Vom deutschen Publikum bekäme man als Musiker Stille geschenkt, während Italiener ihre Freude über den Genuss lautstark ausdrücken – auch während der Darbietungen. Dies erfuhr man vom amerikanischen Bariton und Gitarristen Bryan Benner, der gemeinsam mit dem tschechischen Gitarristen Václav Fuksa eine Hälfte des neapolitanischen Liederabends "Vedi Napoli e muori" (Neapel sehen und sterben) im Großen Saal der Musikhochschule bestritt.
Beim Meisterkonzert der Musikalischen Akademie sangen und musizierten sich die beiden direkt in die Herzen der Zuhörer. Dabei gelang es ihnen auch, unvermittelt den Wunsch nach dem Sehnsuchtsort Italien zu wecken, einmal durch ein weit gespanntes Repertoire aus neapolitanischem (Kunst-) Liedgut von Orlando di Lasso (1532-1594) bis heute, zum anderen durch sympathisches Auftreten und großes künstlerisches Können. Benner mit der sonor schmelzenden großen Stimme, auch als Gitarrist sehr souverän, und Fuksa als kongenialer Gitarrenpartner sind Erzmusikanten.
Vom pfiffigen Hallodri zum verzweifelten Liebhaber
Bella Italia grüßte aus allen Fasern, Temperament, Vitalität, Gefühle und Leidenschaft paarten sich mit ein bisschen Entertainment. Ob Tarantella, Volksmusik, Kunstlied oder Tanzmusik der Renaissance – alles kam authentisch und stilsicher, selbst der neapolitanische Dialekt, den Benner mit wahrer Sprachakrobatik auftischte.
Ganz anders hatten sich vor der Pause der lyrische Bariton Lorenzo de Cunzo und der Liedpianist Tarek El Barbari dem Land des "dolce vita" genähert: Die Illusion von plätschernden Wellen, Sonne, Rotwein und Liebe kleideten die beiden Künstler in ein musikalisches Gewand aus expressiv gestaltetem Kunstlied und neapolitanischer Lebensart. De Cunzo hatte den pfiffigen Hallodri mit Unschuldsmiene ebenso drauf wie den verzweifelten Liebhaber. El Barbari begleitet nicht nur, sondern bereitet den Boden für den Gesang, führt feinsinnig aus den Liedern zurück ins Hier und Jetzt. Immer wieder nahmen sich die beiden viel Zeit für geschmackvolle Ausklänge.
Zwei Duos auf sehr unterschiedlichen musikalischen Reisen in den Süden, ein kontrastreicher, außergewöhnlicher Konzertgenuss: Als die Vier bei ihrer gemeinsamen Zugabe auch noch herzhaft "Funiculi, Funicula" schmetterten, verwandelte sich das Würzburger Publikum tatsächlich in ein italienisches: Mitklatschen und Feiern war angesagt.