
Zuerst ein Wort zu den Musikern, auch wenn die meisten im Saal wegen des Herrn im Frack gekommen sein werden. Aber diese Musiker sollen ruhig am Anfang stehen. Weil ihr Spiel ziemlich begeisternd ist. Und vor allem: total variabel. Der Pianist greift zwischendurch zum Akkordeon. Der Bratscher spielt auch Posaune, der Geiger Banjo. Der Mann am Basssaxofon zupft zwischenzeitlich auf der Gitarre. Der Kontrabassist bläst ins große Sousaphon. Und die Zugabe der Zugabe wird ganz am Schluss zeigen: Singen können die Herren des Palast Orchesters auch.

Nur Cecilia Crisafulli, die wunderbare Geigerin, bleibt den ganzen Sonntagabend im Würzburger Congress Centrum bei ihren Leisten, Verzeihung, Saiten. Und der Mann im Frack, wegen dem die meisten im nahezu ausverkauften Saal sich die hochpreisigen Karten geleistet haben werden, auch. Aber schnell noch ein Wort zur Musik, die das Palast Orchester spielt. Gegründet vor 32 Jahren, hält das Ensemble Melodien und Stücke aus Deutschlands Goldenen Zwanzigern, auch Dreißigern am Leben. Besser: lässt sie frisch erklingen, ohne Schellackplattenknarzen und verstaubtes Knistern.
Lässig und elegant und charmant und gewitzt und wohlerzogen und galant: Max Raabe
Und dass diese Lieder mit ihren manchmal altmodischen, oft witzigen und pfiffigen und durchaus mal subtil bis frivolen Texten, so nett anzuhören sind? Das liegt - Achtung, der perfekte Moment wird jetzt nicht verpennt - natürlich am Mann im schwarzen Smoking, später Frack, wegen dem die weit, weit über 1000 Zuhörer am Sonntagabend gekommen sind. Max Raabe! Keiner, der so lässig und elegant, elegant und lässig, charmant und gewitzt, gewitzt und charmant, wohlerzogen und galant Lieder ankündigen kann wie er.
Und wenn der 55-Jährige dann in seinem Frack und ein wenig steif singt, er wäre gern ein Huhn, weil das vormittags ein Ei legt und dann frei hat. Oder wenn er in seinem warm-weichen Bariton sinniert,"heut steh' ich nicht auf, ich wüsst' auch nicht wozu. Augen auf und Augen zu . . ." Dann ist das einfach nur kurzweilig gute Unterhaltung, wie er sie Jahr für Jahr und seit langem präsentiert. "Der perfekte Moment … wird heut verpennt" heißt das Programm, mit dem das Palast Orchester und sein singender Frontmann professionell durchs Land tingeltangeln und große Halle füllen.

"Du bist meine Greta Garbo", "Du, du dudel du, du", "Wenn du mal in Hawaii bist" und ja, das Schwein, das nicht anruft . . . Gassenhauser reiht sich an Ohrwurm, Ohrwurm an unvergessenen Schlager. Und alles ist perfekt inszeniert und bis ins Detail choreografiert. Vom mal zitronengelben, mal knallroten, dann wieder lilablassblauen Bühnenlicht über Musikerscherze (wie dem einnickenden Pianisten) bis zu Details wie dem Luftmännchen, das im Lied über den Gummikavalier aufploppt, den Amalie mit ins Bad nimmt.
Fast zu perfekt. Aber nur fast.
Dass das ganze nicht zu perfekt und künstlich scheint, liegt am spritzig-kultivierten Ton des Orchesters. Und den pointierten Moderationen des Max Raabe: "Wenn der Gatte sagt, er repariert das, dann repariert er das. Dann muss man ihn nicht alle sechs Wochen daran erinnern."
Begeistertes Publikum, stehender Applaus. Und der kleine grüne Kaktus sticht, sticht, sticht als Zugabe auch noch.