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WÜRZBURG
Frau Stamm, wie oft haben Sie Ihren Austritt schon bedauert?
Claudia Stamm tritt bei den Grünen aus       -  Im März 2017 trat die Landtagsabgeordnete Claudia Stamm bei den Grünen aus, im Herbst gründete sie eine neue Partei: „mut”.
Foto: Sven Hoppe, dpa | Im März 2017 trat die Landtagsabgeordnete Claudia Stamm bei den Grünen aus, im Herbst gründete sie eine neue Partei: „mut”.
Alice Natter
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:35 Uhr

Liebe Frau Stamm, 23 Grad, ein paar kleine Wölkchen, Sonnenschein – das Wetter in Ottobrunn soll schön werden an diesem Wochenende, haben Sie schon was vor? Für den Landkreis Bamberg ist auch viel Sonne angekündigt, am Sonntag soll es sogar noch einen Tick wärmer werden als bei Ihnen im Süden, bei München.

Wenn alles „normal“ gelaufen wäre, wenn Sie nicht mutig gewesen wären im vergangenen Jahr, dann wären Sie an diesem Wochenende sicher in Hirschaid. Aber Sie würden dann nicht an der Regnitz spazieren gehen und den Frühling genießen, sondern viele Stunden drinnen im Energiepark in einem Konferenzzentrum sitzen, 440 Änderungsanträge durchkauen, streiten, Debatten ertragen.

Was machen Sie an diesem Wochenende? Ihre Homepage gibt keine aktuellen Termine an. Ob Sie es bedauern, dass Sie nicht mit Ihren ehemaligen Parteikollegen auf der außerordentlichen Landesdelegiertenkonferenz das Landtagswahlprogramm verabschieden? Ob Sie Ihren Austritt bei den Grünen bedauern? Vielleicht schon oft bedauert haben?

Nach außen klingen Sie unverdrossen. Unermüdlich. Angriffslustig wie vorwurfsvoll. Auf Facebook haben Sie am Freitag einen Beitrag geteilt zu Äußerungen von Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. Die hatte im Interview mit dem NDR den Kreuzaufhänger Markus Söder kritisiert und von oben herab eine Koalition mit der CSU in Bayern „Stand jetzt“ ausgeschlossen. Ludwig Hartmann, der Grünen-Fraktionschef im Landtag, grüßte Richtung Berlin: „Nichts für ungut, aber das entscheiden wir schon selbst, liebe Katrin.“ So was können Sie nicht unkommentiert lassen. Also posteten Sie. „Weder das eine noch das andere ist glaubwürdig.“

Grüne Politik in Bayern, das ist „mehr oder weniger lauter Protest gegen die Politik der CSU“, schreiben Sie, mit einem „zurecht“ in Klammern. Und dann rufen Sie Ihren ehemaligen Parteikollegen nach. „Aber wie kann man dann mit so einer Partei koalieren wollen? Es geht auch darum, Politik wieder glaubwürdig zu machen.“

Glaubwürdigkeit. Das war Ihr Hauptargument, Ihr großer Beweggrund, als Sie im März vor einem Jahr für die Öffentlichkeit überraschend und ein bisschen spektakulär bei den Grünen ausgetreten sind. Sie hielten „Ihrer“ Partei damals bereits vor, „schon sehr lange auf eine potenzielle, schwarz-grüne Koalition in Bayern“ hinzuarbeiten. Wo doch gleichzeitig auf grünen Parteitagen „immer nur auf die CSU eingedroschen wurde, mir oft auch zu platt“. Dabei hatten Sie in einem großen Interview mit unserer Redaktion ein paar Monate zuvor – in Ihrer Geburtsstadt Würzburg, an der Alten Mainbrücke, zusammen mit Ihrer Mutter – noch gesagt: „Ich bin bei den Grünen daheim.“

Von politischer Heimat wollten Sie nicht sprechen, weil Ihnen der Begriff grundsätzlich suspekt ist, „zu starr, zu exklusiv“. Aber ein Daheim war die Partei doch über viele, viele Jahre. Und man hätte sich von außen betrachtet ja auch gut vorstellen können, dass Sie für die Grünen bei einer Landtagswahl mal weiter oben antreten als auf Listenplatz neun oder sieben. Dass Sie wieder bei einer Wahl als grüne (Spitzen)Kandidatin antreten – so wie 2012 bei der Landratswahl in Ansbach.

Aber Sie werden an diesem Samstag und Sonntag nicht in Hirschaid sein, werden nicht das Wahlprogramm der Partei verabschieden, die bei der letzten Sonntagsfrage gerade zur zweitstärksten Kraft im Freistaat geworden ist mit stabilen 14 Prozent. Eine sichere Bank. Ihre alten Parteifreunde – erlauben Sie den Begriff – scheinen Einiges richtig zu machen. Bei der Frage nach der Zufriedenheit erreichen die Grünen im BayernTrend von Infratest 44 Prozent.

Sie aber sitzen jetzt alleine – auch einsam? – im Landtag. Fraktionslos. Sind die Einzelkämpferin, die Sie vielleicht immer schon waren. Sie reden weiter im Plenum, verschicken Pressemitteilungen, veranstalten Pressekonferenzen, zu denen – so berichten unsere Münchner Korrespondenten – (fast) keiner mehr kommt.

Ihren Ausstieg vor einem Jahr aus gesinnungsethischen Motiven kann man konsequent, mutig, überzeugend nennen. Oder naiv. Einfach so eine neue Bewegung beginnen zu wollen, die tatsächlich verändern kann – man kann sich so was schön lügen. Ihre neue Partei heißt „mut“, auch deshalb verlässt der Sie wohl nicht.

Also machen Sie weiter. Sammeln Unterschriften gegen das Psychiatrie-Gesetz. Planen in Karlsruhe eine Klage gegen das Polizeiaufgabengesetz. Am Donnerstag werden Sie in München bei der Großdemonstration dagegen sicher in der erste Reihe stehen.

Was die Landtagswahl betrifft: Der große Termin für „mut“ ist der 2. August, 18 Uhr. Bis dann müssen bei den Wahlleitern die Wahlkreisvorschläge mit den bayernweit benötigten 8000 Unterstützungsunterschriften fehlerfrei auf dem Tisch liegen. Schon der Demokratie und Vielfalt wegen: Alles Gute dafür!

Aber erst einmal herzlich ein schönes Wochenende. Wo immer Sie sind.

Beste Grüße, Alice Natter

 
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  • kaih@bonn-online.com
    Peinlich, peinlich, Frau Natter! Wem hilft es weiter, derartig auf eine Randfigur des bayerischen Politikbetriebes einzudreschen? Frau Stamm hat sich selbst ins politische Abseits katapultiert, das ist ihr gutes Recht. OK, das war's. Aber was soll diese hämische Nachtreterei?
    Oder was war noch mal die Aussage Ihres Artikels, Frau Natter?
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  • al-holler@t-online.de
    Das war die Rache einer mutmaßlich Grünen an einer Ex-Grünen
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  • ba.stark@web.de
    Also wenn ich die Möglichkeit habe, werde ich als Unterstuetzer unterschreiben. Ich will helfen, dass Frau Stamm mit einer eigenen Liste antreten kann.

    Bei der LTW wünsche ich dieser Liste dann 4,99%. Die Stimmen zersplittern dann zwischen den Parteien im linken Spektrum, insbesondere den Grünen. Ein Freier bzw. Schwarzer interessiert sich sowieso nicht fuer diese Liste.

    Ach ja. Kann man auch zwei Parteien unterstützen ? Dann wuerde ich auch fuer die Veganer von Frau Ruetting unterschreiben zwinkern
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  • ebayeins@t-online.de
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  • al-holler@t-online.de
    Dieser Brief ist eine reine Schaumschlägerei: Wäre die Angeschriebene nicht die Tochter Ihrer bekannten Mutter, würde keine(r) mehr nach ihr fragen (und ohne diesen Namen hätte sie auch keine ""Karriere"" gemacht) - außer vielleicht Frau Natter; aber die kenn ich nicht.
    Was bleibt: Wieder einmal verschenkter Platz im print; da könnte auch was wichtiges und die zahlenden Leser interessierenden stehen...
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  • al-holler@t-online.de
    .... und dass sie nach ihrer Heirat ihren bekannten Namen behielt war mutmaßlich reine Taktik; ohne "Stamm" wäre sie vmtl. nicht einmal bei den Grünen bekannt geworden, da zog sie doch nur als Tochter "der Stamm", die man damit ärgern wollte und konnte...
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  • wenn sie die Meinungen der wähler genau kennen würden
    sollten sie besser hinterfragen warum wir die alte stamm nicht nicht von der
    Politik kos werden
    die junge hat meine sympathie
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  • ebayeins@t-online.de
    "....die junge hat meine sympathie...."

    Damit gehören Sie in Bayern zu einer unbedeutenden Minderheit.

    Fräulein Stamm würde noch nicht mal die 0,5% Hürde schaffen grinsen
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  • ebayeins@t-online.de
    "Ob Sie Ihren Austritt bei den Grünen bedauern? "

    100%....und genauso 100% wiord Sie das niemals zugeben.

    Es gibt Politiker oder solche die sich dafür halten, die niemals eigene Fehlentscheidungen zugeben würden. Nicht mal allein daheim vor dem Spiegel.

    "...gesinnungsethische Motive" - wohl mehr Gesinnung als ethisch.

    Frau Stamm jun - Ich vermiss sie nicht, hätte ruhig noch ein paar Mehr
    (explizit mit Doppel- oder Dreifachnamen) mitnehmen können

    Auf das sie der Macht (MUT) vertrauen...... grinsen
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  • info@primatononline.de
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  • ebayeins@t-online.de
    @primaton - ich finde den Artikel gut

    Die wenigsten können sich doch noch an Fräulein Stamm erinnern.
    So ist zumindest klargestellt, das sie noch unter uns weilt.....
    auch wenn sie tief in der unbedeutenden Versenkung verschwunden ist.
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Na klar, dess iss doch die, die immer dess "Blaue Kläd" bei Fasnacht in Franke in Veitshöchheim begleitet hat grinsen
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  • al-holler@t-online.de
    Irrtum, des is ihre noch unbedeutendere Schwester; die würde ohne ihre Mutter schon gleich gar niemand erkennen!
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Ach ja! grinsen
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