"Vielen Dank für den Brief", ist die Reaktion von Andreas Gerner aus Birnfeld im Kreis Schweinfurt, die er dieser Redaktion schriftlich mitteilte. Er fühle sich als "kleiner Landwirt" geehrt, richte sich der "Samstagsbrief" generell doch meist an Prominente oder überregionale Politiker.
Gerner hat ein Patenprojekt in Birnfeld eingerichtet, mit dem er durch die finanzielle Förderung des eigenen Sojabohnen-Anbaus die Abholzung der Regenwälder mindern will. Pro Patenschaft von 50 Euro will der Birnfelder im kommenden Jahr auf seinen Äckern 1000 Quadratmeter Sojabohnen anbauen. Er sei Vollblut-Landwirt und freue sich über "jedes bisschen Öffentlichkeit", die sein Vorhaben voranbringe.
Im Detail antwortet Gerner auf den "Samstagsbrief" so: "Die Aussage, das Geld geht ausschließlich in meine eigene Tasche, stimmt. Muss auch so sein. Das habe ich offen so kommuniziert. Hintergrund: Seit sieben Jahren baue ich Soja an und nehme damit Einbußen gegenüber Mais oder Weizen in Kauf. Bisher zu 100 Prozent auf meine eigenen Kosten – etwa 5000 bis 10.000 Euro pro Jahr!
Ginge es mir allein um Profit, hätte ich ganz einfach mit dem Sojaanbau aufgehört und stattdessen mehr Weizen oder Mais angebaut. So wie eine Handvoll Kollegen in meiner Gegend. Damit hätte ich dann aber auch aufgehört, dem Regenwald zu helfen."
Diesem Regenwald seinem Schicksal zu überlassen, das komme für ihn nicht in Frage, schreibt Gerner weiter. "Stattdessen habe ich mir etwas Besseres ausgedacht: Ich versuche jetzt, mit den Patenschaften die mir entstehenden Einbußen teilweise von anderen tragen zu lassen, die genauso wie ich den Regenwald retten wollen. Nur so (die Zeiten sind für Landwirte schwer genug) kann ich weitermachen. Im besten Fall kann ich den Anbau somit sogar ausweiten.
Ja, reich werde ich so nicht. Ich schließe lediglich die Lücke zu den wirtschaftlicheren Früchten und halse mir dafür noch einen Haufen Schreiberei auf."
Gerner hofft, dass weitere Landwirte auf seinen Zug aufspringen. Freilich sei der Sojaanbau in Übersee nicht der einzige Treiber bei den Brandrodungen. "Aber halt der bedeutendste und der, wo man von Zuhause aus gegensteuern kann."
Noch sei sein Patenprojekt ein Tropfen auf den heißen Stein. "Aber jede Veränderung im Großen beginnt wie jeder Marathon mit dem ersten Schritt. Wer diesen nicht tut, kann das Ziel nicht erreichen."
Der 36 Jahre alte Landwirt rechnet vor, dass "jede einzelne hier nachhaltig erzeugte Tonne Soja" eine Tonne Import-Soja ersetze. Das schmälere in Südamerika den Produktionsbedarf und damit den Anreiz zu den Brandrodungen.
"Ich bin überzeugt: Nur so erreicht man was. Der schon länger bekannte alternative Weg, eine Parzelle Regenwald einzuzäunen und zu verteidigen, ist zwar schön plakativ: Man kann in ein paar Jahren zeigen, dass die Parzelle noch steht, während ringsherum alles weg ist. Tatsächlich bringt es aber leider nichts, meine ich. Der Bedarf ist nun mal da und die Farmer/Landräuber fahren einfach ein Stück weiter in den Urwald und brandroden dort Regenwald für ihre Flächen. Also reine Verlagerung.
Mit idealistischen Grüßen, Andreas Gerner."
Würde man diesen hohen Betrag dann im Sinne der Umwelt spenden oder benutzen (z.B. in Südamerika) kann man sicherlich mehr bewegen? Wenn sich Soja nicht mehr rechnet in Südamerika kann ich mir kaum vorstellen, dass der Regenwald stehenbleibt. Dann wird eben Kaffee, Palmöl etc. angebaut. Verglichen mit dem Sojaertrag in Deutschland ist der Ertrag in Brasilien 2000x so hoch! - die Menschen dort leben von der Landwirtschaft; die werden nicht plötzlich Informatiker, Steuerberater oder Autoverkäufer...
Trotzdem finde ich den Ansatz gut aber irgendwie ist das schon sehr idealistisch gedacht...
Einfacher wäre es. Aber es kann doch nicht sein, dass sich 99% über das Brandroden aufregen, aber niemand etwas dagegen tut !
Ich habe vor Jahren einen Weg gefunden, der hilft. Leider ist der für mich teuer. Daher die Patenschaften, dass ich weitermachen und das ganze ausweiten kann.
Inwiefern in Südamerika einsetzen? Siehe "Meine Original Antwort auf den Samstagsbrief Teil 4", was das Einzäunen von Regenwald vor Ort effektiv bringt !
Man muss ran an die Ursachen! Der Bedarf für Soja ist die wichtigste.
Arbeitsintensiver Kaffee ist dort nicht lukrativ und Palmöl funktioniert in Brasilien überhaupt nicht.
Der Ertrag ist nicht 2000 mal so hoch. Er beträgt je nach Region (Bodeneignung, eine oder 2 Ernten/Jahr) etwa die Hälfte bis anderthalbfache wie bei uns, also sehr vergleichbar.
Deutschland importiert rund 6 Mio to Sojaprodukte. Dafür braucht man mindestens 2 Mio ha Platz. Dementsprechend wäre dies unser Potential, Regenwald zu retten. Ein Haufen Zeug.
Danke
- Wir hier bauen Soja völlig ohne Gentechnik an und spritzen kein Glyphosat auf die Sojapflanzen. Ganz im Gegensatz zur importierten Überseeware.
- So eine Patenschaft bewirkt mehr zum Regenwaldschutz, als der Fleischverzicht eines Einzelnen bewirkt. Und dieser schränkt ja enorm ein (Genuss, Abwechslung) und ist unter Umständen teurer (Ersatzprodukte kosten oft mehr als Fleisch selbst)
- Sojafelder sind im Sommer eine echte Aufwertung (saftig grün) in den Fluren, wenn sämtliches Getreide und der Raps längst abgeerntet und die allermeisten Felder daher braun sind.