
Was zur Eröffnung der Kunsthalle nicht geklappt hat, wird nun zum „Paukenschlag“ nach der Landesausstellung „Main und Meer“: Rund 100 Werke aus der bedeutenden Kunstsammlung Gunter Sachs sind ab November 2013 bis Mai 2014 in der Kunsthalle zu sehen. Wie bereits kurz berichtet, hat der Stadtrat das Projekt am Dienstag mit großer Mehrheit abgesegnet.
Das endgültige Ausstellungskonzept wird in den nächsten Wochen erarbeitet. Fest steht aber bereits jetzt, dass eine Reihe von großen Namen aus Pop Art, Surrealismus und der 1958 in Paris gegründeten Gruppe „Nouveau Réalisme“ zu sehen sein werden: darunter Roy Lichtensteins „Vicky!“ von 1964 und ein Porträt von Brigitte Bardot, das Gunter Sachs 1974 – Jahre nach der Scheidung von seiner zweiten Frau – bei Andy Warhol in einer Auflage von acht Stück in Auftrag gab.
Weitere Namen konnten Erich Schneider, Leiter der Kunsthalle, und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Andrea Brandl noch nicht bekannt geben. Die beiden haben sich in den vergangenen Monaten darum bemüht, die Sammlung, die vom Institut für Kulturaustausch in Tübingen betreut wird, nach Schweinfurt zu bekommen.
Gunter Sachs wurde 1932 als Sohn des Industriellen Willy Sachs auf Schloss Mainberg geboren. Er wuchs nach der Scheidung seiner Eltern in der Schweiz auf und pflegte kaum Beziehungen zu Schweinfurt. Vor einem Jahr nahm er sich im schweizerischen Gstaad das Leben.
Katalog mit der Villa Stuck
Dass er seit Ende der 1950er Jahre Kunst sammelte, war bekannt. Wie bedeutend seine Sammlung aber wirklich ist, wurde einer breiten Öffentlichkeit erst vor einigen Wochen bekannt, als 300 Exponate daraus bei Sotheby's in London zum Verkauf angeboten wurden. Wegen der sehr erfolgreichen Auktion muss die Liste der Werke, die für Schweinfurt in Aussicht waren, derzeit noch einmal aktualisiert werden.
Die Zeit drängt, weil es zur Schweinfurter Ausstellung einen gemeinsamen Katalog mit der Münchner Villa Stuck geben wird. Dort werden bereits ab 18. Oktober 2012 Highlights aus der Sachs-Sammlung gezeigt, darunter Werke von René Magritte, Yves Klein, Max Ernst und Warhol. Bereits jetzt steht fest, dass in Schweinfurt nicht die gleiche Ausstellung wie in München zu sehen sein wird. „Andere Schwerpunkte, andere Werke“, soviel kann Erich Schneider jetzt schon sagen. Um die Qualität muss man sich ohnehin keine Sorgen machen. Es heißt, Gunter Sachs habe sich immer nur für die herausragenden Stücke eines Künstlers interessiert. Obwohl er selbst ein sehr guter Fotograf war, werden Arbeiten von ihm selbst wohl keine große Rolle spielen.
Falls die Große Halle nicht ausreicht, stehen weitere Räume zur Verfügung. Denn die Kunsthalle ist nach dem Auszug der Landesausstellung völlig leer. Für Erich Schneider ist die Ausstellung in mehrfacher Hinsicht ein außerordentlicher Glücksfall. Er kann das Haus mit einer Sammlung wiedereröffnen, die als herausragendes kunsthistorisches Vermächtnis gilt und er kann sie in dem Gebäude zeigen, dass Gunter Sachs' Großvater Ernst Sachs der Stadt als Hallenbad geschenkt hat.