Als die 1978 in der ostafrikanischen Republik Malawi geborene Malia zum ersten Mal im Radio die Stimme von Billie Holiday hörte, war es um sie geschehen. Die Musik eröffnete ihr eine vollkommen neue Welt. Prompt brachte Malia sich selbst 20 Jazz-Standards bei, engagierte einen Pianisten und trat in ihrer Wahlheimat London in Kneipen auf. Das war vor ungefähr 15 Jahren. Heute ist Malia mit ihrem leicht angerauten Timbre selbst eine der ausdrucksstärksten und vielseitigsten Sängerinnen der Jazzwelt. Beim Schweinfurter Nachsommer wird sie am Donnerstag, 22. September, im Trio einen Querschnitt aus ihrem musikalischen Schaffen präsentieren.
Malia: Als Menschen begegnen wir immer wieder anderen Menschen, die uns beeinflussen, die unserer Arbeit neue Richtung geben. Ich bin immer sehr offen, wenn ich anderen Musikern begegne, anderen Richtungen. Ich mag es nicht, mich auf ein bestimmtes Genre zu beschränken. Insofern überschreite ich Grenzen, aber im Grunde geht es immer darum, mich selbst herauszufordern. Weniger Angst zu haben und emotionale Grenzen zu überschreiten. Wenn ich Angst habe, etwas Bestimmtes zu tun, dann tue ich genau das.
Malia: Wenn es zum Beispiel darum geht, bestimmte Musiker zu fragen, ob sie mit mir arbeiten wollen. Man muss sie ansprechen, treffen, reden. Bei Boris Blank hätte ich vielleicht gedacht, oh, der macht elektronische Musik, ganz anders als meine, der will bestimmt nicht mit mir arbeiten. Er ist schon mit Yello beschäftigt. Aber ich wollte schon immer ein elektronisches Album machen, also habe ich Kontakt aufgenommen und einen Vorschlag gemacht. Und das mache ich die ganze Zeit. Wir haben dann das Album „Convergence“ gemacht. Manchmal klappt es auch nicht, immer aber ist es eine Reise.
Malia: Man bringt immer seine Persönlichkeit mit. Und jeder hat seine ureigene Identität. Jetzt gerade mache ich ganz andere Sachen. Im September kommt ein Album mit afrikanisch-europäischen Klängen. Aber das bin eben immer ich mit meinem Jazz-Background, die versucht, musikalisch zu reisen und Landschaften für meine Musik zu entdecken. Meine Stimme wird immer bleiben, wie sie ist – und das ist natürlich ein zentraler Punkt.
Malia: Ich fühle mich in keiner Weise eingeschränkt. Es geht immer um Musik. Auch die Plattenfirma macht mir da keinerlei Vorschriften, etwa nach dem Motto, dies oder das würde sich in diesem oder jenem Land nicht verkaufen. Die Vorstellung stilistischer Grenzen wird immer auf den Musiker projiziert, aber das hat für mich keine Bedeutung. Um es so zu sagen: Ich habe keinen Aufpasser oder Richter, der mir sagt, was ich darf und was nicht.
Malia: Geschlossene Grenzen sind ja erst mal nur die physische Seite. Ich glaube, es gibt sehr viele Menschen, die ganz anders empfinden, von denen wir aber nicht viel hören. Wir hören immer nur die negativen Dinge. Aber wenigstens in Europa begegne ich diesen negativen Menschen kaum. Ich denke, die allermeisten Menschen zumindest in Europa sind ihren Mitmenschen und anderen Kulturen gegenüber sehr offen eingestellt.
Natürlich haben wir derzeit einige Turbulenzen, aber ich glaube trotzdem nicht, dass die meisten Menschen ihre Herzen verschließen, wenn sie wieder einmal lesen, dass jemand 20 Menschen umgebracht hat.
Malia: (lacht) Das ist ein Traum, seit ich Shirley Bassey mit „Diamonds Are Forever“ gehört habe, als ich sehr jung war. Da habe ich sofort gerufen, ich will singen! Ich habe denen sogar geschrieben, damals vor 20 Jahren: „Können Sie mich bitte in Betracht ziehen für den nächsten James-Bond-Song?“ Aber ich habe nie eine Antwort bekommen. Die haben mich völlig ignoriert.
Malia: Nein, nein, nein. Ich bin glücklich mit dem, was ich jetzt mache. Aber ich liebe diesen Ton, die Aura, die sie der James-Bond-Musik geben.
Malia: Boris liebt es, sehr dramatische musikalische Landschaften zu entwerfen. Das ist seine Stärke. So kam das ganz natürlich zustande. Bei solchen Songs kann ich dann sehr launisch und dunkel auftreten.
Malia: Da habe ich versucht, ein bisschen verspielter zu sein. Die Version von Peggy Lee, die ich kenne, ist sehr einfach, sehr reduziert. Ich wollte einfach meine eigene Version machen.
Malia: Ja, teilweise. Ich wollte es eigentlich in Malawi aufnehmen, aber all die Musiker und Techniker dort hinzubringen, die Kosten für Hotels und so weiter, das wäre zu teuer geworden. Also versuchte ich es, so gut es ging, hier. Als Zyklus meiner gesamten musikalischen Laufbahn und meines Lebens. Eine Reise, die beide Welten verbindet und in Musik fasst.
Malia: Wir werden einige verschiedene Sachen bringen. Die Veranstalter hatten ein Konzert mit einem anderen Programm gesehen, das ihnen gefallen hat, also werden ich darauf einiges bringen. Aber ich singe grundsätzlich immer meine Lieblingssongs, und darunter werden auch welche aus dem neuen Album sein.
Schweinfurter Nachsommer: Malia & Trio, Do., 22. September, 19.30 Uhr, SKF Halle 411, Schweinfurt. Karten unter Tel. (09 31) 60 01 60 00 und im Netz unter www.nachsommer.de