Das Theater Schloss Maßbach hat sein Publikum befragt: Sollen die Vorstellungen der kommenden Spielzeit in der Lauertalhalle stattfinden oder im Intimen Theater im Schloss? In der Lauertalhalle sitzen Zuschauende mit Abstand und dürfen am Platz die Maske abnehmen. Im Schloss sitzen sie so eng wie früher und müssen die Maske aufbehalten. Das Votum fiel – vorerst noch – für die Lauertalhalle aus, wo denn auch am 8. Oktober der Saisonauftakt mit Samuel Becketts "Endspiel" stattfinden wird.
Theaterleiterin Anne Maar wünscht sich aber, dass der Spielbetrieb mit Zustimmung des Publikums eines Tages wieder ins Intime Theater zurückkehren kann – das Schloss sei schließlich Sitz und Markenzeichen der Bühne. Außerdem kostet die aufwendig als Theater ertüchtigte Lauertalhalle Miete. Und wird sie anderweitig genutzt - etwa für Feste oder Fasching - muss das Theater vorübergehend ausziehen.
Ein Blick auf die Zahlen der vergangenen drei Spielzeiten für das Intime Theater beziehungsweise die Lauertalhalle zeigt das Loch, das die Pandemie gerissen hat:
- 2018/19: Fünf Stücke, 79 Vorstellungen, 6053 Gäste
- 2019/20: Vier Stücke (eines davon konnte nur zwei Wochen gespielt werden), 59 Vorstellungen, 4379 Gäste
- 2020/21: Drei Stücke, 33 Vorstellungen, 1903 Gäste
Für die Freilichtbühne im Sommer sieht es kaum besser aus:
- 2019: 50 Vorstellungen für Erwachsene, 12 686 Gäste; 43 Kindervorstellungen, 11 842 Gäste
- 2020: 57 Vorstellungen , 4866 Gäste, kein Kinderstück
- 2021: 48 Vorstellungen für Erwachsene, 4409 Gäste; 33 Kindervorstellungen, 5264 Gäste
Anne Maar hofft, dass 2021/22 eine einigermaßen normale Spielzeit stattfinden kann, geplant haben sie und Dramaturg Sebastian Worch jedenfalls ein volles Programm mit vier Stücken für Erwachsene drinnen, einem Stück für drinnen und draußen und weiteren zwei auf der Freilichtbühne.
Dazu kommen zwei Kinderstücke - eines wird drinnen gespielt und eines draußen - sowie ein Stück für "junges Publikum ab zehn Jahren". Letzteres ist deshalb eine Besonderheit, weil es Theater für Kinder dieses Alters – "Lückenkinder" genannt – kaum gibt: "Die sind zu groß für Kinderstücke und noch zu jung für Jugendstücke", sagt Anne Maar.
Folglich ist das "Lückenkinder"-Stück eine Auftragsarbeit: "Wolkenkinder" von Julia Kandzora (Uraufführung am 18. März 2022) handelt von den besten Freundinnen Marie und Sina, deren Beziehung sich verändert, als mit Alia, Kind einer Familie Geflüchteter, eine neue Variable hinzukommt.
Noch beschäftigen sich die Theater kaum mit den gesellschaftlichen Folgen der Pandemie
Die Spielzeit steht unter dem Motto "Zukunft?" – was angesichts vieler Unsicherheiten kaum überrascht. "Wir als Theater müssen uns fragen, wie wir in Zukunft unsere Zuschauenden erreichen", sagt Anne Maar. "Viele haben sich während der Pandemie daran gewöhnt, dass es kein Theater gibt." Erschwerend komme hinzu, dass Schweinfurt wegen der Theatersanierung als Gastspielort komplett wegfalle. "Das ist ein großer Verlust für uns."
Dass die Theater im Lande die Pandemie und ihre möglicherweise bleibenden Folgen für das Miteinander kaum zu thematisieren scheinen, haben auch Anne Maar und Sebastian Worch festgestellt. "Vielleicht, weil man Corona nicht auch noch auf der Bühne sehen will", sagt die Theaterleiterin. "Aber ich glaube schon, dass sich die Theater nach einer gewissen Reaktionszeit damit auseinandersetzen werden. Das kommt noch."
Zwei pessimistische Zukunftsszenarien und vier Komödien
Zwei Blicke in die Zukunft im Programm wirken eher pessimistisch: "Endspiel", das erste absurde Stück überhaupt in Maßbach, ist eine schwarzhumorige Endzeit-Farce (ab 8. Oktober). Und "1984", das Christian Schidlowsky nach dem Orwell-Roman bearbeitet, ist die Blaupause aller Dystopien überhaupt – von den sich aufdrängenden Parallelen zum realen Zeitalter des lückenlos digital überwachten Individuums gar nicht zu reden (ab 11. März 2022).
Das Gegengewicht bilden vier Komödien: Das romantisch-poetische Stück "Nach Paris!" (ab 3. Dezember), die Dramatisierung des erfolgreichen Films "Die fetten Jahre sind vorbei" (ab 21. Januar). "Schmetterlinge sind frei" (ab 29. April) wiederum ist eine "bewegende Geschichte über Liebe, Verbindlichkeit und Selbständigkeit", so Regisseur Ingo Pfeiffer im Programmheft. Und "Cyrano in Chicago" verlegt die berühmte, über Bande ausgelebte Liebesgeschichte ins Gangstermilieu Chicagos im Jahr 1938.
Karten zur Zeit nur im telefonischen Vorverkauf mit Zusendung per Post oder E-Mail: (09735) 235.
Mo., Di. , Do., Fr. 9-16 Uhr, Mi. 9-13 Uhr