„Plan B? Haben wir nicht“, sagt Brigitte Obermeier. Und Robert Stawski wirft ein: „Plan B? Brauchen wir nicht.“ Die Aussagen von Theaterleiterin und Bauleiter klingen zwar unterschiedlich optimistisch, bedeuten aber im Grunde dasselbe: Am 1. Dezember wird im neuen Theater Sommerhaus in Winterhausen (Lkr. Würzburg) die erste Premiere über die Bühne gehen. Wie geplant – mag das Ganze jetzt auch noch Baustelle sein.
Brigitte Obermeier hat schon einigermaßen konkrete Vorstellungen vom Eröffnungstag. Um 14 Uhr wird das Kinderstück „Pippi plündert den Weihnachtsbaum“ gespielt. Und abends? „Vielleicht eine Feier.“
Weil der Mietvertrag im benachbarten Sommerhausen nicht verlängert worden war, mussten die Theatermacher Hannes Hirth und Brigitte Obermeier für ihr Theater Sommerhaus nach einer neuen Spielstätte suchen (wir berichteten). Schon zuvor hatten sie ein leer stehendes historisches Haus neben dem eigenen Wohnhaus am Ende der Kirchgasse in Winterhausen gekauft und dabei ursprünglich gar nicht an ein Theater gedacht. Nun sind seit Monaten die Handwerker zugange, um die einstige Beinahe-Ruine in eine moderne Spielstätte umzuformen – und die Atmosphäre des im Kern mittelalterlichen Hauses zu bewahren.
Maßgeschneidert
So weit wie möglich werden die Räume fürs Theatermachen maßgeschneidert. In der – neu eingezogenen – Betondecke neben der Bühne führt eine quadratische Öffnung nach oben. Hier soll ein Aufzug die benötigten Teile zwischen Fundus (unter dem Dach) und Bühne transportieren. Die Künstlergarderobe wird im Keller des unmittelbar anschließenden Wohnhauses eingerichtet. Hier wäre sogar noch Platz für eine kleine Probebühne.
Dort, wo einmal die Bühne stehen wird klafft ein rechteckiges, verputztes Loch. Im früheren Leben des Hauses war hier die Mistgrube. Hannes Hirth hat ganz anderes vor seinem inneren Auge: „Wir könnten hier eine Drehbühne einbauen.“ Eine Drehbühne wäre die Krönung – und eine Premiere für ein Privattheater in der Region.
Sechs Wochen vor der Eröffnung sieht es in dem künftigen Theater noch immer nach viel Arbeit aus. Überall Werkzeuge, Baumaterialien, und auch der obligatorische Zementmischer fehlt nicht. Aber seit dem Frühjahr, als die Bühne noch nicht einmal überdacht war, hat sich viel getan. Schon ein bisschen Fantasie macht aus der Baustelle ein Theater.
Aufwendige Belüftung
Der Zuschauerraum ist im hinteren Bereich um zwei Stufen erhöht, das verbessert die Sicht. Die 99 Sitzplätze sollen über Stuhlpatenschaften finanziert werden („Obermeier: „Ein Viertel haben wir schon!“). Die Stühle werden um Tische herum angeordnet. Das Theatermacherpaar hält das für gemütlicher als eine klassische Theaterbestuhlung.
Auf einer Nebenbühne links wird ein Klavier postiert, über dem barrierefreien Eingang ragt der Technikraum hervor, von dem aus etwa die Bühnenbeleuchtung gesteuert wird.
Der Haupteingang liegt auf der anderen Seite, zum Main hin. Der nahe Fluss macht auch Probleme. Nicht nur, dass er manchmal die Keller überflutet. Er sorgt auch für generell feuchtes Raumklima. Dem sollen Fußbodenheizung, ein spezielles Drainagematerial und eine aufwendige Lüftungsanlage abhelfen. Deren mannsdicke Rohre aus verzinktem Stahl winden sich unter der Decke des fensterlosen Zuschauerraums. „Allein die Lüftungsanlage hat 100 000 Euro gekostet“, sagt Hirth, der für den Umbau insgesamt mit 450 000 Euro rechnet. Den Löwenanteil müssen die Theaterleute selbst beisteuern.
Vor ein paar Wochen hat es schon eine Veranstaltung mit musikalischen Szenen im Theater gegeben. „Es war gestopft voll und die Stimmung war großartig“, freut sich Brigitte Obermeier. Wenn's sogar mitten in der Baustelle funktioniert, braucht's vielleicht wirklich keinen Plan B . . .