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Würzburg
Warum Ingolf Lück immer öfter Kuchen backen muss
Er macht Comedy und Kabarett, Theater und Musical und hatte viel Spaß bei der Fernsehshow "Let's Dance". Jetzt muss der glückliche Pessimist auch seine Backkünste beweisen.
'Ein herausragendes Ereignis in meiner Karriere': Ingolf Lück 2018 nach dem Sieg bei der RTL-Show 'Let's Dance' mit Profitänzerin Ekaterina Leonova.
Foto: Rolf Vennenbernd, dpa | "Ein herausragendes Ereignis in meiner Karriere": Ingolf Lück 2018 nach dem Sieg bei der RTL-Show "Let's Dance" mit Profitänzerin Ekaterina Leonova.
Ralph Heringlehner
Ralph Heringlehner
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:56 Uhr

Bekannt wurde Ingolf Lück, als er Mitte der 80er Jahre  die ARD-Musiksendung "Formel Eins" moderierte. Weitere TV-Engagements folgten. Zwischen 1996 und 2002 war der heute 60-Jährige das Gesicht der Sat.1-Comedyserie "Die Wochenshow". Im vorigen Jahr gewann er bei der RTL-Show "Let's Dance". Die Wurzeln des gebürtigen Bielefelders, der Germanistik, Philosophie und Pädagogik studierte, liegen aber im Theater. Er führt auch immer wieder Regie, tourt mit Kabarett- und Comedyprogrammen. Am 5. April gastiert er im Würzburger Bockshorn mit seinem taufrischen Programm "Sehr erfreut".

Frage: Auf Ihrer Homepage werden Sie so zitiert: „Ich bin immer weitergegangen, wenn´s hart wurde.” Ist Humor ein hartes Geschäft?

Ingolf Lück (lachend): Dieses Zitat stammt nicht von mir. Vielleicht hat das irgendjemand mal geschrieben . . .

Es ist ein Zitat aus einem Interview der Zeitschrift „Brigitte“ mit Ihnen.

Lück: Das ist bestimmt 25 Jahre her. Sicher ging es da in Deutschlands beliebtester Frauenzeitschrift um puren Sex.  Sie können mich natürlich gerne mit 25 Jahre alten Zitaten konfrontieren (lacht) . . .

. . . die Frage bleibt: Ist Humor ein hartes Geschäft?

Lück: Ganz und gar nicht! Sagen wir mal so: Als ich ein Kind war, dachte ich, ich könnte aus dem Stand ein Rudi Carrell werden. Meine liebe Mama wusste: „Junge, du bist in vielen Dingen viellecht nicht ganz so talentiert wie andere Kinder. Das heißt, du musst dich daran gewöhnen, in deinem Leben ein bisschen mehr arbeiten zu müssen als andere, um das Gleiche zu erreichen.“ Das ist bis heute meine Lebensmaxime geblieben.  Ich verlasse mich auf der Bühne nicht auf den vergänglichen Faktor Prominenz. Wenn's anstrengend wird, gehe ich vielmehr noch mal richtig an die Inhalte ran und versuche, sie so lange zu verbessern, bis an der Kamera das rote Licht angeht oder auf der Bühne der Vorhang aufgeht

Sind Sie eine Frohnatur?

Lück: Ich bin tätiger Pessimist. Das geht zum Beispiel so: Wenn wir in Urlaub fahren, erwarte ich, dass der Flug ausgebucht ist, dass er Verspätung hat, dass wir im Regen ankommen, dass das Hotelzimmer über einer Disco liegt und natürlich schmutzig ist. Wenn von zehn Dingen, die ich als tätiger Pessimist a priori befürchte, fünf nicht eintreffen, bin ich schon glücklich. Das heißt, der Pessimist in mir ist relativ schnell glücklich zu machen.

'Ich bin tätiger Pessimist': Ingolf Lück im Dezember 2018 bei einer Benefizveranstaltung in Köln
Foto: Christoph Hardt, Imago | "Ich bin tätiger Pessimist": Ingolf Lück im Dezember 2018 bei einer Benefizveranstaltung in Köln

Kann man mit Comedy Wahrheiten aussprechen, die man sonst nicht sagen könnte?

Lück: Selbstverständlich. Comedy ist eine Vereinbarung mit dem Publikum im Saal. Wobei: Mein Programm „Sehr erfreut“ verbindet Comedy und Kabarett zu einem sehr privaten Abend mit Ingolf Lück.  Ich freue mich, wieder im Würzburger Bockshorn zu sein. Ich war bisher mit allen Programmen im Bockshorn, einem der arriviertesten Kabarett-Theater Deutschlands. Und immer war ausverkauft. Auf der Bühne kann ich übrigens auch andere Dinge machen als im Fernsehen. Comedy und Kabarett leben von der Überzeichnung. Bei einem kabarettgewohnten Theaterpublikum kann man ganz anders ausholen als in einer Fernsehsendung, die die Leute abends zur Entspannung schauen.

Comedy und Kabarett überlappen sich also?

Lück: Es gibt einen immensen Unterschied zwischen Comedy und Kabarett: Der Comedian macht es wegen dem Geld, der Kabarettist macht es wegen des Geldes. (lacht)

Ich dachte immer, Comedy sei vor allem auf Lacher aus, während Kabarett versucht, auch was auszusagen.

Lück: Wir haben ja in Deutschland beides, und die Schnittmengen sind groß. Ich selbst bin als Zuschauer immer dann am zufriedensten, wenn ich beides erleben kann. Ich liebe Kabarettisten wie Hagen Rether, mag aber auch Witze-Erzähler: Bei Markus Krebs liege ich auf dem Boden. Wenn ich auf der Bühne beides verbinden kann – was ich in „Sehr erfreut“ versuche – und das Publikum das so toll annimmt, wie ich das gerade erlebe, bin ich froh und glücklich.

Sie sind also auch politisch in Ihrem Programm?

Lück: Ich würde mich nicht auf die Kabarettbühne stellen, ohne politisch zu werden.

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Sie haben gesagt, auf der Bühne sei's anders als im Fernsehen, weil Sie da auf das Publikum reagieren können. Heißt das, dass sie auf der Bühne auch improvisieren und Tagesaktuelles einfließen lassen?

Lück: Selbstverständlich. Jeder Abend mit dem Publikum wird immer ein spezieller Abend sein, kann immer anders ein. Das ist es auch, was mich antreibt, auf die Bühne zu gehen. Bühne ist einfach unvergleichbar.

Und was hat Sie gereizt, bei der RTL-Tanzshow „Let´s Dance“ mitzumachen?

Lück: Die Möglichkeit, meine Kompetenzen zu erweitern. Ich habe einige Musicals gespielt, war aber als Tänzer nie so gut wie als Sänger. „Let's Dance“ bot die unglaubliche Möglichkeit, sich drei Monate lang auf etwas zu konzentrieren, jeden Tag acht Stunden zu trainieren, etwas ganz Neues zu lernen. Es war ein herausragendes Ereignis in meiner Karriere. Und es hat mir Riesenspaß gemacht.

'Die Schnittmengen zwischen Comedy und Kabarett sind groß': Lück 2014 mit dem Ehrenpreis des  Deutschen Comedypreises 2014.
Foto: Henning Kaiser, dpa | "Die Schnittmengen zwischen Comedy und Kabarett sind groß": Lück 2014 mit dem Ehrenpreis des  Deutschen Comedypreises 2014.

Ging´s Ihnen bei der Teilnahme an „Let's Dance“ nicht auch darum, die eigene Popularität zu steigern?

Lück:  Den Popularitätsgewinn habe ich erst nach dem Finale erkannt. Erst einmal kann ich mir erlauben, vieles aus Spaß an der Freude zu machen und um mich weiterzuentwickeln. Popularität ist nicht mein Antrieb

Ist aber schon wichtig in Ihrem Beruf.

Lück: Klar. Sie hilft immens, um Menschen ins Theater zu locken.

Eben. Die Leute kommen, weil Ingolf Lück bekannt ist. Vor allem durch's Fernsehen.

Lück: Ins Bockshorn kommen sie weil sie meine anderen Programme toll fanden denke ich. Es ist schön, wenn sich die Menschen für mich interessieren und einen Abend mit mir verbringen. Das ehrt mich..

Wie sieht's derzeit fernsehmäßig aus?

Lück: Ich war ja – was mich auch sehr gefreut hat – beim „Großen Promi-Backen“ auf Sat.1 dabei und hab's bis ins Finale geschafft. Ansonsten mache ich derzeit vieles für den WDR. Es lohnt sich den also mal einzuschalten. Ich lasse die Dinge in Ruhe auf mich zukommen. Ich bin nun auch altersmäßig in einem Bereich, wo man's ein kleines bisschen ruhiger angehen lassen kann. Leider klappt das nie (lacht). Ich habe mich auch gefragt: „Jetzt gehst Du noch mal mit einem neuen Programm auf Tour? Hast du genug Neues zu erzählen?“ Dann habe ich festgestellt: Ich hab noch Stoff für mindestens drei neue Programme

Auch beim „Promibacken“ ging's Ihnen nicht um Publicity, sondern um den Spaß?

Lück: Das ist so. Ich konnte vorher zwar ein bischen kochen, aber nicht backen. Es ist doch toll, wenn man seinen Beruf dazu nutzen kann, Dinge zu neu lernen, die eigentlich fachfremd sind. Wer hat schon die Möglichkeit, von einem prämierten Patissier in die Geheimnisse der Backkunst eingewiesen zu werden? Jetzt muss ich zwar auf allen Familienfeiern die Kuchen backen. Aber das kriegen wir auch noch in den Griff.

 
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