Auf dem Plakat, das aus dem Soja-Feld ragt, brennt der Regenwald lichterloh. Dort in Südamerika wird für den Anbau und den Export der eiweißreichen Futterpflanze der Amazonas-Regenwald brandgerodet. Hier in Deutschland kann Soja ebenfalls gedeihen, auch Landwirt Andreas Gerner in Birnfeld baut die Bohnen an. Was für ihn allerdings nicht rentabel ist, und was ihn auf eine Idee brachte: Patenschaften für den hiesigen Soja-Anbau. Damit jeder mithelfen kann, Brandrodungen im Regenwald zu verhindern.
Im siebten Jahr baut der 36-jährige Vollerwerbslandwirt die Sojabohnen an, zwischen zehn und 15 Hektar jedes Jahr. Weil ihm das Problem des Billig-Imports von Soja aus Nord- und Südamerika schon lange bewusst ist und ihm Sorgen macht. Weil er weiß, dass durch die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes nicht nur Natur und Artenvielfalt zerstört werden, sondern das Klima weltweit leidet. Und weil durch den Import gentechnisch veränderte Sojabohnen nach Europa kommen.
Aber Gerner baut Soja auch an, weil er damit die Breite seiner Kulturen erweitert: Heuer sind es 13 Früchte, die er konventionell in seinem Ackerbaubetrieb anbaut. Er kann damit auch sein Risiko streuen. Und der Vorfruchtwert von Soja ist ebenfalls interessant.
"Mit Mais und Weizen ist mehr verdient", bringt Gerner sein Problem auf den Punkt. Im Schnitt 700 Euro pro Hektar Soja oder 350 Euro pro Tonne erlöst er, wobei der Preis allerdings von Jahr zu Jahr sehr schwankt. Von einem Hektar Mais erhält er etwa 2000 Euro, allerdings ist hier der Aufwand für Düngung und Pflanzenschutzmittel auch höher, schränkt er ein. "Soja kann seinen Stickstoff selbst generieren über die Knöllchenbakterien", erläutert er, weshalb diese Frucht mit der Pfahlwurzel keinen Dünger braucht.
Dennoch: Für das wertvolle Protein im Soja, mehr als bei den anderen Eiweißfrüchten wie Erbse oder Ackerbohne, müsste der Preis höher sein, sagt der Jungbauer. Den kann er aber beim Verkauf über den Landhandel nicht erlösen. Um das Soja direkt verfüttern zu können, muss es erst aufwändig wärmebehandelt werden. Wobei mittlerweile bekannt sei, so Gerner, dass das bei Rindern ab 200 Kilogramm Gewicht nicht nötig sei. Aber er habe keine direkten Abnehmer für das rohe Viehfutter gefunden, bedauert er.
Um dennoch weiter Soja wirtschaftlich anbauen zu können und weil er weiß, dass vielen Menschen der Einsatz für den Schutz des Regenwaldes auch etwas wert ist, kam dem Landwirtschaftsmeister die Patenschaftsidee. Für 50 Euro, die ihm ein Pate zahlt, baut er im nächsten Jahr 1000 Quadratmeter Sojabohnen in Birnfeld an. "Diese Fläche muss schon nicht in Brasilien gerodet werden", meint er. Und: "Ich selbst werde davon bestimmt nicht reich".
"Es ist ein Versuch", weiß er, und er könne natürlich auch keine Garantie geben, dass nicht doch weiter die Bäume in Südamerika abgeholzt würden. Aber wenn man die Nachfrage nach Soja verschieben könne, könne sich etwas verändern, hofft er – und wenn viele mitmachen, andere Landwirte und viele Paten.
Die Politik funktioniert nicht
In der Diskussion um einen Einfuhrstopp von Import-Soja und einem Einhaltgebieten von Bolsonaro, dem brasilianischen Präsidenten, funktioniere die Politik nicht, bedauert der Birnfelder Jungbauer. "Die WTO, die Welthandelsorganisation, ist allmächtig und verbietet die Einfuhr nicht", konstatiert er, wissend, dass Deutschland als Exportnation die WTO wiederum braucht.
Um sein Angebot einer Soja-Patenschaft für den Regenwald deutlich zu machen, hat Andreas Gerner Schilder auf den Feldern, an der Straße und am Radweg, aufgestellt. Mit der Hoffnung, dass sein Angebot rege wahrgenommen wird.
Wer Interesse an einer sogenannten Regenwald-Patenschaft hat, kann sich mit Andreas Gerner in Verbindung setzen, Telefon (0172) 99 82 619, gerne per Whatsapp, oder E-Mail: andreas_gerner@gmx.de