Ein fleißiger und hochinteressanter Künstler starb 73-jährig in Lengfurt am Main (Lkr. Main-Spessart): Johann Nußbächer bewohnte dort das Schulhaus, ein geräumiges Bauwerk der Nachkriegsmoderne – 1957 eingeweiht, lichtdurchflutet und mit Platz fürs Experimentieren, für sein Schaffen und, besonders schön, auch für das Aufhängen seiner farbigen späten Gemälde.
Noch vor wenigen Jahren sagte Nußbächer, er habe mehr Ideen, als er in seinem Leben werde umsetzen können. Immerhin zwei Werkreihen konnte er noch auf eine ansehnliche Länge bringen: Qualität Ehrensache.
Am letzten Junitag 1947 in Oberschlag bei Regensburg geboren, studierte Johann Nußbächer von 1969 an fünf Jahre lang am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, wo er anschließend knapp zwei Jahrzehnte lang selbst lehrte. Zudem arbeitete er als freischaffender Künstler.
Gleich im ersten Jahr nach seinem Studienabschluss eröffnete er die "Handpresse", eine Werkstatt für Radierung und Lithografie nebst Edition und Galerie in der Würzburger Schillerstraße. 1984 gründete Nußbächer die Sommerakademie Triefenstein in der Lengfurter Schule. Ein Jahr zuvor hatte seine rege Ausstellungstätigkeit begonnen – in Tokio mit der Teilnahme an einer Radierungs-Gruppenschau, gefolgt von seinem Würzburg-Debüt in der Otto-Richter-Halle.
Ein schwerer Unfall brachte ihn zu neuer Vielseitigkeit
In den 1990er Jahren wandte Johann Nußbächer sich dem schwungvollen Genre der Informel-Malerei zu, der er bis zu seinem Tod treu blieb. Abstrakte Gestik und das Entwickeln von Räumlichkeit eröffneten ein weites Experimentierfeld - zum Beispiel beim Ausprobieren von Lackfarben. Hier gelangen ihm Werke, die auch von Spezialsammlungen für Lacktechniken staunend anerkannt wurden – auch wenn der Wahlfranke nicht die bewunderten japanischen Pigmente, sondern Industrieware verwendete. So zogen Werke von ihm ins Münsteraner Museum für Lackkunst ein. Weitere Nußbächers sind in der Bayrischen Staatsgemäldesammlung, im Stadtgeschichtlichen Museum Nürnberg, in der Artotheque Caen und den Städtischen Sammlungen Schweinfurt zu sehen.
Ein schwerer Unfall erforderte außer der körperlichen Reha vor allem die Wiederherstellung seiner Künstlerseele. Dabei fand er neue Herangehensweisen, zunächst mit der Wiederaufnahme von figurativen Elementen, letztlich hin zu einer neuen Tiefe und Vielseitigkeit. Außer seinem großen Oeuvre hinterlässt Johann Nußbächer zwei erwachsene Töchter, die ebenfalls kreativ arbeiten.