Der Betrieb auf der Festung läuft weiter: In den Werkstätten arbeiten Restauratorinnen, Kuratoren konzipieren Wechselausstellungen, und dann ist da schließlich noch die ständige Ausstellung mit Riemenschneider und unzähligen weiteren Exponaten aus Archäologie, Kunst und Kunsthandwerk. Und doch könnte der Eindruck entstehen, das Museum für Franken sei in einer Art Wartestellung: Das altehrwürdige Mainfränkische Museum gibt es so nicht mehr, das Museum für Franken nur dem Namen nach – die Eröffnung des Neubaus wird wohl kaum vor 2032 stattfinden.
1. Möglichst viel Kommunikation
Damit also die Frage "Habt ihr überhaupt noch auf?" gar nicht erst auftaucht, will sich das Museum während der Bauphase im Bewusstsein der Menschen halten. Unten in der Stadt soll mit Containern oder in Schaufenstern über den Fortgang der Arbeiten, aber eben auch die Aktivitäten des Museums informiert werden. So viel Kommunikation an so vielen Stellen wie möglich: "Es werden immer wieder ganze Teile der Festung fürs Publikum nicht zugänglich sein", sagt Jörg Meißner, seit März Leiter des Museums. "Deshalb sollen auch die Bauzäune informativ gestaltet werden."
2. Möglichst viel ausprobieren
Im Haus selbst gilt für die Zwischenzeit die Devise möglichst viel ausprobieren und Erfahrungen sammeln, die dann im neuen Museum von Nutzen sein können. So soll die Dauerausstellung im Rahmen der eingeschränkten räumlichen Möglichkeiten teilweise neu präsentiert werden, etwa mit Themeninseln zu bestimmten Exponaten oder Epochen. Diese mobilen Versuchs- und Präsentationsstationen werden, ähnlich wie Überseekoffer, Material bereithalten, mit dem die Stücke spielerisch erkundet werden können.
3. Geschichtliche und soziale Zusammenhänge zeigen
Es geht darum, möglichst viele Sinne anzusprechen, aber auch, die Ausstellungsstücke neu zu kontextualisieren, also in die geschichtlichen und sozialen Zusammenhänge ihrer Entstehungszeit einzuordnen. "Das ist bisher noch relativ wenig geschehen", sagt Meißner. So sei es wichtig, die Machtverhältnisse zu erklären, unter denen Kunstwerke in Auftrag gegeben wurden. Derzeit entsteht außerdem ein neues Stadtmodell. Ergänzend zu den bereits existierenden Modellen, die Würzburg in den Jahren 1525 beziehungsweise 1945 zeigen, wird es die Stadt zur Barockzeit darstellen, jener Blütezeit also, die bis heute das Stadtbild prägt. "An diesen Auftrag, den die Stadt Würzburg bereits 2019 erteilt hat, wird sich ein innovatives Gestaltungsprojekt zusammen mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) anschließen", so Meißner. Dieses Projekt werde das analoge Modell im virtuellen Raum aktiv erfahr- und erlebbar machen.
4. Mit externen Partnern kooperieren
Kooperationen sollen helfen, den Fokus des Hauses zu weiten. Der lag bislang vorrangig auf Würzburg, nun ist ganz Franken Einzugsgebiet des Museums. Partner sind dabei künftig etwa die Kunstakademie Nürnberg, die Alte-Musik-Experten der Capella Antiqua Bambergensis, das Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen, die Universitäten in Würzburg und Erlangen-Nürnberg oder die FHWS. "Es gibt ein großes Bedürfnis in der Region, sich einzubringen", sagt Jörg Meißner.
5. Per App mehr über Ausstellungsstücke erfahren
Ein erstes Kooperationsergebnis ist eine App, die Jonas Roth, Absolvent des Studiengangs Geovisualisierung an der FHWS, als Bachelorarbeit entwickelt hat. Roth hat sieben Exponate des Museums ausgewählt, Informationen über sie zusammengetragen und dann in die Augmented-Reality-Anwendung (etwa: ergänzte Wirklichkeit) in Form von Audios, Videos, Texten und 3D-Modellen eingebunden.
Die Infos können per Smartphone oder Tablet abgerufen werden. Für das Gemälde "Maintal bei Miltenberg" etwa hat Roth den Standort des Malers ausfindig gemacht und zum Vergleich eine aktuelle Landschaftsaufnahme gemacht. Auch spielerische Elemente gibt es. Bei der Figur "Christus auf dem Palmesel" zum Beispiel fehlt die Kopfbedeckung. Nutzerinnen und Nutzer können ihr eine zuweisen, zur Auswahl stehen Krone, Cowboyhut, Heiligenschein oder Dornenkranz.
Laut Mitteilung der FHWS ist die Arbeit mit der Note 1,0 beurteilt worden. Ab Dezember soll die App für iOS und Android erhältlich sein. Ob sie dann erweitert wird, hängt von der Resonanz ab.
6. Per Computer-Scan mittelalterliche Klänge hörbar machen
Eine weitere Kooperation soll 700 Jahre alte Klänge wieder hörbar machen: 1950 wurde in einer Latrine aus dem Mittelalter in Würzburg das Fragment eines Musikinstruments gefunden. Am Entwicklungszentrum für Röntgentechnik des Fraunhofer-Instituts wurde das Bruchstück einer Spielpfeife im Computertomografen gescannt und digitalisiert und soll nun anhand der Messdaten rekonstruiert werden. Das Resultat soll eines der wichtigsten Ausstellungsstücke der neuen Sonderausstellung "Zeitreise Mittelalter" werden, die ab 17. Dezember zu sehen sein wird.