Der 36-jährige baskische Pianist Aurèle Marthan hat eine Gruppe junger Musikerinnen und Musiker um sich geschart, die den französischen Klassikbetrieb aufmischen – und das nicht mit abgefahrenen Formaten, sondern mit ganz natürlichem Vertrauen in das Repertoire, schierer Qualität und einer Menge Fantasie. Am 2. Mai gastiert Marthan mit einem Soloabend bei den Würzburger Meisterkonzerten, die damit zeigen, wohin die programmatische Reise nach dem Neustart der renommierten und bis vor wenigen Jahren sehr erfolgreichen Konzertreihe gehen könnte.
Aurèle Marthan: Ja, tatsächlich. Auch ich habe auf einem kleinen Spielzeugklavier angefangen. Ich habe darauf Melodien nachgespielt, die ich hörte. Meine Eltern haben gesagt, der hat offenbar ein gutes Ohr, warum lassen wir ihn nicht Klavier lernen? So hat es angefangen. Ich habe Einzelstunden bekommen, weil ich mit vier Jahren noch zu jung für die Musikschule war. Und mit sechs Jahren konnte ich dann an der Musikschule meiner Geburtsstadt Guéthary anfangen.
Marthan: Wer wäre das nicht? Mozart ist ein mehr als unglaublicher Komponist. Man fragt sich bei seiner Musik immer wieder, wie es möglich ist, etwas so Schönes, so Reines mit so vergleichsweise einfachen Mitteln zu schaffen. Ich habe mein vorletztes Album ausschließlich Mozart gewidmet, mit einer Sonate, einem Konzert und dem berühmten Bläserquintett mit Klavier.
Marthan: Ich finde, Mozarts Konzerte haben immer diesen kammermusikalischen Dialog zwischen Solist und Orchester. Diese reduzierte Version passt unglaublich gut zu dieser Musik. Ich habe aber noch einen Kontrabass hinzugefügt, um dem Ensemble etwas mehr klangliche Substanz zu geben.
Marthan: Das stimmt. Ich finde, Musik hat vor allem mit Teilen zu tun. Und das mit außergewöhnlichen Musikerinnen und Musikern tun zu können, die auch noch Freunde sind, ist wunderbar. Deshalb mache ich sehr viel Kammermusik. Ich liebe den Dialog unter Menschen und noch mehr in der Musik. Das ist auch die Idee des Festivals, das ich in Guéthary gegründet habe.
Marthan: Ja, unbedingt. Das Album ist eine Art Traumreise. Auf dem Programm für Würzburg stehen vor allem große Werke des Repertoires. Ich spiele Rameau und Ravel, Mozart, Schubert, Beethoven und Liszt. Und es gibt – neben Ravel – weitere baskische Elemente, wenn man so will, um auch ein wenig in dieses aquatische Universum einzutauchen. Denn "Guéthary" ist teilweise auch ein Crossover-Album mit nichtklassischen Stücken wie etwa einer Bearbeitung des Pophits "Sur la planche" der Band La Femme, deren Gründer auch Basken sind.
Marthan: Das ist es. Ich habe aber immer gefunden, dass Deutschland viel weiter als Frankreich ist, was unkonventionelle, genreübergreifende Programme angeht. Ich glaube auch, dass dort die Liebe zur Musik viel tiefer ist als in Frankreich. Allerdings beobachten wir hier seit Corona ein neues und wachsendes Interesse junger Menschen an der Klassik - es gibt ein neues Publikum. Die Pandemie hat die Veranstalter animiert, ihre Angebote zu überarbeiten und attraktiver zu machen. Die Programme sind bunter, die Karten günstiger als vorher. Im Fernsehen laufen im Hauptprogramm immer mehr Sendungen zum Thema Musik – und dabei findet eine allgemeine Popularisierung der Klassik statt.
Meisterkonzerte Würzburg: Solorecital Aurèle Marthan, Werke u.a. von Rameau, Mozart, Beethoven, Liszt, Sain-Saëns und Ravel. Montag, 2. Mai, 19.30 Uhr, Großer Saal der Hochschule für Musik. Karten im Falkenhaus, Tel. (0931) 37-2398, den bekannten Vorverkaufsstellen und im Netz unter www.hfm-wuerzburg.de