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WÜRZBURG
Von Göttern und Gartenfanatikern
Ausgelassen in der Natur: Das Bild „Göttermahl” hat Johann Rudolf Bys 1734 gemalt. Es stammt aus der Residenz Würzburg und ist eine  Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München.
Foto: Museum für Franken, Katja Krause | Ausgelassen in der Natur: Das Bild „Göttermahl” hat Johann Rudolf Bys 1734 gemalt. Es stammt aus der Residenz Würzburg und ist eine Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:47 Uhr

Es ist ein Rundgang der besonderen Art. Denjenigen, die sich im Museum für Franken, dem staatlichen Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Würzburg, auf den Weg machen, begegnen antike Götter, Liebespaare, ein streng blickender Gartenfanatiker oder ein Tänzer auf einem Bein.

Die Spaziergänger können in weite Landschaften blicken, in ländliche Idyllen, exotische Ambiente, auf eine Tapete mit Schafen und Kühen – oder ins Paradies. Sie sehen wunderschöne bunte Blumen, aber auch Pflanzen, aus denen jedes Leben herausgepresst wurde und deren Schönheit nur noch erahnt werden kann. Sie tauchen ein in eine kleine Welt voller Muscheln oder können sich in gemalten Hecken verstecken.

Kleine Inseln in der ständigen Ausstellung

Die aktuelle Ausstellung „GartenKunst“ mit dem Untertitel „Die Kunst im Garten. Der Garten in der Kunst“ präsentiert in kleinen Inseln, wie sich der Mensch im Lauf der Jahrhunderte die Natur gestaltet hat. Sie sind – bis auf eine Präsentation – keine isolierten Orte, sondern in die bestehenden Sammlungspräsentation integriert. Erkennungszeichen sind Rosenbögen mit Informationstafeln sowie Bilder, Figuren und Objekte mit grün unterlegten Beschriftungen.

Sieben Stationen liegen auf dem Weg durch die Gartenkunstgeschichte, zum Beispiel „Götter im Garten“ und „Entdeckung der Landschaft“ in der Gemälde-Galerie sowie „Romantische Orte“ im Roten Salon, erläutert Museumsleiterin Claudia Lichte. Im Barock-Saal gibt beim Thema „Kunst und Natur“ ein als Pokal gefassten Magenstein (Bezoar) eines Pferdes zu sehen.

Blick hinter die Kulissen

Der Rundgang erlaubt zudem „Blicke hinter die Kulissen“, so Lichte. Dort, im Sonderausstellungsraum, steht die Natur im Mittelpunkt, die „ins Heim geholt“ wurde. Die einzelnen Objekte herausgesucht hat Museumsmitarbeiterin Frauke van der Wall: Fayencen mit Blütenmotiven, Chinavasen, seltene Wandplatten und eine „Tassenwand“. „Die wollte ich schon immer einmal machen“, freut sich die Kunsthistorikerin.

Claudia Lichte ist beispielsweise angetan von der leuchtenden Malerei der beiden Bilder von Johann Rudolf Bys aus dem Jahr 1734: „Die Hochzeit zu Kanaa“ und „Göttermahl“. Seit der Wiederentdeckung der Antike, der Renaissance, tauchen in den Gärten Götterfiguren auf – und in den Gemälden. In der „Hochzeit“ zeigt Bys Gegenwelten: Im Saal wird „anständig“ und sittsam gefeiert. Säulen geben den Blick in den Garten frei, wo sich die Götter tummeln, wie es ihnen passt. Denn, so Lichte. „In der Natur scheint das Leben von Anstandsregeln befreit, hier ist die Heimat der antiken Götter.“

Vier Putten für den Gartenfanatiker

Im Gartensaal macht die Museumsleiterin und stellvertretende Direktorin auf andere Bezüge aufmerksam. Dort stehen unter anderen Figuren des Bildhauers Ferdinand Tietz aus dem Rokokogarten Veitshöchheim. Vier Putten symbolisieren Morgen, Mittag, Abend und Nacht. Erkennbar wird dies durch ihre Blickrichtung, die auf den jeweiligen Sonnenstand ausgerichtet ist. Geschaffen wurden die Figuren für den Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim, ein „Gartenfanatiker“, so Lichte, der auch die Anlagen an der Würzburger Residenz oder im Innenhof der Bamberger Residenz umgestalten oder vollenden ließ.

„Jede Insel soll Anreiz sein, sich mit dem Thema Kunst und Natur zu beschäftigen“, wünscht sich Claudia Lichte. Museumsdirektor Erich Schneider erlebt durch die integrierte Präsentation die Bestände „völlig neu“. Die einzelnen Stücke „erscheinen jetzt ganz anders“. Möglich gemacht habe dies die Inventarisierung des Bestandes. So sind nicht nur für die Museumsmitarbeiter, sondern auch für Besucher neue Entdeckungen möglich.

Gartenkunst und Gartenzauber

Die Sonderausstellung „GartenKunst“ im Museum für Franken in Würzburg ist bis 4. November zu sehen: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. Besucher mit einer Eintrittskarte der Landesgartenschau erhalten ermäßigten Eintritt.

Das Museumsfest wird am Sonntag, 2. September, passend zum Thema ausgerichtet sein (von 10 bis 18 Uhr). Das Motto lautet „GartenZauber".

Eine weitere Ausstellung ist in der Festung Marienberg von 22. Juli bis 21. Oktober zu sehen: „Gärten in Unterfranken – Mensch & Natur im Porträt“. Präsentiert wird die Wanderschau vom Bezirk Unterfranken.

Gartenkunst auf Papier: Auf dem Faltfächer aus der Zeit um 1770 sind zwei Paare vor einer Landschafts- und Architekturkulisse abgebildet.
Foto: Museum für Franken, Katja Krause, Würzburg | Gartenkunst auf Papier: Auf dem Faltfächer aus der Zeit um 1770 sind zwei Paare vor einer Landschafts- und Architekturkulisse abgebildet.
 
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