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Würzburg
Seilbahn als Erfolgsrezept fürs Museum?
Bei einer Tagung auf der Festung Marienberg stellten Experten Konzepte vor und diskutierten bestehende Lösungen. Wie lassen sich die Erkenntnisse auf Würzburg anwenden?
Die Würzburger Festung Marienberg: Wie macht man das Areal (nicht nur) für Museumsbesucher attraktiv?
Foto: Daniel Peter | Die Würzburger Festung Marienberg: Wie macht man das Areal (nicht nur) für Museumsbesucher attraktiv?
Ralph Heringlehner
Ralph Heringlehner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:40 Uhr

Würzburg braucht eineSeilbahn zur Festung, und das ganze Areal muss bespielt werden, dann wird das Museum für Franken, das derzeit im Entstehen ist, ein Erfolg und die Festungsanlage ein lebenswerter Bereich für Einheimische und Touristen. Ist das ein Fazit, das sich aus der Frühjahrsakademie in der Festung Marienberg ziehen lässt? Zwei Tage lang hatten sich Fachleute mit Konzepten beschäftigt und bestehende Erfolgsmodelle diskutiert.

Erich Schneider würde das Fazit  nicht so plakativ formulieren. Es müsse auch nicht unbedingt eine Seilbahn sein. Als Gründungsdirektor des Museums für Franken ist er der Mann, der Umbau, Erweiterung und Umzug des ehemaligen Mainfränkischen Museums auf den Weg bringen muss. Klar sei aber, so Schneider im Gespräch mit dieser Redaktion, „wir brauchen einen zweiten Zugang.“ Besucher müssen möglichst unkompliziert und möglichst schnell zum Museum in der Festung kommen können.

Koblenz: Mehr Besucher durch eine Seilbahn

Koblenz (113 000 Einwohner) erschließt die Festung Ehrenbreitstein mit einer Seilbahn, die von der Stadt über den Rhein läuft. Sie sei Teil der Erfolgsgeschichte der Festung, so Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz in seinem Vortrag vor den rund 90 Teilnehmern der Akademie: Vor der Inbetriebnahme im Juni 2010 hätten 250 000 bis 300 000 Besucher pro Jahr den Weg auf die Festung gefunden, jetzt seien es 670 000 – gezählt in der Zone, für die Eintritt verlangt wird. Das gesamte Festungsplateau besuchen jährlich eine Million – nicht nur Touristen. Auch Koblenzer halten sich hier gerne auf, sagte Metz. Das sei wichtig. „Eine Kultureinrichtung muss sich an die Menschen in der Region richten.“

Die Erfolgsgeschichte von Ehrenbreitstein habe nicht nur mit der Seilbahn zu tun. Das Gesamtkonzept macht's. Für die Bundesgartenschau 2011 war das Gelände mit hohem finanziellen Aufwand umgestaltet und barrierefrei erschlossen worden. Auf der Koblenzer Festung findet sich heute ein Kulturzentrum mit Museen und Raum für Open-air-Bühnen ebenso wie Gastronomie.

Im Umfeld muss was los sein

Das Umfeld eines Museums ist wichtig, nicht nur wenn es weit vom Stadtzentrum entfernt ist. Seine  „Bespielung“ nützt auch Museen im Kernbereich einer Stadt. „Bespielung“ heißt nichts anderes, als dass rund um das Museum was los sein muss. Auch dafür gab's – von der Wienerin Claudia Haas – bei der Frühjahrsakademie ein Beispiel: das Wiener Museumsquartier.

Das liegt nahe dem Zentrum der österreichischen Hauptstadt (1,9 Millionen Einwohner) und ist ein Komplex aus Museen mit einem breiten Spektrum, vom Kindermuseum bis zur zeitgenössischen Kunst. Auch Theater, Tanz, Shopping und Gastronomie werden auf dem Areal geboten.

Dieser Mix locke jährlich 4,5 Millionen Besucher an (einschließlich Anwohner, auf deren Weg das Museumsquartier liegt), so Claudia Haas. Flaneure, Touristen, Kulturbürger, Junge, Alte: das Publikum sei gemischt. Für die Wiener sei das Areal „identitätsstiftend“. Wobei sich in den Museen eher die Touristen, in den Höfen rundum eher die Wiener fänden.

Die Kultureinrichtungen des Museumsquartiers zählten laut Haas 1,3 Millionen Besucher im Jahr 2017. Das lebendige Umfeld kann die verbreitete Schwellenangst vor Museen wohl mildern, aber nicht ganz beseitigen.

Eine Mitmach-Station bei der Ausstellung 'Detektive, Agenten und Spione' im Historischen Museum Speyer im Januar 2016.
Foto: Klaus Venus | Eine Mitmach-Station bei der Ausstellung "Detektive, Agenten und Spione" im Historischen Museum Speyer im Januar 2016.

Dieser Schwellenangst können Museumsmacher mit Wechselausstellungen entgegenarbeiten, berichtete Alexander Schubert, Direktor des Historischen Museums der Pfalz in Speyer. „Besucher ziehen große Sonderausstellungen mit hochrangigen Leihgaben den nicht minder bedeutenden ständigen Sammlungen vor.“ Das Museum in der 50 000-Einwohner-Stadt am Rhein zieht jährlich an die 200 000 Besucher an – dank populärer Themen wie „Titanic“, „Robin Hood“ oder aktuell „Marilyn Monroe“. In Unterfranken erreicht kein Museum eine derartig hohe Besucherzahl.

Die Rolle des Weltkulturerbes

Den Speyrer Dom – Weltkulturerbe – besuchen jährlich eine Million Menschen (Gottesdienste mitgerechnet). Trotz thematischer Überschneidungen in der Dauerausstellung (Domschatz) besucht nur ein Teil davon das benachbarte Historische Museum. „Es ist schwer, aus einem Dombesucher einen Museumsbesucher zu machen“, kommentiert Schubert. Ein Weltkulturerbe – in Würzburg die Residenz – zieht zwar Touristen an. Die auch noch in Museen zu holen, erfordert offenbar zusätzliche Anstrengungen.

Eins zu eins lassen sich die Erkenntnisse aus den anderen Städten aber nicht auf Würzburg umsetzen, so Erich Schneider vom Museum für Franken. Bei der Tagung sei es darum gegangen zu sehen: „Wie lösen andere die Probleme?“ Wechselausstellungen sollen jedenfalls auch im Museum für Franken eine wichtige Rolle spielen, dafür seien 800 bis 1000 Quadratmeter vorgesehen. Aber das allein wird das Haus, das in zehn Jahren komplett fertiggestellt sein soll, nicht zum Erfolg führen. Bespielung des Umfelds, leichterer Zugang . . . es gehe um ein Bündel von Maßnahmen. Schneider mahnt: „Wir müssen das jetzt angehen.“

 
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