Mitten im Sherwood Forest und im mittelalterlichen Nottingham fand sich das Publikum bei der Premiere von "Robin Hood – eine Legende" wieder. Nicht nur das opulente Bühnenbild des Abenteuerstücks auf der Freilichtbühne Sömmersdorf (Lkr. Schweinfurt) begeisterte die fast 2000 Zuschauer, sondern auch die beeindruckende Schauspielleistung der Laiendarsteller, jede Menge Action, hohes Tempo, witzige Szenen, mitreißende Musik und technische Raffinessen. Immer wieder gab es Szenenapplaus.
Regisseurin Silvia Kirchhof hat das Stück aufwändig, mit Gespür für Details und vielen gelungenen Ideen inszeniert. Drama, Liebe, Kampf, Freundschaft, Hass und Freude: Es wurde viel mehr daraus als nur die bekannte Geschichte von Freiheit und Gerechtigkeit aus dem England des 12. Jahrhunderts.
Wer die Bilder aus dem Film mit Kevin Costner im Kopf hatte, fand einiges in Sömmersdorf wieder. Etwa die wunderbare Szene, in der Robert von Locksley, sehr authentisch gespielt von Marius Mergenthal, erstmals auf John Little trifft. Norbert Mergenthal gibt nicht nur von der Statur her dieser Figur das Format.
Großes Können beim Stockkampf
Sehr gekonnt der Stockkampf, bei dem die beiden auf einem Baumstamm über dem Wasser balancieren. Auch die anderen, echt wirkenden Kampfszenen mit Schwertern, Lanzen und Stöcken sind das gelungene Resultat monatelanger Proben mit einem eigenen Kampftrainer.
Solche Szenen garniert die Regie mit komödiantischen Akzenten, etwa wenn Robins wasserscheuer Freund Will Scarlett (Markus Seuffert) sich am Stock über den Baumstamm ziehen lässt. Der Lohn sind fröhliches Lachen und viel Applaus.
Das Theaterstück nach dem Buch von Marion Beyer und Hermann J. Vief, bearbeitet von Silvia Kirchhof, bietet gegenüber dem Film viele neue Szenen und Figuren auf. Kein Problem: Der 680-Einwohner-Ort Sömmersdorf verfügt über einen erstaunlichen Pool an hervorragenden Schauspielerinnen und Schauspielern: 80 Personen stehen auf der Bühne.
Ein machtgieriger Sheriff von Nottingham (Klaus Büttner) geht dabei ebenso in seiner Rolle auf, wie sein bösartiger Handlanger Guy von Gisborne (Johannes Gessner). Der findet in Prinzessin Isabelle von Angoulême, Gattin von Prinz John, eine ebenso herrschsüchtige wie intrigante Gespielin. Johanna Kassner hat diese Figur nicht nur in Gestik und Mimik verinnerlicht, sie beherrscht auch den französischen Akzent meisterhaft.
Ein hinterhältiger Prinz John
Der ebenso naive wie hinterhältige Prinz John ist Frank Greubel wie auf den Leib geschrieben. Er erntet ebenso viel Beifall wie Bruder Tuck (Christoph Selzam), Haushofmeister Storm (Thomas Schmitt), der Bischof von Blackcanons (Joachim Kress) oder selbst der Bettler (Jörg Kampe). Robert König strahlt als König Richard natürliche Autorität aus.
Als Lady Marian beeindruckt Anna Endres mit Liebreiz und Mut, und mancher Zuschauer meinte, in der Liebesszene mit Robin Hood ein echtes Paar zu sehen. Als ihre resolute Zofe Lady Catherine weiß Sabine Nöth ihren Charme richtig einzusetzen. Auch ein Hofnarr Lutzelot, gespielt und getanzt von Patrick Spyra, sorgt immer wieder für bewunderndes Klatschen.
Live-Ensemble begleitet mit irischer Folkmusik das Geschehen
Ein Live-Ensemble begleitet mit vorwiegend selbst komponierter irischer Folkmusik das Geschehen, verbindet die Szenen und sorgt für vertiefende Momente. Auf der Bühne ist Conrad Schmöe mit seiner Laute der Stimmungsmacher, bei dem nicht nur die Geächteten mitfeiern müssen, sondern auch das Publikum. In der Sömmersdorfer Sängerin Bianka Brückner hat er eine Partnerin mit erstaunlicher Stimme.
Genial setzt die Regisseurin digitale Einspieler ein, die über die LED-Videowand in der Innenbühne laufen. Eigens gedrehte Filmsequenzen ergänzen das Bühnengeschehen, was etwa das Bogenturnier richtig spannend macht. Wenn dann der Haushofmeister aus dem Film mit Robins Pfeil auf der Bühne auftaucht, wird er mit erlösendem Beifall empfangen.
Viele Details und eine besondere Atmosphäre
Die vielen Details, die Pferde, ein Falke, die Feuerschlucker, selbst die gelben Bänder der Wanderhuren oder auch die mitspielenden Kinder bereichern das Stück. Und natürlich sorgt auch das Umfeld abseits der Bühne, die Hütten und Holzgestelle auf dem Catering-Gelände (mit Pizza "Bruder Tuck" oder Rotwein "Prinzessin Isabelle") für eine besondere Atmosphäre.
Auch wenn aus Lärmschutzgründen um 22 Uhr nach minutenlangem Applaus das Publikum aus dem Zuschauerraum komplimentiert werden musste, waren Stimmung und Echo allenthalben euphorisch.
Weitere Spieltermine: 30. Juli 18.45 Uhr, 31. Juli 15 Uhr, 5. August 18.45 Uhr, 6. August 18.45 Uhr. Karten: www.kulturauspassion.de