"Ziemlich beste Freunde" war der Kinohit des Jahres 2011/12. Allein In Frankreich sahen über 19 Millionen Zuschauer den Film, hierzulande waren es mehr als neun Millionen Besucher, die sich von der berührenden Komödie begeistern ließen. Mit ihrer Inszenierung der Bühnenfassung von René Heinersdorff schreiben die Frankenfestspiele auf Burg Brattenstein in Röttingen diese Erfolgsgeschichte fort.
Film und Stück basieren auf der überaus tragischen Lebensgeschichte von Philippe Pozzo di Borgo. Der ehemalige Geschäftsführer der Champagner-Firma Pommery ist seit dem Absturz bei einem Gleitschirmflug querschnittgelähmt, an den Rollstuhl gefesselt und auf fremde Hilfe angewiesen.
Impulsiver junger Mann
Geld spielt in Philippes perfekt organisiertem Anwesen keine Rolle, für die persönliche Betreuung fehlt nur noch ein Pfleger. Da platzt der dunkelhäutige Driss ins Bewerbungsgespräch; er will die Stelle gar nicht, braucht für das Arbeitsamt als Nachweis seines Jobinteresses lediglich eine Unterschrift. Doch dann geschieht das völlig Unerwartete: Philippe findet Gefallen an dem impulsiven jungen Mann und stellt ihn kurzentschlossen ein.
Klar, dass aus dem Zusammentreffen zweier so gänzlich verschiedener Männer jede Menge Reibereien und Konflikte entstehen. Schlagfertig, mit viel Wortwitz und noch mehr Humor nähern sich der elegante und gebildete, aber körperlich beeinträchtigte Unternehmer und der proletarische, vor Kraft und Selbstbewusstsein strotzende Ex-Knacki einander an.
Komische und absurde Wendungen
Und die Zuschauer nehmen Anteil an dem komischen und absurden Wendungen dieser anfänglichen Zwangsgemeinschaft, die sich allmählich zu einer ganz außergewöhnlichen Freundschaft entwickelt: Sie werden Zeugen von Philippes Alltag zwischen Kunstgenuss und Anwaltsbesuch, erleben ihn beim ersten Joint und dem Besuch der ihn an den Ohren verwöhnenden Colette. Sie sind Gäste bei Philippes Geburtstag, lernen seine Brieffreundin Eleonore kennen und fiebern mit beim von Driss eingefädelten Treffen mit ihr.
Leichthändig zaubert Regisseur Dietmar Horcicka die tragikomischen Wendungen dieser Geschichte auf die Bühne, bringt mit viel Musik die unterschiedlichen kulturellen Welten zwischen Klassik und Afro-Beat auch akustisch zum Klingen. Geschickt nutzt er die Möglichkeiten der Drehbühne für blitzschnelle, nahezu filmische Szenenwechsel, hat auch für delikate Momente überzeugende Ideen und hält sich dennoch fern von jeglichem Klamauk.
Überzeugende Schauspieler
Der Erfolg ist auch das Verdienst des überzeugenden insgesamt fünfköpfigen Ensembles aus Fabian Rogall, Julika Wagner (als Büroleiterin Yvonne), Rebecca Lara Müller (als Haushalterin Magalie), sowie den glänzenden Ingo Brosch (Philippe) und Deryl Kenfack (Driss) in den Titelrollen. Gemeinsam begeistern sie das Publikum mit einer gleichermaßen tiefgründigen wie kurzweiligen Geschichte einer Mut-machenden Freundschaft.
Nächste Vorstellungen am 23. und 31. Juli, sowie am 1., 5., 6., 13. und 14. August. Karten: Telefon 09338/972855 oder www.frankenfestspiele.de