
Sehr geehrter Herr Eck,
als die Nachricht kam, dass Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber ein neues Waldschutz-Gebiet im Steigerwald schaffen will, habe ich mir ehrlich gesagt ein wenig Sorgen um Sie gemacht. Denn ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, wie im Zuge der vom damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer einst losgetretenen Nationalpark-Debatte meine arglose Verwendung der Begriffe "Steigerwald" und "Nationalpark" in nur einem Satz bei Ihnen sofort den Blutdruck bedrohlich ansteigen ließ.
Nun gut, bei näherer Betrachtung ist der neue "Naturwald", der auf gut 800 Hektar im schon bisher offensichtlich kaum bewirtschafteten "Böhlgrund" entstehen soll, meilenweit von einem Nationalpark entfernt. Und wenn ich es richtig verstanden habe, sollen in dieser neuen Waldschutz-Kategorie Fauna und Flora zwar weitgehend sich selbst überlassen bleiben. Anders als bei einem Nationalpark aber bleiben etwa Eingriffe zur Schädlingsbekämpfung genauso möglich wie die Jagd. Auch bestehende Forst- und Fischereirechte werden nicht berührt.
- Lesen Sie hier: Kanibers Plan für den Wald - ein Nationalpark in Häppchen
- Der Hintergrund: Warum unterfränkische Waldstücke jetzt zu "Naturwäldern" werden
Insofern kann ich verstehen, wenn der Verein "Unser Steigerwald", dessen Vorsitzender Sie ja nach wie vor sind und der in der Vergangenheit nicht gerade zimperlich gegen jede Form von Schutzgebieten im Steigerwald agitiert hat, nun erklärt, er könne die Ausweisung der neuen Naturwald-Flächen "mittragen".
Ich habe mich allerdings auch gefragt, ob Sie als Staatssekretär einer Regierung, deren Ministerpräsident Markus Söder spätestens mit dem erfolgreichen Bienen-Volksbegehren seinen grünen Daumen entdeckt hat und der deshalb in aller Öffentlichkeit bereits wehrlose Bäume umarmte, nicht etwas mehr Enthusiasmus für den neuen Kurs ihrer Forst-Kollegin zeigen sollten. Frau Kaniber schwärmt ja bereits von "wilden, märchenhaften Wäldern", die auf den nun "unberührten Flächen" auch im Steigerwald entstehen werden. Den neuen Naturwald als Vereinsvorsitzender nur wortlos "mitzutragen", klingt da im Vergleich ziemlich lustlos.
Offen gesagt fand ich ihre Doppelrolle als Regierungsmitglied und Vorsitzender von "Unser Steigerwald" oft reichlich fragwürdig. Etwa in der Zeit der aufgeheizten Debatte um das von Ihrem CSU-Parteifreund und damaligen Bamberger Landrat Günther Denzler ausgerufene und später per "Lex Steigerwald" im Landtag mit CSU-Mehrheit wieder einkassierte Schutzgebiet im "Hohen Buchenen Wald". Noch schwieriger wurde es, als Sie am Kabinettstisch den Seehofer-Beschluss, einen dritten Nationalpark in Bayern zu suchen, abnickten, während Ihr Verein daheim genau dagegen weiter munter Stimmung machte.
Ja richtig, diese Geschichten sind Schnee von gestern. Und doch führen sie mich zu meinem eigentlichen Anliegen: Sie könnten Ihre Doppelrolle ja auch konstruktiv nutzen –und genau jetzt versuchen, die über Jahre in ihren politischen Schützengräben verbarrikadierten Lager der Nationalpark-Befürworter und der Nationalpark-Gegner auf Basis des neuen Naturwald-Konzeptes zumindest mal zum Austausch zu bewegen.
Denn was mich an der Naturschutz-Debatte im Steigerwald immer am meisten gestört hat, war die Unversöhnlichkeit und Härte, mit der dabei gekämpft wurde. Und ich lehne mich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass "Unser Steigerwald" meist einen nicht ganz unerheblichen Anteil daran hatte.
Wäre es nicht an der Zeit, wenigstens beim Waldschutz alte Kämpfe hinter sich zu lassen? Schließlich waren sich alle Seiten doch immer einig: Die einzigartige Natur nicht nur im Steigerwald muss für kommende Generationen erhalten bleiben. Das ist doch eine Basis, auf der ein konstruktives Gespräch beginnen kann!
Und falls Sie jetzt einwenden, die "verbohrten Naturschützer" würden sich doch auch nicht bewegen - gilt nicht auch im politischen Diskurs, dass man immer gut beraten ist, sich erst einmal an die eigene Nase zu fassen? Klar müssen sich alle Seiten bewegen, damit die Gräben wieder zugeschüttet werden. Doch vielleicht gilt in diesem Fall ja sogar im doppelten Sinne: Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus!
Mit freundlichen Grüßen,
Henry Stern, München-Korrespondent
Ministerpräsident Söder hat Eck in ein anderes Ministerium - dem Gesundheitsministerium unter Melanie Huml - versetzt. Dort kann er sich vornehmich um die Beschaffung von Schutzkleidung und Gesichtsmasken in Sachen Corona-Pandemie kümmern.
Bei mir nährt sich die Vermutung, dass ihn Söder damit aus der Schusslinie nehmen wollte. Zu sehr hat sich Eck an seinem bisherigen "Arbeitsplatz" im Innenministerium in Dinge verrannt, die dem Regierungschef möglicherweise lästig geworden sind (Stichwort: penetrante Gegnerschaft in Sachen Reaktivierung der Steigerwaldbahn).
Eck ist als Unterfranke allerdings unerlässlich als "Proporz-Regierungsmitglied" im Münchener Personalkarussell. Weiter ist er Lieferant für "gute" Wahlergebnisse. Söder konnte ihn daher nicht ohne Weiteres aufs Abstellgleis schieben.
Also ein guter Anfang, nicht mehr und nicht weniger.
Eine gerechte Basis für eine Befriedung des Konfliktes wäre dagegen ein Naturwaldreservat Hoher Buchener Wald (in der vormaligen Größe), rechtlich verbindlich und natürlich, bevor die BaySF dort den ökologischen Wert zerstört haben, will heißen: Bitte die dicken Buchen stehenlassen, liebe Ebracher Staatsförster!
Gerade die Richter des BVerwG in Leipzig haben die Schutzwürdigkeit des Waldgebietes Hoher Buchener Wald ausdrücklich anerkannt!
Aber der beste Witz ist Ihre Behauptung, es gebe überhaupt keinen Hohen Buchenen Wald!
Naja, vielleicht ist Ihnen ja der langjährige Streit um den geschützten Landschaftsbestandteil entgangen? Schon allein dadurch ist der Begriff im öffentlichen Bewusstsein verankert! Aber wenn man ganz tief in den Waldtälern lebt, verschläft man sowas schon mal.
Davon abgesehen existiert der Begriff Hoher Buchener Wald bereits seit 1791, als in einer Forstkarte des Klosters Ebrach das Herzstück der Wälder der Zisterzienser als "Der Hohe Buchene Wald" bezeichnet wurde.
Sie haben keine Ahnung und davon reichlich. Ihre unaufhörliche Art, der Öffentlichkeit dieses Unwissen aufzudrängen erinnert stark an die Methoden totalitärer Regierungen in der deutschem Geschichte!
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat die Aufhebung des Waldschutzgebiets für rechtens erklärt. Gegen diese Entscheidung kündigten der Bund Naturschutz in Bayern und der Landesbund für Vogelschutz Revision beim Bundesverwaltungsgericht an.
Über die Absicht der Namensgebung in der heutigen Zeit habe ich mich schon geäußert.
Auch Ihre Auslegung der Gerichturteile bleibt Ihre Realität, nicht die rechtstaatliche. Und genau da sind wir bei Ihrem Demokratieverständnis.
Vielleicht wäre es lehrreich gewesen, wenn Sie in einem totalitären Staat aufgewachsen wären, wie ich. Dann wüssten Sie, wovon Sie reden.
Was wir mit dem Hohen Buchenen Wald meinen deckt sich nahezu mit dem, was die Forstkarte der Zisterzienser von 1791 darstellt.
Der Name sollte wohl die zisterziensische Tradition dieses alten Klosterwaldes wieder ins Bewusstsein bringen und eine griffige Ortsbezeichnung liefern. Und romantisiert wird in Franken viel - wenn Ihnen das nicht gefällt, warum sind Sie dann hierhergekommen?
Ich lege keine Gerichtsurteile aus aber ich weiß, dass die Richter der BVerwG in Leipzig die Schutzwürdigkeit des Hohen Buchenen Waldes hervorgehoben haben.
Wenn es Ihnen in totalitären Staaten so gefällt, dann ziehen Sie doch einfach hin?
Und nebenbei dem Herrn Eck "eine mitzugeben" ist ihm auch noch gelungen, das aber nur fast, weil es zu durchschaubar ist.
Alles, was unserer Umwelt zugute kommen könnte, wird mit allen Mitteln torpediert.
1. Der Steigerwald ist in seiner Gänze ein einzigartiges Stück Natur, das es zu erhalten gilt. Die Buchenwälder können nur im Rahmen eines Nationalparks vor den Kettensägen geschäftstüchtiger Zeitgenossen geschützt werden. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Widerstände Betroffener, bevor die Nationalparks in Berchtesgaden und im Bayerischen Wald aus der Taufe gehoben wurden. Heute ist man zu Recht stolz auf beide Gebiete. Der Wandel hat zwar dazu geführt, dass es manche Unternehmenszweige dort heute nicht mehr gibt, hat aber andere Branchen neu belebt.
2. Der zweite Angriffspunkt Ecks gilt der Reaktivierung der Steigerwaldbahn. Hier könnte, wie sich andernorts positiv gezeigt hat, Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Die Menschen suchen in der Zukunft Ruhe und keine ständig verstopften Straßen.
Sie könnte auch lauten:
• Warum im Steigerwald nicht versöhnen, Herr Stern?
• Warum im Steigerwald nicht versöhnen, Herr Friedl?
• Warum im Steigerwald nicht versöhnen, Herr Knoblach?
• Warum im Steigerwald nicht versöhnen, Herr Mergner?
• Warum im Steigerwald nicht versöhnen, Frau Badum?
• Warum im Steigerwald nicht versöhnen, Herr/ ………?
Warum gehen die NP3 Befürworter nicht auf das "Versöhnungsangebot" ein?
Warum schreiben Sie nicht, dass § 29 BNatSchG Rechtswidrig angewendet wurde und höchstrichterlich vom Bay. VGH wie auch vom BVerG bestätigt wurde.
Lex specialis hat hier eindeutig Herr Denzler begangen, sowas nennt man Rechtsbeugung!
Also, den Schritt haben doch die Befürworter des Naturparks Steigerwald gemacht.
Warum fragen Sie nicht Herren Knobloch und Friedl ob es nun an der Zeit wäre sich ernsthaft mit dem Steigerwald und deren nachhaltigen, klimafreundlichen Bewirtschaftung auseinanderzusetzen und das Trittsteinkonzept nicht nur anzuerkennen sondern auch mitzutragen, mitzuarbeiten und einen Forschungsauftrag dafür zu fordern!?
Lassen wir der Natur die Zeit die sie braucht um beide Varianten zu erproben.
Wir gehen ja dacore, dass beide Seiten die Natur und die Umwelt im Sinne haben und das sollte man auch einmal von beiden Seiten zur Kenntnis nehmen.
Letztlich bleibt der Eindruck der einseitigen Parteinahme eines intellektuellen Stadtmenschen der die "Ureinwohner" missionieren will. Ob das in die Heimat-Zeitung gehört? Fraglich?