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WÜRZBURG
Ingolf Lück und der fastende Horst Seehofer
Reinhard Glaab
 |  aktualisiert: 29.02.2016 03:35 Uhr

Nur zwei Tage nach dem „Welt-Katertag, dem schwarzen Mittwoch der deutschen Brauereien“ wagt Ingolf Lück einen Auftritt vor dem „härtesten Publikum Deutschlands“, das sich bekanntermaßen im Bockshorn zusammenrotte. Die gut gelaunten Zuhörer im voll besetzten Würzburger Kabarettkeller lassen sich derartige Schmeicheleien gern gefallen. Sie spenden reichlich den erbetenen „wohlwollenden Applaus“ und haben ihren hellen Spaß an 100 Minuten hochtouriger Co-medy.

„Ach, Lück mich doch!“ lautet das Programm des 57-jährigen Unterhalters. Wenn man einen Buchstaben im Tourneetitel verändert, trifft man punktgenau die Intention der Sprüche, mit denen Lück seine TV-Karriere und andere Reinfälle des Lebens kommentiert. Was bleibt einem Schauspieler ohne Ausbildung und Engagement? Er geht zum Fernsehen! Lück schildert mit heiterem Gemüt und selbstironisch abgepolstert seinen Ein- und Aufstieg in der schillernden Musikwelt der Achtziger.

Als „Formel-Eins“-Moderator prallt er auf das Anders-Bohlen-Duo alias „Modern Talking“, quält sich durch ein Interview mit Stevie Wonder und schwimmt genüsslich auf der Champagnerwelle mit. Seine sechs Jahre als „Wochenshow“-Chef inszeniert er mit einem süffisanten Video-Sketch und als glamouröser Szenenkenner, wobei einige Sequenzen etwas gedehnt wirken.

Wieder ganz der Alte ist Lück nach der Pause: Spritzig, witzig und voller Elan versucht er sich als Analyst der „Menschen mit Menstruationshintergrund“, nachdem der Begriff „Frau“ zu despektierlich sei. Diese Spezies wolle, dass man sie versteht, aber nicht durchschaut. Im Haus praktiziere sie ein Regime des immerwährenden latenten Tadels. Dagegen sei das Humorzentrum des Mannes machtlos.

Lück hat zwei Kisten aus seiner Jugendzeit in Bielefeld mitgebracht und kramt im Fundus der Erinnerungen.

Er wirft sich das Schlabber-T-Shirt mit den Stones-Zungen über, schlüpft in nagelneue Allround-Basketballstiefel und schwärmt von den Liebesbriefen an Bärbel, die auch in ihn verliebt war, „nur wusste sie das nicht!“ Als Trost bleibt da nur das versonnene Blättern in der „Praline“, dem Erotik-Leitfaden durch die Pubertät.

Lediglich zwei Politiker erregen die Aufmerksamkeit des forschen Beobachters. In Merkel sieht Lück die perfekte Vorbereitung auf die erste weibliche Kanzlerin der Republik und in Horst Seehofer die Leitfigur des geistigen Fastens: „Denken erst nach Sonnenuntergang!“

Abschied vom Publikum mit kräftigem Beifall und superlautem 84er Ohrwurm: „You?re My Heart, You?re My Soul“.

 
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