch im Kopf.
Afghanistan hinterlässt seine Spuren, auch bei uns eigentlich so abgeklärten Nachrichtenmenschen.
Und dann kommt plötzlich wieder die Lebenswirklichkeit ins Spiel, die nicht ganz so konsumtauglich ist!
Vielleicht kapiert auch Ihr jetzt mal, dass das Leid von Menschen kein Selbstzweck ist.
(Lobenswert, dass die Autorin sich hier der Diskussion stellt…)
andere länder andere sitten
man sollte sich nicht immer
in alles einmischen
Deutschland hat genügend
eigene sorgen
Ich finde ihre Ansichten in diesem Zusammenhang reichlich gefühllos. Hier gilt wohl: nomen est omen...
"Die Sicherheit Deutschlands wird am Hindukusch verteidigt"
Wir haben neben 50 toten Soldaten auch noch insgesamt 20 Mrd Euro für dieses Land ausgegeben. Mehr Rechte und Bildung für Frauen war ein Hauptziel.
Das Ergebnis sieht man auf diesem Bild: Fast nur Männer.
Männer, die fliehen und ihre Frauen, Kinder, Mütter, Schwestern den Taliban überlassen, um bei uns ein sicheres Leben zu bekommen.
Männer, von denen 300.000 zu Soldaten ausgebildet und mit modernen Waffen ausgestattet wurden, die aber nicht gegen 80-100.000 schlecht bewaffnete Taliban kämpfen wollten. Sie und ihre korrupten Führer und Politiker wollten nur das Geld des Westens.
Jeder Euro oder Dollar war vergeudetes Geld.
ergänzend möchte ich nochmal differenzieren.Deutschland hat keine Verantwortung, die deutsche Regierung hingegen schon. Es ist auch in Ordnung, dass Ortskräften geholfen wird, nur sollte dies nicht, wie schon 2015 zum Freifahrtschein aller Ausreisewilligen werden. Genau das hat die Regierung allerdings kürzlich beschlossen, indem der Rahmen der zu Evakuierenden immens überspannt wurde. Offenbar hat man aus der Vergangenheit nichts gelernt oder man will dem Land Schaden zufügen? Weshalb muss Sicherheit grundsätzlich in Deutschland und kann nie im kulturnahen Umfeld stattfinden? Fragen, die oft im tendenziösen Bezahl TV/sonst.Medien kaum gestellt werden.
Das heißt also, dass von der Presse - wieder einmal - selektiert wird, was wir wissen sollen - und was nicht.
Die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes sind - vielleicht von wenigen Ausnahmen abgesehen - sehr wohl in der Lage, die Dinge selbst zu beurteilen. Um ein fundiertes Urteil treffen zu können, benötigen wir allerdings die Fakten - und zwar bitte vollständig und ungefiltert - und wenn es geht nicht beschönigend, wie vom ZDF praktiziert: "... Islamist*innen ...".
Die Vielfalt der Medien und der Presse macht ja ein Land wie Deutschland aus.
Diese Selektion hat mit Zensur nichts zu tun. Und natürlich wird aus tausenden Bildern eine Selektion getroffen, welche man veröffentlicht. Wie soll das sonst funktionieren? Dann wäre die Mainpost jeden Tag 10000 Seiten dick. Erst denken, dann kommentieren.
Ihren haltlosen, hetzerischen Kommentar hätten Sie sich schenken können.
Das heißt auch sie pfeifen auf die Persönlichkeitsrechte anderer Menschen.
Hauptsache sie werden ungefiltert und ohne jede Einschränkung informiert.
Na vielen Dank auch